304 Schiffahrts-Betrieb.
Schienen, den Rüsten, befestigt sind. Alle diese Taue, das sogen. stehende
Gut, müssen eine genügende Spannung haben, enthalten deshalb meistens
flaschenzugartige Spannvorrichtungen, dürfen jedoch auch nicht zu steif sein,
da im Sturme eine gewisse Biegsamkeit des Mastes nach allen Seiten hin noth-
wendig ist, um ihn vor einem Bruche zu schützen.
Sämmtliche Segel werden durch bewegliche Seile, „Schoten“ bei Focksegeln
und Gaffelsegeln und „Brassen*“ bei den Raasegeln genannt, in die zur Zeit
zweckmässigste Stellung gebracht und in derselben erhalten, welches Tauwerk
das sog. laufende Gut heisst; zur Anspannung desselben dienen oft ebenfalls
Flaschenzüge.
Diejenigen Schiffe, welche mindestens drei volle Masten haben, Fig. 491, 492,
nennt man Fregatten oder Vollschiffe; in neuester Zeit haben besonders
grosse auch wohl 4 Masten, den letzten oder hinteren jedoch meistens nicht
mehr als vollen Mast, sondern ohne Raasegel und nur mit Gaffelsegeln aus-
gestattet. Ein mit einem solchen „Besan-Mast“ und zwei vorderen vollen
Masten versehenes Schiff heisst Bark. Bei diesen beiden Schiffsarten, wie auch
bei der folgenden Art, heisst der vordere Mast der Fockmast der zweite da-
gegen der grosse oder Hauptmast, welcher etwas höher ist als die anderen.
Alle einzelne Segel und sonstige Theile bekommen auch die Vorbezeichnung
der Masten. Das nur mit 2 vollen Masten versehene Schiff heisst Brigg; die
Briggantine hat zwei Masten mit Raasegeln aber nur mit je einer
Stenge; die Schoonerbrigg hat einen vollen Fockmast und einen Besanmast;
derSchooner hat, wennToppsegel-Schooner, nureinen Fockmast, eine Stenge
sowie Raasegel, zuweilen jedoch weder an diesem Mast noch an seinem Besan-
mast Raaen. Eine besondere, für längere Schiffe beliebte Variation ist der
Dreimast-Schooner mit 3 fast gleichen Masten. Schoonerartig getakelt,
jedoch mit weit nach hinten stehendem Besanmast und mit sehr vollem Rumpf,
ist die vom
Schooner fast
verdrängte
Kuff. — End-
lich heissen
die einmasti-
gen kleinsten
Seeschiffe bei
scharfem
Rumpf meist
Kutter, bei
vollem Rumpf
dagegen Tjalk. Andre Zwischenformen, namentlich der zweimastigen Schiffe,
haben meist nur beschränkte Anwendung.
Die Wirkungsweise der Segel ist in der Hauptsache durch die Fig.
493 dargestellt, wobei zur Vereinfachung der Betrachtung nur ein der Wind-
richtung entsprechend gestelltes Segel angenommen und dieses dabei im Schnitt
gradlinig gezeichnet ist, obgleich oft zahlreiche Segel vorhanden sind, die alle
durch den Winddruck und ihre Befestigung mehr oder weniger gekrümmt werden.
Der Wind W ist schräg von der Seite gedacht und zunächst rechtwinklig
und parallel zum Segel 5 zerlegt. Die hierbei allein wirkend bleibende Kraft »
ist wieder in die das Schiff vorwärts treibende Kraft v und die dasselbe seit-
wärts drängende s zerlegt. Indem nun das Schiff voraus nur wenig, seitwärts
aber viel Widerstand findet, so ist das Verhältniss der thatsächlichen Fortbe-
wegung nach beiden Richtungen ein anderes, wie das der betreffenden Kräfte
in dem letzten Parallelogramm und durch ein neues Parallelogramm v, u. sı
am Bug des Schiffes dargestellt. Hierbei giebt die Resultante w die wirkliche
einheitliche Fortbewegung, die Seitenkraft ss oder auch der Winkel a die
sogen. Abtrift an.
Bei dem ganzen Vorgange: ist aber stillschweigend eine Mitirkung des
Steuerruders vorausgesetzt, weil sich ohne dieselbe das Schiff sofort in
den Wind drehen, d. h. aufluven würde, so dass das Segel unwirksam würde.
Fig. 493.
—Seuerdord