Full text: Technische Mechanik fester, flüssiger und luftförmiger Körper (Abtheilung 1, 3. Heft)

490 Mechanik fester Körper. 
noch vermindert werden kann, dass also die Quantität der wirkungsfähigen 
Kraft in der unorganischen Natur ebenso ewig und unveränderlich ist, wie die 
Quantität der Materie. Dieser Satz enthält das allgemeine Prinzip von der Er- 
haltung der Kraft oder Energie. Für beschränkte Gebiete der Natur-Erscheinungen 
war dies Prinzip schon im vorigen Jahrhundert von Newton und D. Bernoulli 
ausgesprochen worden; wesentliche Erweiterung fand es durch die Resultate der 
Forschungen von Rumford und Hum phrey Davy auf dem Gebiete der Wärme- 
lehre. Die Möglichkeit seiner allgemeinen Gültigkeit sprach zuerst (1842) der 
Arzt Dr. Julius Robert Mayer aus Heilbronn aus, während gleichzeitig, unab- 
hängig von ihm, der englische Techniker James Prescott Jo ule in Manchester 
eine Reihe wichtiger und schwieriger Versuche über das Verhältniss zwischen 
Wärme und Arbeit durchführte.*) 
IX. Aufgabe der Mechanik. 
Die Wissenschaft der Mechanik handelt von den bewegenden 
Kräften und den Bewegungen, sowie von den Leistungen und Wir- 
kungen der Kräfte und bewegten Massen. Die zu betrachtenden Körper 
können sich im Zustande der Ruhe (des Gleichgewichts) oder der Be- 
wegung befinden. Danach unterscheiden wir 2 Haupt-Abtheilungen der Mechanik: 
die Statik**) und die Dynamik. 2) 
In der Baumechanik finden die Lehren der allgemeinen Mechanik 
(Statik und Dynamik) Anwendung bei der Untersuchung der Stabilität und Trag- 
fähigkeit von Baukonstruktionen, insbesondere bei Ermittelung der innern Kräfte 
derselben aus den gegebenen äussern Kräften. 
X. Kurze Geschichte der Prinzipien der Mechanik. 
Wir wissen, dass den orientalischen Völkern des Alterthums schon in frühester 
Zeit ein gewisses Maass von praktischer Mechanik eigen war; über den Stand ihrer 
theoretischen Kenntnisse sind wir aber ganz im Dunkeln. Erst die griechischen Ueber- 
lieferungen verbreiten über die Anfänge der theoretischen Mechanik einiges Licht. 
Der Grieche Archytas (400 v. Chr.) soll das erste Werk über Mechanik 
geschrieben haben. Die älteste uns erhaltene Schrift „Quaestiones mechanicae* 
rührt von Aristoteles (384-322 v. Chr.) her; er ergeht sich darin aber nur in 
unklaren Spekulationen. 
Als eigentlicher Begründer der wissenschaftlichen Mechanik gilt der Syraku- 
saner Archimedes (287—212 v. Chr.). In seinen beiden uns erhaltenen Schriften: 
„Ueber das Gleichgewicht der Ebenen“ (de aequiponderantibus) und: „Ueber die 
schwimmenden Körper“ (de iis guae vehuntur in aqua)”**), von denen letztere 
in lateinischer Schrift auf uns gekommen ist, bilden die Lehre vom Schwer- 
punkt, einschliesslich der darauf Bezug habenden mathematischen Untersuchungen 
und die Stabilitäts-Verhältnisse eingetauchter und schwimmender Körper den Haupt- 
gegenstand. ‘Archimedes’ Erörterungen bleiben streng auf dem Gebiete der Statik; 
ebenso sind seine Methoden rein statische. Man kann darin schon die ersten An- 
fänge einer geometrischen’Methode erblicken. 
In der ersten Schrift geht Archimedes von dem Grundsatz aus, dass „gleich 
schwere Grössen, die in gleichen Entfernungen wirken, im Gleichgewicht sind“ und 
entwickelt daraus das allgemeine Hebelprinzip, dessen Tragweite der grosse 
Denker durch den bekannten Ausspruch: „Da mihi ubi consistam, et terram 
movebo“ am treffendsten versinnlichte. — Aristoteles kannte zwar auch schon 
das Hebelprinzip, wusste dasselbe aber nicht recht zu beweisen und zu verwenden. 
Als Nachfolger des Archimedes ist Hero d. Aeltere (200 v. Chr.), ein Schüler 
des berühmten Ktesibios, des Erfinders zahlreicher pneumatischer und hydrau- 
lischer Maschinen, zu nennen. Er schrieb zu Alexandria, wo 100 Jahre vor ihm 
Euklides gelebt und gelehrt hatte, seine „Einleitung in die Mechanik“, das 
vollständigste Werk dieser Art, welches die Alten besassen; ferner, ausser andern 
Werken auch eine „Mechanica“, in welcher er aus der Theorie des Hebels die 
der übrigen mechanischen Potenzen ableitet. 
  
  
   
*) Helmholtz. Populäre wissenschaftliche Vorträge; 1865, I. 8. 99 u. 137. 
Von statikös: stehen machend und stenai: stehen. 
) Von dynamis: Kraft. 
Von Commandinus 1565 nach einer lateinischen Uebersetzung heraus gegeben. 
  
  
     
    
     
   
   
    
   
  
   
   
  
   
  
   
    
    
   
  
  
   
    
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
   
  
   
   
   
   
  
  
  
   
  
  
  
  
   
  
   
  
  
  
  
   
    
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