a
358 Ent- und Bewässerung von Ländereien (Meliorationen).
In Deutschland handelt es sich bis jetzt hauptsächlich um Wiesen-Be-
wässerungen. Auf diese wird im Nachfolgenden näher eingegangen werden!),
während von den im Anschlusse an die städtischen Kanalisationen anzulegenden
Rieselfeldern an anderer Stelle des Werks die Rede sein wird.
Bei dem Vorurtheile, welches auch heute noch in manchen Kreisen Deutsch-
lands gegen umfassendere Bewässerungs-Anlagen besteht, erscheint es angemessen,
die Bedeutung und den Nutzen derselben durch die Erfolge einzelner Anlagen
zu beleuchten.
Ueber die genossenschaftliche, an der Hase bei Bramsche nördlich von
Osnabrück gelegene und als äusserst gelungen bezeichnete Bewässerungs-Anlage
wird in dem „Kulturtechnischen Reisebericht“ von Kreis - Kultur - Ingenieur
A. Heuschmid und in dem Reiseberichte von Professor W. Schlebach mit-
getheilt, dass das früher nur 40—50 Z. mittelmässiges Dürrfutter auf 1ha aus-
machende Jahreserträgniss nach der Melioration auf 130—150 Z. gutes Dürr-
futter gestiegen ist. Die Anlage bildet 3 Abtheilungen; innerhalb der 1. Ab-
theilung beliefen sich die Meliorations-Kosten auf 950 44 f. 1ha; der Kaufpreis
der Wiesen ist gestiegen von 3000 #. auf 6500 A f. Iha. — Die Kosten der
Einrichtungen in der 2. Abtheilung betrugen alles in allem 900 M f. Iha; der
Kaufpreis ist auf 7000 M f. 1ha gestiegen.
Ueber die Melioration der Bockerhaide (Westfalen) wird berichtet, dass
ehedem für Iha 180-300 M. bezahlt wurden, dass aber jetzt für Wässerwiesen
der Kaufpreis im Mittel 2000 M beträgt; gegenüber den Erträgen wird dieser
Preis noch als etwas niedrig bezeichnet.
Nach Hess?) betrug der Werth von 287ha Wiesen, welche verschiedenen
Gemeinden an der Hardau und Gerdau zugehören, vor Anlage der Bewässerung
146 410 4. Der jetzige Werth wird mit 1225000 M. angegeben, so dass nach
Abzug der Kosten der Anlage ein Mehrwerth von rd. 1000000 M. bleibt.
Und doch liegt der grösste Nutzen erst in der gesteigerten Dünger-Erzielung
und in der Sicherung des landwirthschaftlichen Betriebes.
Nach demselben Autor werden von den Syndiken der Genossenschaft,
durch welche die Müden-Nienhofer Meliorations-Anlage geschaffen wurde, fol-
gende Durchschnitts-Erträge für 1 ha angegeben: auf bewässerten Wiesen 762.
Heu und 38 Z. Grummet, zusammen 1142. zu je 2. Nach Abzug der Ge-
winnungskosten giebt dies 228 M Auf nicht bewässerten Wiesen werden er-
zielt 19 Z. Heu, 0 Z. Grummet; zu je 2. M ergiebt dies 38 9; mithin entsteht
ein Unterschied von 190 4. Davon ab für Verzinsung, Tilgung und Unter-
haltung 70 M., bleibt als Jahresmehrertrag für 1’ha 120 AM, was bei 500 ha
meliorirter Fläche eine gesammte Vergrösserung des National-Vermögens um
1!/, Mill. Mark ergiebt. Die Kosten der Anlage werden mit insgesammt
330 000 #., d. h. für 1ha auf 660 M. angegeben.
Im bayerischen Regierungsbezirk Oberfranken hatten die besseren Grund-
stücke des sog „reichen Ebrachthales“ früher einen Werth von 2100 #%. für 1 ha,
während ihr jetziger Werth, nach Einrichtung der Bewässerung, auf 4200 bis
4500 M. gestiegen ist. Der Ertrag war früher 51—60 2. Dürrfutter auf 1 ha
und ist heute 110-120 Z. Mit vollem Recht kann i. allg. angegeben werd:n,
dass auf deutschem Gebiete gute Wässerwiesen den zwei- bis dreifachen Ertrag
1) Die Frage, ob die Getreide-Bewässerung, welche ja auch in Italien zu den Aus-
nahmen gehört, in Deutschland einen grösseren Reinertrag gewähren würde, ist seither noch
offen. Dr. E. Wollny äussert sich hierüber in seiner Schrift: „Die Pflanze und das Wasser“
wie folgt:
„Die sonstigen Bedingungen des Wachsthums und der Entwicklung mögen sich noch so
günstig gestalten: das Gedeihen der Pflanzen ist so lange nicht gesichert, als ihnen die erfor-
derlichen Wassermengen nicht zu Gebote stehen“. Ferner: „die Schädlichkeit einer während der
stärksten Entwickelung (z. B. beim Schossen der Gerste) überstandenen Durstperiode von
14 Tagen wird dur:h nachfolgenden Regen nicht wieder ausgeglichen. Fand die Pflanze
während ihrer Jugendzeit normale Wassermengen im Boden, und muss sie dann in der Blüthe-
zeit dursten, so wird besonders die Ausbildung der Körner beeinträchtigt. Bei starker Trocken-
heit verscheinen wohl gar die Pflanzen, ohne überhaupt Körner gebildet zu haben. Wird die
Pflanze in der Jugendzeit knapp mit Wasser versorgt und erhält dann zur Blüthezeit normale
Feuchtigkeit, so ist die Ausbildung der Körner vortrefllich, dagegen die des Strohes und der
Blätter eine geringe.“
2) Die Bewässerungs- Anlagen im südlichen Theile der Landdrostei Lüneburg usw.