Full text: Der Wasserbau (Abtheilung 3, 2. Heft)

  
  
  
  
  
  
  
  
224 Häfen. 
dingungen sind stete und sichere Zugänglichkeit und zwar mindestens der Rhede 
und des Vorhafens bei etwaiger Nothwendigkeit geschlossener Hauptbecken. 
Von letztern liegt zunächst an, oder sehr nahe der Einfahrt das Ausrüstungs- 
Becken, in dessen vorderm Theil die zum Auslaufen bereiten Schiffe liegen, 
während in dem hintern Theil die Schiffe ausgerüstet, bezw. ausser Dienst 
gestellt werden. Hierzu sind auf dem Ufer, besonders in englischen Kriegshäfen,® 
die betr. nach den einzelnen Gegenständen getrennten Magazine vorhanden. 
Zuweilen findet sich die Anordnung, dass Liege-Becken und Ausrüstungs-Becken 
getrennt sind. Für das Ausrüstungs-Becken ist wesentliche Bedingung eine 
möglichst grosse Uferlänge, damit ausreichende Magazine in unmittelbarer Nähe 
des Ufers gestellt nnd eine rasche, so wie möglichst vielfache Verbindung zwischen 
Schiffen und Magazinen herstellbar sei. Diese Forderung ist bei Kriegshäfen um so 
wesentlicher, weil Aus: und Abrüsten der Kriegsschiffe vorwiegend unter Verwendung 
von Handarbeit sich vollzieht.. Dem Ausrüstungsbau liegt benachbart das 
Bau- und Reparatur-Becken, in welchem die im Bau begriffenen oder zu repa- 
virenden Schiffe Platz haben und mit welchem die nöthigen Hellinge für den 
Neubau und Trockendocks für gründliche Reinigung und Reparatur verbunden 
sind. An diesem Becken erhalten die sämmtlichen Werkstätten ihren Platz. Erst 
in grösserer Entfernung von den Becken stehen Kasernen und sonstige Gebäude, 
abgetrennt vom Hafen durch eine Mauer, oder eine andere dichte 
Umschliessung. — Ein besonderes, wenn auch unbedeutendes Becken für Handels- 
schiffe ist erforderlich, damit unter Aufrechthaltung strengster Zucht die nöthige 
Versorgung des Hafens möglich sei: 
Die verschiedenen Abmessungen der Hafenbecken hängen hinsichtlich 
der Ausdehnung zunächst von der Grösse und Zahl der zu erwartenden Schiffe 
und hinsichtlich der Tiefe ebenfalls von der Grösse, sodann aber namentlich 
von den Wasserverhältnissen ab. Von einigem Einfluss ist auch die Art des 
Verkehrs. 
Abgesehen von den nur als Zufluchtshäfen oder Vorhäfen dienenden Becken, 
wobei nur die zu belegende Wasserfläche in Frage kommt und die Lage 
der Schiffe fast gleichgültig ist, verlangt man von gut eingerichteten Häfen, 
dass die Schiffe nahezu in ihrer ganzen Länge, so weit wenigstens die Lade- 
luken aus einander stehen, in unmittelbarer Nähe parallel zum Ufer liegen, bei 
jedem Wasserstande flott bleiben und löschen oder laden können. Es ist dem- 
nach die nutzbare Uferlänge der wichtigste Maasstab für die Leistungs- 
fähigkeit des Hafens. Bei regelmässiger Form steht freilich die Wasser- 
fäche in einem ziemlich festen Verhältnisse hierzu. Es muss nämlich die 
Breite eines längern Hafenbeckens zunächst für zwei zu beiden Seiten liegende 
Schiffe genügen und sodann müssen zwei sich begegnende Schiffe dazwischen 
den nöthigen Platz finden. Da auch im Hafen Berührungen oder gar Zusammen- 
stösse von Seeschiffen wegen der grossen Massen und lebendigen Kräfte fast 
stets nachtheilig oder verderblich wirken, so müssen die Spielräume zwischen 
den Schiffen gross genug bemessen sein. Da ferner die Gefahr mit der Grösse 
der Schiffe wächst, so möge auf jedes Schiff die gleiche Breite als nöthiger 
Spielraum in einem Hafen empfohlen sein. Für vier Schiffe von je 10 m Breite, 
das ist die kleinere Gattung Segelschiffe und Schraubendampfer (Raddampfer 
kommen wegen ihrer geringen Zahl hierbei nicht in Betracht), würde also ein 
Hafenbassin 80m breit zu nehmen sein. Da die grössten Schiffe etwa 18m breit 
sind, so genügt für vier derselben eine Breite von 144m, Bei diesen Breiten 
ist nahezu auch die Möglichkeit gegeben, dass ein grösstes Schiff zwischen den 
freien Ufern des Hafenbeckens wenden kann, jedoch nur dann, wenn dazu 
geeignete Vorrichtungen vorhanden sind und die Wendung mit besonderer Vor- 
sicht ausgeführt wird. Deshalb ist es zweckmässig, hierfür an einer Stelle 
eine Verbreiterung von etwa 20m zu geben. 
Nach diesen Breiten-Verhältnissen wird also auf 100m Länge des Beckens 
oder auf 200m beiderseitiger Uferlänge eine Wasserfläche von 0,8—1,44 ha 
kommen, zwischen welchen Verhältnissen die meisten Häfen mit regelmässigen 
Becken schwanken. Selbstverständlich ist bei unregelmässigen und offenen 
Häfen die Uferlänge meist kleiner im Verhältniss zur Wasserfläche, während 
     
    
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
   
   
   
    
  
  
  
  
  
  
  
    
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