786 Hydrometrie.
wird durch die Fluthwelle auf eine bestimmte Ausdehnung nicht nur aufgestaut,
sondern auch zurück gedrängt, stromaufwärts bewegt. Die bei der Fluth aufwärts
strömende Wassermenge ist um so grösser und andrerseits die Ebbeströmung um
so lebhafter, je weniger Bewegungs-Hindernisse zu überwinden sind. Die Bestimmung
der Oberwasser-Mengen ist aus dem Vorangeschickten zu entnehmen. Besonders
ist bezüglich des Oberwassers die Ermittelung der Wassermengen-Kurven (8. 756
und 775) zu empfehlen, da die Kenntniss der Oberwasser-Mengen in allen Fällen der
3estimmung der Fluthwasser-Mengen voraus gehen muss, weil die in einer bestimmten
Zeit ein Querprofil im Fluthgebiet passirende Gesammt-Wassermenge sich aus dem
in dieser Zeit erfolgenden Gesammt-Zufluss des Oberwassers und einer Wassermenge
zusammen setzt, welche —= ist der algebr. Summe der Produkte aus den oberhalb
des Profils bis zur Fluthgrenze vorhandenen, je nach stattgehabter Hebung oder
Senkung entsprechend ausgeschiedenen Wasseroberflächen mit ihren in jener Zeit
vorgekommenen Hebungen und Senkungen, insofern alle Hebungen mit negativen,
alle Senkungen mit positiven Vorzeichen angesetzt werden.
Es kommen nämlich in den einzelnen Abschnitten, in welche man sich den
Tidestrom zerlegen kann, Hebungen dann vor, wenn in den untern Profilen weniger
Wasser ab- als zuströmt und Senkungen dann, wenn in den untern Profilen die
Abströmung grösser ist als die Zuströmung im obern. Das während einer bestimmten
Zeit den Zuwachs — die Hebung — in einer Abtheilung angebende Theilprodukt
aus der betr. Wasseroberfläche dieser Abtheilung in die eingetretene Erhöhung des
Wasserspiegels ist sonach bei Ermittelung der Abflussmenge von der Zuflussmenge
in diese Abtheilung während der gleichen Zeit abzuziehen; das einer Senkung
entsprechende Theilprodukt ist als Abflussmenge hinzu zu fügen.
Die Hebungen und Senkungen werden in gleichen Zeitabschnitten — etwa von
Stunde zu Stunde — an nicht zu weit von einander entfernten Pegeln (am besten
mittels selbstregistrirender Pegel) bestimmt. Aus der ein Profil während dieser
Zeit durchströmenden Gesammt-Wassermenge dividirt durch die Sekundenzahl des
Zeitintervalls erhält man die mittlere sekundl. Wassermenge.
Um den Maximal-Abfluss für 1 Sek. zureichend genau zu erhalten, werden,
bei sonst gleichem Vorgehen, kleinere Zeitintervalle — etwa 10 Minuten — für
die vorzunehmenden Wasserstands-Beobachtungen gewählt *).
Fig. 771.
Wenn in Fig. 771 A die Fluthgrenze bezeichnet und die stärker ausgezogene
Linie ABCD die Wasserspiegel-Linie am Anfange, die schwächer ausgezogene
dieselbe Linie für das Ende der Beobachtungs-Zeit — gewöhnlich 1 Stunde —
angiebt, wenn ferner M, die in derselben zufliessende Oberwasser-Menge, M, die
in Profil 3, M, die in C und M,; die in D durchströmenden Wassermengen sind,
U, 8, Deo 21, 2% 23...2, diein AB und OD beobachteten Hebungen der zu
ihnen gehörenden betr. Wasserspiegel-Abschnitte X,, X, X;.. 223728, 2a 5 Ud
Yı, 92 Ys . . . die beobachteten Senkungen der Abschnitte Y,, Y;, Y3.... so erhält man:
H=-M- Na Ly un = M— I(Xe);
= M—-L2:&K)+L2(ly; ;=M— E(Xa)+ 2(y)— Z(Z2).
i . & di s IHLz
Es wird die mittlere sekundl, Wassermenge M z. B. in D zu E erhalten, wenn
die Beobachtungs-Zeit —= t Sek. war.
*) Es ist hier von Bestrebungen, passende Instrumente zu kontinuirlichen Geschwindigkeits-
Messungen zur Zeit der Ebbe, Fluth und der Kehr der Strömung zu konstruiren, Notiz zu nehmen.
Vergl. dazu Engineering, 1883, II. $S. 531. Anscheinend ist die Aufgabe jetzt gelöst in einem
Instrument, bei welchem der Geschwindigkeits-Druck des Wassers mittels einer Feder gemessen wird.