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Gesundheitliche Motive. 163
die durch Fäulniss gebildeten Fettsäuren in Kohlensäure und Ammoniak über-
gehen, das Ammoniak in salpetrige und Salpetersäure (Nitrifikation). Wir
finden Fäulniss in Gruben, in dichtem oder nassem Boden, in stehendem Wasser,
dagegen Oxydation bei Ausbreitung an der Luft, in porösem und trocknem
Boden, in strömendem (lufthaltigem) Wasser. Beide genannte Vorgänge treten
auch neben einander auf: Fäulniss mekr im Innern, Oxydation mehr an der
Oberfläche einer sich zersetzenden Masse, sowie eines verunreinigten Bodens.
Dem Gegensatz zwischen Oxydation und Fäulniss entsprechen 2 Arten von
Kleinwesen, nämlich Schimmelpilze und Spaltpilze (hier speziell Fäulnisspilze).
Zum Dasein von Schimmelpilzen gehört Sauerstoff, unter ihrem Einfluss fault
Obst, vermodert Ho!z,!) entstehen Krankheiten im Pflanzenreich. Was den
menschlichen und thierischen Körper betrifft, so können sie nur an dessen
Oberfläche und in Höhlungen, zu denen die Luft Zutritt hat, sich ansiedeln und sind
hier meistens unschädlich. Beiihrer langsamen Entwickelung und bei dem Unver-
mögen ohne freien Sauerstoff zu leben, können sie nicht in die innern Gewebe
eindringen.?2) Anders verhält es sich mit der, durch Bakterien hervor gerufenen
Fäulniss, welcher von jeher eine gesundheitsschädliche Einwirkung zuge-
schrieben worden ist. Indessen sind Fäulnissstoffe und Fäulnisspilze in ihrer
pathologischen Bedeutung noch keineswegs klar gesondert. Im allgemeinen
scheinen, abgesondert und allein angewendet, die Pilze weniger gefährlich als
die zersetzten Stoffe zu sein, weshalb jene von manchen gar nicht zu den
„pathogenen Bakterien“ gerechnet werden. Für die Unschädlichkeit der Fäul-
nisspilze gegenüber der gesunden lebenden Zelle sprechen namentlich 2 sich
ergänzende Versuche: Faulende Flüssigkeit, aus welcher die Bakterien entfernt
waren, blieb giftig, und isolirte Bakterien richteten keinen Schaden an. Frei-
lich ist die Schwierigkeit derartiger Versuche zu beachten, deren Ergebniss durch
Bakterien aus der Luft so leicht beeinflusst werden kann. Es mag daher für jetzt
unentschieden bleiben, ob und wann der menschliche Körper mehr durch
lebende Wesen oder durch unbelebte Dinge angegriffen wird. Die praktische
Hauptsache wird dadurch nicht berührt, nämlich die nachtheiligen Wirkungen
faulender Stoffe, welche jederzeit beides zugleich liefern.
Von diesen Wirkungen sind zuerst Ekel und Unwohlsein anzuführen,
welche durch Gerüche und durch Einathmung giftiger Gase entstehen können.
Uebrigens ist schlechter Geruch kein Anzeichen für die Anwesenheit von Fäul-
nisspilzen in der Luft, eher für ihre Gebundenheit in der noch faulenden
feuchten Substanz. Sodann ist die Aufnahme faulender Gegenstände in den
Magen zu erwähnen. Während solche zuweilen im Beginn der Fäulniss als
Lebensmittel dienen (Käse, Wildpret) oder doch kaum Nachtheil anrichten
(Eier, Fische), können sie dagegen im vorgeschrittenen Zustande oder in grosser
Menge entschieden schädlich wirken (Wurstgift, fauliges Trinkwasser). Das
hierbei massgebende putride Gift kann aus den ersten Umsetzungen von Ei-
weisskörpern ausgezogen werden, ist aber wohl kein einzelner Stoff, sondern
eine Vielheit von solchen mit wechselnder Beschaffenheit, je nach dem Stadium
der Fäulniss. Endlich können Fäulnissstoffe bezw. Fäulnisspilze eine „septische
Infektion“ bewirken, wenn sie in ein krankhaft verändertes Gewebe oder in
das Blut gelangen. Bei Wunden und Hautverletzungen kommt es zur Blutver-
giftung, wenn Fäulnisssubstanz durch Staub, Waschwasser, Insekten oder durch
Berührung anderer Dinge herangebracht wird.
Bei allen angeführten Vorgängen hängt der Grad der Schädlichkeit (wie
schon oben im allgemeinen gesagt wurde) von der Anlage und Gewohnheit des
Menschen ab. Manche ertragen oder gewöhnen sich z. B. an die Ausdünstung
von Exkrementen, den Gebrauch schlechter Lebensmittel oder fauliger Brunnen-
wasser (letzteres z. B. in ganzen Landstrichen); bei andern tritt dagegen rasch
Unbehagen ja Krankheit ein oder doch verminderte Widerstandsfähigkeit gegen
sonstige Schädlichkeiten. Im Zusammenhang damit ist auch der Verdünnungs-
grad der aufgenommenen Fäulnissstoffe massgebend. Aus versuchsweisem Genuss
1) Daher Erhaltung von Lebensmtiteln in Gefässen, wo die Luft abgeschlossen oder zuvor
von Staub gereinigt wird. \ ee
2) Experimentelle Einspritzungen von gewissen Schimmelpilzen ins Blut, wo sie schädlich
wirkten, kommen hier kaum in’Betracht,
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