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dingungen sind stete und sichere Zugänglichkeit und zwar mindestens der Rhede
und des Vorhafens bei etwaiger Nothwendigkeit geschlossener Hauptbecken.
Von letztern liegt zunächst an, oder sehr nahe der Einfahrt das Ausrüstungs-
Becken, in dessen vorderm Theil die zum Auslaufen bereiten Schiffe liegen,
während in dem hintern Theil die Schiffe ausgerüstet, bezw. ausser Dienst
gestellt werden. Hierzu sind auf dem Ufer, besonders in englischen Kriegshäfen,®
die betr. nach den einzelnen Gegenständen getrennten Magazine vorhanden.
Zuweilen findet sich die Anordnung, dass Liege-Becken und Ausrüstungs-Becken
getrennt sind. Für das Ausrüstungs-Becken ist wesentliche Bedingung eine
möglichst grosse Uferlänge, damit ausreichende Magazine in unmittelbarer Nähe
des Ufers gestellt nnd eine rasche, so wie möglichst vielfache Verbindung zwischen
Schiffen und Magazinen herstellbar sei. Diese Forderung ist bei Kriegshäfen um so
wesentlicher, weil Aus: und Abrüsten der Kriegsschiffe vorwiegend unter Verwendung
von Handarbeit sich vollzieht.. Dem Ausrüstungsbau liegt benachbart das
Bau- und Reparatur-Becken, in welchem die im Bau begriffenen oder zu repa-
virenden Schiffe Platz haben und mit welchem die nöthigen Hellinge für den
Neubau und Trockendocks für gründliche Reinigung und Reparatur verbunden
sind. An diesem Becken erhalten die sämmtlichen Werkstätten ihren Platz. Erst
in grösserer Entfernung von den Becken stehen Kasernen und sonstige Gebäude,
abgetrennt vom Hafen durch eine Mauer, oder eine andere dichte
Umschliessung. — Ein besonderes, wenn auch unbedeutendes Becken für Handels-
schiffe ist erforderlich, damit unter Aufrechthaltung strengster Zucht die nöthige
Versorgung des Hafens möglich sei:
Die verschiedenen Abmessungen der Hafenbecken hängen hinsichtlich
der Ausdehnung zunächst von der Grösse und Zahl der zu erwartenden Schiffe
und hinsichtlich der Tiefe ebenfalls von der Grösse, sodann aber namentlich
von den Wasserverhältnissen ab. Von einigem Einfluss ist auch die Art des
Verkehrs.
Abgesehen von den nur als Zufluchtshäfen oder Vorhäfen dienenden Becken,
wobei nur die zu belegende Wasserfläche in Frage kommt und die Lage
der Schiffe fast gleichgültig ist, verlangt man von gut eingerichteten Häfen,
dass die Schiffe nahezu in ihrer ganzen Länge, so weit wenigstens die Lade-
luken aus einander stehen, in unmittelbarer Nähe parallel zum Ufer liegen, bei
jedem Wasserstande flott bleiben und löschen oder laden können. Es ist dem-
nach die nutzbare Uferlänge der wichtigste Maasstab für die Leistungs-
fähigkeit des Hafens. Bei regelmässiger Form steht freilich die Wasser-
fäche in einem ziemlich festen Verhältnisse hierzu. Es muss nämlich die
Breite eines längern Hafenbeckens zunächst für zwei zu beiden Seiten liegende
Schiffe genügen und sodann müssen zwei sich begegnende Schiffe dazwischen
den nöthigen Platz finden. Da auch im Hafen Berührungen oder gar Zusammen-
stösse von Seeschiffen wegen der grossen Massen und lebendigen Kräfte fast
stets nachtheilig oder verderblich wirken, so müssen die Spielräume zwischen
den Schiffen gross genug bemessen sein. Da ferner die Gefahr mit der Grösse
der Schiffe wächst, so möge auf jedes Schiff die gleiche Breite als nöthiger
Spielraum in einem Hafen empfohlen sein. Für vier Schiffe von je 10 m Breite,
das ist die kleinere Gattung Segelschiffe und Schraubendampfer (Raddampfer
kommen wegen ihrer geringen Zahl hierbei nicht in Betracht), würde also ein
Hafenbassin 80m breit zu nehmen sein. Da die grössten Schiffe etwa 18m breit
sind, so genügt für vier derselben eine Breite von 144m, Bei diesen Breiten
ist nahezu auch die Möglichkeit gegeben, dass ein grösstes Schiff zwischen den
freien Ufern des Hafenbeckens wenden kann, jedoch nur dann, wenn dazu
geeignete Vorrichtungen vorhanden sind und die Wendung mit besonderer Vor-
sicht ausgeführt wird. Deshalb ist es zweckmässig, hierfür an einer Stelle
eine Verbreiterung von etwa 20m zu geben.
Nach diesen Breiten-Verhältnissen wird also auf 100m Länge des Beckens
oder auf 200m beiderseitiger Uferlänge eine Wasserfläche von 0,8—1,44 ha
kommen, zwischen welchen Verhältnissen die meisten Häfen mit regelmässigen
Becken schwanken. Selbstverständlich ist bei unregelmässigen und offenen
Häfen die Uferlänge meist kleiner im Verhältniss zur Wasserfläche, während
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