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Pfahlrost und eiserne Pfähle. 145
Von der Ansicht ausgehend, dass die Tragfähigk. eines Pfahls mindestens
— sein muss dem Reibungswiderstd., welchen derselbe im Erdreich erfährt, und
den man beim Ausziehen von Pfählen messen kann, hat Hurtzig!) auc h für
Thonboden eine Formel aufgestellt. Die Beobachtungen dazu w urden an den
Pfählen eines Fangedamms gemacht, die in festen blauen Thon eingerammt waren
und demnächst wieder ausgezogen "wurden. Die Art und Weise, wie Hurtzig
den Reibungswiderstd. für die Einheit der Pfahl-Umfläche festgestellt hat, ist
indessen anfechtbar: die Pfähle hatten quadrat. Querschnitt und bildeten W ände,
d. h. sie standen dicht zusammen. In Folge dessen nimmt Hurtzig an, dass
die Reibung nur von 2 Seiten der Pfähle stattfand, und erhält jedenfalls einen
zu grossen Reibungswiderstd. für die Flächeneinheit. Denn wenn auch zuge-
geben wird, dass an der Seite des Pfahls, von der so eben der Nachbarpfahl
entfernt w urde, nur eine geringe oder gar keine Reibung stattfand, so kann man
dies von der entgegen gesetzten Seite, auf der die Pfühle noch stehen, jedenfalls
nicht annehmen. Es würde daher richtiger sein, anzunehmen, dass die Reibung
an 8 Seiten stattfand, wodurch sich der von Hurtzig be ‚rechnete Reibungswide rstd.
um 1/; vermindert.
Hurtzig fand denselben zu 9159 ke f. 1am (1875 Pfd. pro 7‘ engl.). Bei
Vertheilung der Reibung auf 3 Seiten des Pfahls würde dieselbe rund 6000ks
betragen. Die Formel, welche Hurtzig aufstellt, lautet für metrisches Maass:
ha 1 i
e = — — ——, oder nach P aufgelöst:
P==: 1800 ®
(2060) Er
(1030 ns (1.060.900) (2060).
vIll.. P= — 650 e 22500 e? + 1300 h Q.
Die Buchstaben haben dieselbe "Be deutung, wie in den übrigen Formeln;
h und e sind in mm, die Gewichte P und Q in kg zu nehmen. Die einge-
klammerten Zahlenwerthe entsprechen dem grössern von Hurtzig berechneten
Reibungswiderstd., die nicht eingcklammerten "sind die um !/, verminderten
Bei den Versuchen von Hurtzig standen die quadrat. Pfähle i. M. 5,64 m
tief im Boden, der nur in schwachen obern Schichten aus Torf und Sand, der
Hauptsche nach aber aus festem Thon bestand. Die Gesammt-Umfläche betrug
auf dieser Länge 7,06 am, von der Hurtzig nur die Hälfte, Verfasser dagegen 3,
als der Reibung ausgesetzt ansieht. Der gesammte mittlere Reibungswiderstd.
betrug für 1 Pfahl 32330 ke.
Ob die Hurtzig’sche Formel auch für geringere Tiefen und Thon von ge-
ringer Festigkeit angewendet werden darf, müssen anderweitige Versuche erst
klar legen. —
Bei allen wichtigern Bauwerken muss man durch Belastung von Probe-
pfählen sich Ueberzeugung von der Tragfähigk. verschaffen, da sämmtliche
Formeln zu unsichere E reebnisse liefern, in den meisten Fällen zu grosse, in
einzelnen aber auch zu kleine. Letzteres wird namentlich in Triebsand und den
feinen Ablagerungen an der Seeküste mit nn Schlickgehalt der Fall sein,
welche mit der Tiefe in festen grauen Sand übergehen. In solchen Bodenarten
lassen sich die Pfähle durch schnell schlagende Rammen leicht eintreibe »n, können
trotzdem aber eine ziemlich bedeutende ruhende Last aufnehmen.
Auf den bei umfangreichen Bauwerken an verschiedenen Stellen zu schlagenden
Probepfählen muss die Belastung während längerer Zeit ruhen; namentlich ist
dies bei Thonboden nothwendig.
Es seien einige Belastungsangaben der Rostpfähle ausgeführter Bauwerke
mitgetheilt:
Brücke bei Neuilly. Die Rostpfähle 31 em stark sind mit je 52 800 kg belastet. Dieselben
stehen in Kies und mit den Spitzen auf Fels.
Brücke bei Orleans 52500ks. Ein Pfeiler dieser Brücke setzte sich um 0,26 m.
Brücke bei Tours (eingestürzt) 76 900 kg.
Weichsel-Brücke bei Graudenz 39750kg. Die Rostpfähle dienen hier nur zur Sicherung
des Fundam, und es wird auf ihre Tragfähigk. erst gerechnet, wenn die Betonsohle unter-
spült ist.
1) Excerpt Min. of Proceed. of the Inst. of Civ. Engin, Sess. 1883/84.
Ill.