Der Grundbau.
Unterkante der wasserführenden Schicht stehen, um genügend Wasser in den
Brunnen eintreten zu lassen).
Um mässig starke Quellen zu stopfen, welche sich in der Baugrube zeigten,
hat man beim Alexandra-Dock in Hull den quelligen Grund etwa 3 m tief auf-
geräumt und die entstandene Grube mit Kreidekalk und Zementsäcken gefüllt.
Stärkere Quellen hat man dadurch unschädlich gemacht, dass man kleine Ab-
theilungen durch z. Th. 15, z. Th. 30,5 em starke, bis zum undurchlässigen Boden
gerammte Spundwände herstellte. Namentlich wurde die Stelle des Drempels mit
einer der stärkeren Wände umschlossen. Es gelang so die Quellen abzuschneiden.?)
IV. Wahl der Gründungsart.
In der Wahl der Gründungsart wird oft fehl gegriffen, namentlich in Bezug
darauf, dass durchgehende Fundamente und sog. aufgelöste (Pfeiler-) Fundamente
nicht bei den für sie. geeigneten Verhältnissen angewendet werden.
Man beachte Folgendes: Aufgelöste Fundamente für Kaimauern,
Brückenpfeiler und Gebäude sind grundsätzlich da richtig, wo in grösserer
Tiefe unter schlechtem, weichem Boden ein fester, recht tragfähiger Baugrund
getroffen wird. Man spart hier bedeutend, wenn man einzelne Pfeiler auf
Brunnen, Senkkasten oder Pfahlbündeln. auf dem festen Grunde mit gehöriger
Ausnutzung der Tragfähigkeit desselben aufführt und dieselben oben durch Bögen
verbindet. Grundsätzlich falsch dagegen sind aufgelöste Fundamente, wenn der
Boden durchweg auch in der mit den Pfeilersohlen (Pfahlspitzen) erreichbaren
grössten Tiefe nur geringe Tragfähigkeit besitzt, wie z. B. häufig in den Marsch-
gegenden, wenn der feste Sand zu tief liegt.
Hier muss man wie schon die Tabelle auf S. 100 des Grundbau lehrt die
Lasten nicht konzentriren, sondern im Gegentheile das Fundament möglichst
verbreitern, um eine geringe Belastung für die Flächeneinheit des Baugrundes
zu erzielen. Ganz besonders geeignet sind hier für Kaimauern hohe und breite
Pfahlroste mit nur kleinen Mauern an der Vorderkante. (Vgl. Abschn. III
Pfahlrost). Wenn man auch in Marschboden nicht auf die Verdichtung des
Bodens rechnen darf, weil diese mit der Zeit nachlässt und wohl ‚ganz ver-
schwindet, so ist man mit einem Pfahlroste dennoch im Stande, die Last eines
Bauwerkes nicht nur in wagrechter Richtung auf eine ‚grosse Fläche zu ver-
theilen, sondern gleichsam durch die Reibung des Bodens an den Pfählen auch
auf eine grosse Tiefe. Baut man aber in einem solchen Boden Pfeiler auf
Pfahlbündeln, die den festen Grund nicht erreichen, wie z. B. beim Binnenhafen
des Nord-Ostsee-Kanals zu Brunsbüttel geschehen, so mag anfangs die Ver-
dichtung des Bodens durch die Pfähle vielleicht genügen, um die konzentrirte
Last der Mauer zu tragen; sobald aber diese Verdichtung nachlässt kann die
geringste anderweitige Veranlassung das Gleichgewicht so weit stören, dass, wie
dort geschehen, eine Katastrophe eintritt.
Es sei ferner noch auf einen Vorzug aufmerksam gemacht, . den Brunnen- und
Pressluftgründungen vor Fangedamm- und Spundwand-Gründungen voraus haben.
Dieser besteht darin, dass man bei jenen die Fundamenttiefe je nach dem Befunde
des Baugrundes beliebig gegen den ursprünglichen Entwurf verändern kann, während
man bei diesen durch die Länge der nach dem Entwurfe beschafften Spund- oder
Pfahlwände an verhältnissmässig enge Grenzen gebunden ist. Wo also die Boden-
untersuchungen kein genügend sicheres Bild über den Baugrund ergeben haben
und die Brunnen- oder Pressluftgründung auch ohnehin mit den anderen in Wett-
bewerb treten kann, wird man letzteren aus dem beregten Grunde den Vorzug geben.°)
1) Ueber Gründung von Schleusen im Trocknen bei durchlässigem Boden vergl. auch Zeitschr.
d. Arch.- u. Ing.-Ver. zu Hannover 1888 S. 419 u. d. f.
2) Für die Bestimmung der etwa solchen Brunnen zufliessenden Grundwassermengen sei noch
auf folgende Arbeiten aufmerksam gemacht. Die Bestimmung der Geschwindigkeit eines Grund-
wasserstromes von A. Thiem i. Journal f. Gasbel. u. Wasservers. 1888 S. 18-28. Lueger, Bewegung
des Grundwassers. Vgl. auch Abschn. B. II. Gründungen auf Beton unter Wasser.
3) Ueber die Wahl der Gründungsart siehe ferner L. Brennecke: Ueber die Beurtheilung des
Werthesund die Wahl der Gründungsart Deutsche Bauztg. 1887, 8.412. Ueber die Wahlder Gründungs-
art bei Brückenpfeilern Engineering news 1891 II. S. 367—368. L. Brennecke: Wann soll man
durchgehende und wenn Sog. aufgelöste Grundmauern anwenden: Centralbl. d. Bauv. 1891 S. 434.
Mehrtens: Ueber Flachgründung und Tiefgründung von Brückenpfeilern: Centralbl. d. Bauv.1894 8.164.