32 Der Grundbau.
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selbst festen Thon hindurch arbeitet diese Schappe ohne jeglichen Aufenthalt.
Auch wird sie durch Geröll und Steine von der Grösse ihres halben Umfanges
nicht behindert. 8 Umdrehungen genügen im allgemeimen zu ihrer Füllung,
wobei ein Bohrfortschritt bis zu 75 em möglich ist. Die Schappe wird in 2 Grössen
von 30 bezw. 42 em Durchmesser gebraucht. Die Handhabung ist sehr einfach.
3 Arbeiter fassen mit je 1 Drehschlüssel von 2 m Länge das (restänge, welches
an einem über eine Rolle zu einem Haspel führenden Bohrseile hängt. Am
Widerstande der Schappe beim Drehen fühlen sie, wieweit dieselbe gefüllt ist.
Der Haspel mit Vorgelege dient zum Aufholen des (Gestänges und ermöglicht
der Schappe den richtigen Vorschub zu geben.!)
Das Verfahren des Einspritzens von Pfählen hat ferner eine neue Vorrichtung zur
Bodenuntersuchung, wenn auch nicht zur Feststellung der Erdarten, so doch zur
ErmittelungderbeiRammarbeitenetwahinderlie hwerdendenFremd-
körper, als Steine und Baumstämme, gezeitigt. Es ist dieses das Druckwasserrohr,
mit dem man in sandigem Boden im Stande ist, vor Beginn der Rammarbeiten den
Baugrund schnell und billig auf das Vorhandensein von Hindernissen zu prüfen.
Bei sehr wichtigen Bauausführungen (Eiffelthurm) hat man auch durch
Abteufen eines Schachtes mit Hülfe von Pressluft sich ein vollkommen
sicheres Bild über Art und Lagerung der Bodenarten verschafft.
Da für den Grundbau bei Anlage sehr wichtiger Bauwerke in bergmännisch - unterhöhltem
Gelände oder auch im Kalkgebirge mit natürlichen Höhlen (Karst) auch Tiefbohrungen erforderlich
werden können, so sei auf folgende Werke zum näheren Studium verwiesen: Die Tiefbohrtechnik
im Dienste des Bergbaues und der Eisenbahntechnik in Beziehung auf ihren Entwicklungsstand-
punkt der Gegenwart, nebst praktischen Gesichtspunkten für die Wahl der den lokalen Verhält-
nissen anzupassenden Bohrmethode in technischer und finanzieller Hinsicht von Leo Strippelmann
Leipzig bei G. Knapp. Enthält viel Kostenangaben. Ferner: Tecklenburg, Handbuch der Tiefbohr-
kunde, Leipzig bei Baumgärtner. A. Fauck, Neuerungen in der Tiefbohrtechnik, Leipzig bei Felix.
Beabsichtigt man, eine Gründung in offener Baugrube mit Wasserhaltung
durch Pumpen oder auch Nassbetonirung der Sohle unter mässiger Senkung des
Wasserspiegels auszuführen, so ist eigentlich selbstverständlich, dass man die
Bohrlöcher nicht in der Baugrube selbst, sondern rund um dieselbe herum anlegen
muss. Bohrungen in der Baugrube selbst sind in der Regel gleichbedeutend mit
ebenso viel gefährlichen Quellen, welche die Wasserhaltung erschweren, den Bau-
grund auflockern, bezw. den frisch geschütteten Beton ausspülen. Dies hat man
beim Bau der Schleusen in Brunsbüttel und Ymuiden erfahren. Namentlich im
Alluvium, wo Trockenausführungen wegen der Undurchlässigkeit der oberen
Schichten häufig möglich sind, ist die Schichtung eine verhältnissmässig gleich-
mässige, so dass Bohrungen ausserhalb der Baugrube ein genügend genaues
Bild liefern.
IH. Einschliessung, Abdämmung, Trockenlegung der Baugrube.
a. Bohl-, |[Spund- und Pfahlwände.
In sehr fest gelagertem Kies mit Steinen und Holz haben sich in Hameln
Spundwände von Buchenholz durch Pfahlschuhe aus Gusseisen, mit angenieteten,
schmiedeisernen Verbindungsplatten armirt, vorzüglich bewährt. Es wurden
Steine aus festem Keupersandstein von 20°® Dieke durch einen Probepfahl zer-
trümmert. In solchem Boden wird empfohlen, die Pfähle, soweit sie im Boden
stehen, weder mit Nuth, noch mit Feder zu versehen, wodurch das Anbringen einer
kräftigen Spitze erleichtert und das Eindringen von Geröll in die Nuth vermieden
wird. Soweit die Ptähle über dem Boden der Baugrube bleiben, kann man
sie dann beiderseits mit Nuth versehen und in die eine Nuth eine Feder
einsetzen. Dieser obere gespundete Theil bewirkt eine gute Führung beim
Rammen und dichten Schluss.? )
Ferner hat man mit Vortheil eine gemischte Konstruktion aus Eisen und
Holz zur Begrenzung der Betonirung von Kaimauer-Fundamenten angewendet,
indem man Pfosten aus M Eisen einrammte, zwischen die wagrecht liegende
Bohlen eingeschoben wurden. Vergl. auch unter A. I f. d, 4.
1) Zeitschr. d. Vereins deutscher Ing. 1889, S. 688.
2) Centralbl. d. Bauv. 1889, S. 472.