Full text: Der Grundbau (Abtheilung 3, 1. Heft)

   
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Luftdruck-Gründung. 267 
Das Entströmen von Luft unter der Schneide erscheint theoretisch unnöthig, 
hat aber Zweckmässigkeits-Gründe zur Unterlage. Wollte man nämlich nur die 
Luftverluste durch Undichtigkeiten und Ausschleusen ersetzen und den Wasser- 
spiegel bis zur Senkkasten-Schneide, oder auch noch nicht ganz bis zu derselben 
absenken, so würde die zugeführte Luftmenge V,’ + Vı“‘ (s. weiter unten), 
möglicher Weise zu gering sein, um für die durch den Athmungs-Vorgang der 
Arbeiter und beim Brennen der Lichter verbrauchte Luft genügend Ersatz zu 
schaffen. i 
Nun verbraucht allerdings 1 Mensch zum Athmen in 1 Stunde nur diejenige 
Sauerstoffmenge, welche in 0,5 ebm reiner atm. Luft enthalten ist und bei Ver- 
brennung eines Kerzengewichts von 60 gr wird nur der in etwa 0,04 ebm reiner 
Luft enthaltene Sauerstoff aufgezehrt. Es ist darnach diese Luftmenge stets 
kleiner, als die eben berechnete, welche durch Undichtigkeiten verloren geht. 
Wie bei jeder Lüftungsanlage kommt es aber weniger auf den Ersatz des 
verbrauchten Sauerstoffs als vielmehr auf die Verdünnung der entwickelten 
schädlichen Gase (Kohlensäure, Fettsäure, Buttersäure) an. Die Sauerstoff-Ver- 
minderung würde im Gegentheil wahrscheinlich günstig auf die Gesundheit 
wirken, wenn in ungefährlichen Gasen (Stickstoff) ein Ersatz geschaffen würde, 
weil die gefährlichsten Krankheitserscheinungen, denen die Arbeiter in Folge 
des Aufenthalts in hohem Luftdrucke ausgesetzt sind, der zu grossen Auf- 
nahme von Sauerstoff ihren Ursprung zu verdanken scheinen.) Es würde 
daher vortheilhaft sein, zur Verdünnung der schädlichen Gase nicht ver- 
diehtete atm. Luft, sondern ein Gemenge aus Luft und reinem Stickstoff zuzu- 
führen, oder auch statt dessen die im Senkkasten gebildete Kohlensäure zu 
binden. Zur genügenden Verdünnung aber reicht der Ersatz, welcher durch die 
Undichtigkeiten gut gearbeiteter Senkkasten erfordert wird, nicht immer aus, 
wie man bei Arbeiten in dichtem Boden (Thon oder Lehm) zu beobachten Ge- 
legenheit hat. Erklärlich wird diese Thatsache schon dadurch, dass die grössten 
Undichtigkeiten in der Regel in dem Stoss zwischen Decke und Seitenwand 
lieven. Wenn also die Senkkasten-Grundfläche durch Wasser oder dichten Boden 
abgeschlossen ist, so wird die hauptsächlichste Strömung der Luft dicht unter 
der Decke von den Schachtrohren zu den Wänden hin stattfinden, während die 
tiefer liegenden Luftschichten, in denen die sich bückenden Arbeiter athmen, 
mehr oder weniger unberührt und unbewegt bleiben. Aus diesem Grunde muss 
man auch in Lehm- und Thonboden häufig durch künstliche Lüftung nachhelfen, 
indem man in der einen Schlense Luft ausströmen lässt, während die frische Luft 
nur in die andere eintritt. Ist nur eine Schleuse vorhanden, so muss man in 
solchen Erdarten die Luftzuführungs-Rohre bis in den Senkkasten 
verlängern, so dass der Austritt der frisch zugeführten Luft 
aus den Leitungsrohren möglichst nahe am Boden geschieht. Als 
Verlängerung der Luftzuführung im Innern der Schachtrohre genügt ein 
wasserdichter Hanfschlauch. In dichtem Lehm und Thon wird man also in der 
That häufig die dem Senkkasten zuzuführende Luftmenge nach der Anzahl der 
in verdichteter Luft arbeitenden Menschen und der in derselben brennenden 
Kerzen bemessen müssen, und diese Luftmenge wird gleichzeitig die geringste sein, 
auf welche man die Gesammt-Luftzuführung auch in durchlässigem Boden 
unter Umständen einschränken kann In diesem wird bei solcher Verminderung 
der Luftzuführung allerdings der Wasserspiegel nur wenig unter die Schneide 
des Senkkastens gesenkt sein, so dass die Sohle sehr nass und der Aufenthalt 
im Senkkasten ungesunder ist. Es besteht nämlich ein weiterer hygienischer 
Zweck, den das Entweichen von Luft unter dem Rande des Senkkastens bei 
durchlässigem Boden erfüllt, darin, dass dabei der Wasserspiegel unter die 
Schneide gesenkt wird, so dass der Boden der Sohle nur feucht aber nicht 
wassergesättigt ist. 
Um in verschieden durchlässigen Erdarten gleich tiefe Senkung des Wasser- 
spiegels zu erzeugen, muss die Luftmenge YV7’‘, welche unter der Schneide in 
| Stunde austritt, sehr verschieden gross sein, und zwar um so grösser, je durch- 
lässiger der Boden ist. Die Grösse des Koäffiz. w, in dem Ausdruck: 
1) Vergl. die betr. Arbeit des Verf. in Deutsche Bauzeitg., 1884, 8. 176 ff. 
   
      
    
    
  
  
  
    
  
  
   
  
   
  
  
   
   
   
   
  
   
  
  
  
  
   
    
    
    
  
    
  
   
   
   
   
  
   
    
  
   
   
    
  
  
   
   
  
  
     
  
    
  
  
    
  
  
  
  
   
  
   
    
   
   
  
  
  
 
	        
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