Full text: Städtisches Strassenwesen und Städtereinigung (Abtheilung 3, 3. Heft)

  
2 Einleitung. 
betrieb, die Steigerung des Handels durch die modernen Verkehrsanstalten die 
Neigung, denselben auf Knotenpunkte zu konzentriren, die Freizügigkeit und 
Strömung der Landbevölkerung in die Städte, wo man hofft, mehr zu verdienen 
und mehr zu geniessen, das Aufheben oder Vorschieben von Befestigungen. 
Infolge des Gegensatzes von Stadt und Land geht das Wachsthum der 
Bevölkerung auf dem Lande langsamer vor sich, oder gar zurück. Es wohnten 
von den Einwohnern Preussens: 
in Dörfern in Städten unter 10000 in Städten über 10 000 
1834 73%, 200), 7%, 
1871 57, 15 18 
” n> 
Im Jahre 1885 wohnten 9,50, der Bevölkerung Deutschlands in Gross- 
städten, d.h. in solchen über 100000 Einwohner, während dies im Jahre 1871 
nur mit 4,80/, der Fall war; es hat also eine Verdoppelung der grossstädtischen 
Bevölkerung binnen 14 Jahren stattgefunden. 
Die Einwohnerzahl einer Stadt wächst theoretisch wie ein auf Zinseszins 
stehendes Kapital in geometrischer Progression. Wenn daher die Einwohner- 
zahl a nach n Jahren auf A gestiegen ist, so ist der mittlere jährliche Zu- 
wachs i Prozent zu berechnen aus: 
i \._logA—loga 
zu I, - 
Indessen unterliegt dieses Gesetz vielfachen örtlichen und zeitlichen Aende- 
rungen; die Vermehrung kann periodenweise langsamer oder schneller erfolgen, 
wie in Fig. 1 bei jeder der 6 in Betracht genommenen Städte zu ersehen. Für 
viele Aufgaben des städtischen Bauwesens ist es wichtig, die künftige Be- 
völkerung zu veranschlagen; dazu dient die Formel: 
® N 
ae 
Hierin ist der Jahreszuwachs i aus der Vergangenheit zu entnehmen, als 
Durchschnitt der Zuwachszahlen einer Reihe von Jahrgängen oder Gruppen 
von Jahrgängen. In Fig. 1 ist diese Ermittelung für München graphisch 
dargestellt, unten die Bevölkerungskurven aus den Zählungen in Zwischen- 
räumen von 3—9 Jahren,!) oben die Ausgleichung der für jeden einzelnen 
Zwischenraum berechneten Jahresprozente und daraus des mittlern Jahres- 
zuwachses für den gesammten Zeitraum von 1818—1885 i—2,4°/,, endlich die 
Ausgleichungskurve auf Grund der letzteren Ziffer. Hier liess sich die Aus-. 
gleichung zwanglos für die ganze Periode vollziehen. Dagegen zeigen die 
Kurven von Dresden, Hannover und Frankfurt Knickungen, d. h. entschiedene 
Wechsel im Jahreszuwachs, welche eine Ausgleichung über den ganzen Zeit- 
raum verbieten. Man findet den Durchschnitt von ; für: 
Dresden 1820—1849 1,70%/, 1849—1885 2,7 %,, 
Hannover 1825—1852 2,6 „ 1852—1885 3,7 „ 
Frankfurt 1817—1867 1,3 „ 1867—1885 3,8 „. 
In Stuttgart treten zwei beträchtliche Wechsel hervor, in den Jahren 1855 
und 1877; für den Zeitraum zwischen diesen Jahren ergiebt sich = 3,7%/,, 
vorher und nachher schwächeres Wachsthum. Für Berlin ersieht man von 
1811—1858 eine ziemlich gleichförmige Zunahme mit ;—=2,3°/,, von da an bis 
zur Gegenwart aber die weit stärkere von 3,9 %/g. 
Alle deutschen Grossstädte, mit Ausnahme der durch Festungswerke einge- 
engten, haben seit 1840, besonders aber seit 1860—1870 jährlich um 2—4 9), zuge- 
nommen, und damit die Aussicht auf Verdoppelung ihrer Einwohnerzahl binnen 
18—36 Jahren gewonnen. Allein es ist doch während der letzten Zählungs- 
perioden für die Gesammtheit oder für den Durchschnitt der deutschen 
Grossstädte schon ein schwächeres Wachsthum zu verzeichnen; denn man findet ; 
innerhalb der Zeiträume: 
1871—1875 3,20), 
1875—1880 3,1 „ 
1880-1885 2,0 „. 
  
  
1) Die senkrechten Absätze in der Bevölkerungskurve entsprechen der Einverleibung 
von Vororten. i 
Di das 
  
  
 
	        
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