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Menge und Beschaffenheit des Kehrichts. 177
keiten oberirdisch abgeleitet werden und doch keine schädlichen Ausdünstungen
oder Bodensickerungen erzeugen. Dasselbe ist von Petri empfohlen, praktisch
aber nur ausnahmsweise angemessen; denn, abgesehen von den oben geschil-
derten Nachtheilen für den Verkehr, deren Bedeutung ja eine relative sein
mag, tritt die Unmöglichkeit ein, tief liegende Höfe und Keller zu entwässern,
oder auf den Grundwasserstand einzuwirken, und ein allgemeiner Geruch, nach
Karbolsäure möchte fast ebenso widerwärtig sein, wie Fäulnissgase.
B. Kehricht.
I. Menge und Beschaffenheit des Kehrichts.
1. Auf den Strassen entstehen infolge von Abnutzung durch den Verkehr
und von Verwitterung Mengen von mineralischen Partikeln, zu welchen sich
Eisen von Hufen und Rädern, thierischer Mist, Laub von Bäumen, Abfälle von
Stroh, Papier, Gemüsen, namentlich auf Marktplätzen, gesellen. Die Menge
hängt wesentlich ab von der Konstruktion und Material-Beschaffenheit der
Strassenbefestigung und von der Stärke des Verkehrs, wird daher sehr stark
schwanken. In Bezug auf chaussirte Landstrassen finden sich Angaben über
die Grösse der Abnutzung im Abschnitt Landstrassen dieses Handbuch».
In Städten kann die Höhe der jährlichen Abnützung auf Macadam bei ge-
ringem Material und starkem Verkehr bis auf 0,4 m steigen, mit Ausnahme von
Extremen immerhin bis zu 0,2m. Nach englischen Beobachtungen nimmt man
unter gleichen Umständen die Kehrichtmenge auf Steinpflaster zu 1/,—!/,, auf
Holzpflaster zu 1/,—!/jo, auf Asphalt zu !/, von derjenigen auf Macadam an.
Welchen Einfluss die Güte der Konstruktion hat, lehrt u. a. die Thatsache,
dass in Berlin seit 1880 die gesammte Menge des Strassenabraums abgenommen
hat, trotz Zunahme von Strassenfläche und Verkehr.
Beträchtlich ändert sich auch die Menge des Strassenkehrichts mit dem
Wetter; sie kann bei anhaltend nassem Wetter auf Asphalt das 1!/,fache, auf
Steinpflaster und Macadam das 2—5 fache für 1 Tag erreichen, wie bei Trocken-
heit, z. Th. wegen intensiverer Abnützung, z. Th. wegen Gewichtsvermehrung
durch Wasser (Koth statt Staub). Dazu kommt, dass bei Nässe der Koth durch
die Wagenräder vertheilt wird, so dass gut gepflasterte Hauptstrassen durch
den aus chaussirten Nebenstrassen stammenden Koth schmutzig werden können.
Umgekehrt trägt Sorgfalt und häufige Wiederholung der Reinigung dazu bei, eine
Strasse zu schonen, also die im ganzen zu bewältigende Menge zu verringern.
Als Grenzen für die Menge des Strassenkehrichts in einer überwiegend
gepflasterten Stadt giebt Heuser 700-—3500%s für 1 Tag und 1 km Strassenlänge
an, je nach dem Witterungszustaud.!) Dies entspricht ungefähr 0,2—1 hm für
1 Jahr und Im Strasse und stimmt mit der unten folgenden Tabelle befriedigend
überein.
Hinsichtlich der Beschaffenheit ist besonders der Antheil von orga-
nischer Materie wichtig. In dem Strassenkehricht von Bremen wurde 0,2 °/o,
von Breslau und Brüssel 0,4°/, Stickstoff nachgewiesen; Londoner Strassenab-
raum von Steinpflaster enthielt bei trockenem Wetter 58, bei nassem 20°,
organische Stoffe (Letheby). Bei verschiedenen Konstruktionen unter sonst ähn-
lichen Verhältnissen betrug dieser Antheil auf Steinpflaster 23, auf Holzpflaster 60,
auf Macadam 4°/,. Die letztere kleine Verhältnisszahl wird durch die grosse
Menge des mineralischen Abraums auf Macadam erklärlich.
Zum Strassenkehricht kommt gewöhnlich auch noch der in den Einlauf-
schächten abgesetzte und aus Kanälen herausgeförderte Schlamm. So stammen
1) Vierteljahrschrift für öffentliche Gesundheitspflege 1889, 174.