Full text: Der Wasserbau (Abtheilung 3, 2. Heft)

  
  
  
  
  
  
  
  
      
   
  
   
    
   
  
  
   
     
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
      
     
360 Ent- und Bewässerung vor Ländereien (Meliorationen). 
in 4000%g Heu, dem reichlichen Jahresertrage an Dürrfutter von 1 ha, enthalten 
waren und welche demnach dem Boden, auf welchem der Ertrag erzielt worden, 
zurück gegeben werden sollten, wie folgt ermittelt (in ke): 
Mineralstoffe Kali Natron Kalk Magnesia Phosphor- Schwefel- 
(überhaupt) säure säure 
206,0 52,8 10,4 34,4 13,2 16,4 9,6 
Bei eintägiger Rieselung mit städtischen Abwässern wurden auf 1 ha 
beigeschafft: 
Mineralstoffe Phosphor- Schwefel- 
(überhaupt) Kali Natron Kalk Magnesia a sänke 
477,9 6,1 75,7 69,8 26,6 3,2 54,8 
Man erkennt aus diesen Zahlen sofort, dass bei einer guten Bewässerung 
eine Erschöpfung des Bodens verhindert, dass aber durch sie allein in der Regel 
nicht ein gleichmässiger Ersatz der entnommenen Nährstoffe ermöglicht 
werden kann. 
Oft könnte ein aus grösserer Entfernung bezogenes, dungreiches Wasser, 
welches dem Boden fehlende Nährstoffe zuführen würde, mit grösserem wirth- 
schaftlichen Erfolge und demnach mit besserem Rechte verwendet werden, als 
das in der Nähe entnommene billigere Wasser. — 
Zur anfeuchtenden Bewässerung kann jedes nicht unmittelhar schäd- 
liche Wasser von nicht zu niedriger Temperatur benutzt werden. Zur Auf- 
schliessung und Vertheilung der im Boden enthaltenen und demselben über- 
gebenen Pflanzen-Nährstoffe und zur Reinigung des Bodens von Säuren wird 
Quellwasser wegen höheren Sauerstoff-Gehalts (gelöst) vielfach mit be- 
sonderem Nutzen zu verwenden sein. 
Ob und in welchem Grade schliesslich das verfügbare Wasser zu dem einen 
oder andern Zwecke benutzbar ist, kann man bald auf chemischem und physi- 
kalischem Wege, bald auch nur aufgrund einfacher äusserer Merkmale ent- 
scheiden. Das aus Schwemmschichten (Mergel, Flysch) stammende Wasser ist 
gewöhnlich reich an Dungstoffen, ebenso gilt dies von Gewässern, welche Zu- 
leitungen aus Feldern und Ortschaften erhalten. Wasser aus dem Urgebirge 
und das aus Kies- und Sandschichten stammende wird häufig ziemlich rein und 
nur in bestimmten Fällen zu Wässerungen geeignet sein. Vielfach lässt sich 
die Brauchharkeit des Wassers genügend sicher nach den Pflanzen beurtheilen, 
welche an den Bach- und Flussufern gedeihen. 
Die Menge des Schlicks beı Flussanschwellungen, welche durch Filtration 
einer kleineren Wassermenge oder durch Niederschlag der Schwebestoffe zu er- 
mitteln ist, stellt sich je nach den Wasserläufen und Verhältnissen sehr ver- 
schieden heraus. Auch abgesehen von so beträchtlicher Schlickführung, wie 
sie bei den Auflandungen bezüglich einzelner italienischer und französischer 
Flüsse erwähnt wurde, ist die Schlammmenge, welche ein Fluss in kurzer Zeit 
abführt, eine sehr bedeutende. Z. B. führt der Rhein bei Germersheim (nach 
Grebenau) bei Anschwellungen mit einer durchschnittlichen Wassermenge von 
1500cbm in 1 Sek. ungefähr 1/2000 der Wassermenge an Schlamm, also 0,75 cbm 
in 1 Sek. oder 64800 cbm in 1 Tag. Während eines Jahres kommen hier ge- 
wöhnlich 30 Anschwellungen vor!). 
d. Wassermenge. 
Die Wassermengen, welche zur Erzielung günstiger Erfolge bei der Neu- 
anlage von Bewässerungen als erforderlich anzusetzen sind, hängen von dem 
Zwecke der Anlage, von den klimatischen und Boden-Verhältnissen, sowie von 
verschiedenen, durch die Oertlichkeit gebotenen Rücksichten so wesentlich ab, 
dass allgemein zutreffende Normen sich nicht aufstellen lassen. Jedenfalls hat 
die auch von Baurath Hess und Andern vertretene und bei seinen bedeutenden 
Meliorationen eingehaltene Anschauung volle Berechtigung, dass mit dem verfüg- 
baren Wasser ökonomisch umgegangen, und die in früherer Zeit mehrfach 
1) Grebenau. Der Rhein vor und nach seiner Regulirung usw.
	        
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