Full text: Technische Mechanik fester, flüssiger und luftförmiger Körper (Abtheilung 1, 3. Heft)

   
496 
  
Mechanik fester Körper. 
entwickelten Sätze über die Erhaltung der Quantität der Be wegung und 
des Schwerpunkts ein bequemes Hilfsmittel zur raschen Lösung von Aufgaben 
über frei bewegliche Massen-Systeme bildet. 
Das berühmte Lagrange’sche Werk (Mecanique analytigue) erschien 
1788, also etwa 100 Jahre nach dem Bekanntwerden der Newton’schen „Prinzipien“. 
Während Newton seine Sätze mit Hilfe von Konstruktionen an der Figur rein 
geometrisch (synthetisch) entwickelte, gab Lagrange in seinem ganzen Werke 
nicht eine einzige Figur, weil er sich prinzipiell bemühte, jeden Fall mit möglichst 
wenigen Mitteln in Formeln darzustellen. 
In der Statik stellt Lagrange das Prinzip der virtuellen Geschwindiekeiten an 
die Spitze und in der Dynamik legte er allen Entwickelungen das d’Alembert’sche 
Prinzip zu Grunde. Die Statik und Dynamik der Flüssigkeiten giebt er als be- 
sondere Fälle der Anwendung der allgemeinen Mechanik im Schlusskapitel. Seine 
Arbeit ist heute noch das unübertroffene Fundamental-Werk der analytischen 
Mechanik; es bildet den glanzvollen Abschluss der auf allgemeine Systematisirung 
und Entwickelung gerichteten. Bestrebungen in der Periode Newton - Lagrange. 
Auch die am Ende des 18. Jahrhunderts erschienene „Mecanique celeste“ von 
Laplace (1749—1827) fällt dagegen nicht in die Waagschale. — 
Die bedeutendsten Erscheinungen des 19. Jahrhunderts sind die Erweiterung 
der mechanischen Grundbegriffe (Kräftepaare, Trägheits-Ellipsoid und 
Zentral-Ellipsoid) sowie die Einführung neuer synthetischer Methoden durch 
Poinsot (1777—1859) und die Entdeckung des mechanischen Wärme- 
Aequivalents durch Robert Mayer (1842), mit welcher das bereits von Huyghens 
angedeutete, von Johann und Daniel Bernoulli in allgemeinere Form gekleidete 
Prinzip der lebendigen Kraft zu hoher Bedeutung gelangt und gleichzeitig 
auch der von Descartes in seinen Prinzipien der Philosophie ausgesprochene Satz: 
„dass die anfangs erschaffene Menge der Materie und der Quantität der Bewegung 
unverändert bleibe, wie dies allein mit der Beständigkeit des Schöpfers der Welt 
verträglich sei“, Bestätigung findet. — 
Mit dem bedeutungsvollen Hervortreten der Technik im 19. Jahrhundert, durch 
die gewaltigen Fortschritte im Berg-, Maschinen- und Eisenhüttenwesen und durch 
die Einführung neuer Verkehrsmittel, insbesondere der Eisenbahnen, nimmt auch 
in ihrer weitern Entwickelung die Mechanik mehr und mehr ein technisches Gewand 
an. Es bildet sich allmählich auf dem Gebiete der allgemeinen Mechanik ein be- 
sonderer Zweig, dietechnische Mechanik oder Baumechanik aus, welche auch 
den hauptsächlichsten Anlass dazu giebt, dass neben der analytischen die synthetische 
Methode zu grösserer Vollendung gelangt, bis sie sich endlich zu derjenigen 
Methode ausbildet, die wir heute die grafische nennen. — 
XI. Kurze Geschichte der Baumechanik. 
Wir beschränken uns darauf, den Gang der Entwickelung der Bau- 
mechanik nur übersichtlich anzudeuten und trennen dabei die beiden Hauptgebiete 
derselben: „Elastizitäts-Lehre“*) und „Statik der Baukonstruktionen.“ 
Zu Anfang des 17. Jahrhunderts finden wir Galilei mit Fragen über die 
Festigkeit beschäftigt. Er zeigt, dass hohle Röhren eine grössere Biegungs- 
Festigkeit darbieten, als massive Stäbe von gleicher Länge, und wendet diese Er- 
kenntniss an, um die Formen der Thierknochen zu erläutern. Bei seiner Theorie 
der Bruch-Festigkeit — der ersten die aufgestellt wurde — betrachtete er einen ein- 
gemauerten Balken, der am freien Ende belastet ist. Dabei ging er aber von der 
falschen Annahme aus, dass die elastische Linie eine Parabel sei, legte die 
horizontale Gleichgewichts-Axe durch den tiefsten Punkt des Querschnitts und be- 
trachtete die Spannungen für alle Querschnittspunkte als konstant. Mit scharfem 
Blick erkannte er aber, dass bei einer parabolischen Begrenzung der Unter- 
fläche des Balkens sein Widerstand in allen Querschnitten gleich gross sei und 
man dadurch !/; an Material sparen könne. 
*) Für die Elastizitäts-Lehre ist in 1. Linie der „Abriss der Geschichte der Elastizitäts-Lehre* 
von Winkler (Techn. Blätter 1871. I. S. 22) benutzt worden. 
Vergl. auch Winkler. Vorträge über Statik der Baukonstruktionen, gehalten am der k. 
techn. Hochschule in Berlin. I. Hefi: Festigkeit gerader Stäbe. I. Th. III. Aufl.: als: Manuskript 
gedruckt. 1883. 
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
   
  
  
  
  
   
  
   
   
   
  
   
  
  
  
  
   
  
   
   
Sein 
Grandi 
beiden 
müsse, v 
Der 
zeigten, 
Lagen ei 
Gali 
Materials; 
der Engl 
Gesetz 
Spannun: 
der Hlas 
Das 
dass die 
und dur 
drähten, 
Mai 
hängig v 
aus Holz 
Lasten y 
Beseitigu 
dass sich 
und auf 
Dur: 
eine dop 
als wenn 
als an di 
Auf 
vement 
wasLeil 
Mariotte 
solidor 
Axe in d 
eines Qu: 
jener Ax 
Par 
Spannung 
den Grui 
einige Ve 
und bere 
Mit 
Jahrhund 
und Cou 
Jak 
wobei er 
umgeke 
Eule 
ausgedeh 
merkte, 
könne, 
KEuler’sch 
Stabaxe ı 
Er findet 
treten kö 
Grösse. di 
“)) De 
de M. Ber 
**) De 
4. 
  
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.