Full text: Städtisches Strassenwesen und Städtereinigung (Abtheilung 3, 3. Heft)

  
6 Einleitung. 
deren geringer Beschaffenheit, steigt, zeigen u. a. folgende Durchschnittszahlen 
über die Höhe der Miethe, in Prozenten des Einkommens ausgedrückt:!) 
Einkommen Berlin Hamburg Leipzig 
unter 500 M. 47 27 39 
über 30000 „ 5—)9 4—7 2—6 
allg. Mittel 16 18 10 
Schwabe fasst diese Erscheinungen in dem Gesetz zusammen, dass die Mieth- 
ausgabe umgekehrt proportional zum Einkommen stehe, 
Es giebt zahlreiche Nachweise, dass in Folge schlechter Wohn- und Arbeits- 
räume (Mangel an Licht und Luft, unzureichende Reinhaltung und Entwässerung, 
Zusammendrängen und Ueberfüllen der Gelasse) Krankheiten und Sterblichkeit 
zunehmen. Wegen der weitern Folgen von Arbeitsunfähigkeit, Siechthum, 
Verwaisung wäre es schon rein finanziell höchst wichtig, die Wohnungszustände 
zu bessern.?) Für den Entwurf von Bebauungsplänen kommt in dieser Be- 
ziehung namentlich die Dichtigkeit des Zusammenwohnens in Betracht, sowohl 
neben einander (Gebäude-Abstände, Einfall von Licht und Luft) als über 
einander (Zahl der Geschosse). Bei grosser Dichtigkeit des Wohnens wird eine 
gesunde Raumtheilung erschwert, die Luft verschlechtert, Unreinlichkeit und 
Ansteckung befördert. Einige Belege und Vergleiche dazu sind folgende: 
London Frankfurt Stuttgart Paris Berlin Wien 
Zahl der Bewohner pro Haus 1880: 8 18 22 30 45 58 
Sterblichkeit pro Tausend und Jahr 
(Durchschnitt von 1875—1885) 22 24 24 24 29 30 
Wenngleich die Sterblichkeit nicht allein von der Wohndichtigkeit ab- 
hängt, so ist doch ein Zusammenhang beider unverkennbar, um so mehr, als die 
Verdichtung zugleich auf eine Vertheuerung des Wohnens schliessen lässt, 
wobei denn andere Bedürfnisse der Gesundheit, besonders Nahrung und Kleidung 
verkürzt werden. In der That wird in London durchschnittlich !/; des Ein- 
kommens für die Wohnung bezahlt, in den 3 letztgenanten Städten 1/,—/,. 
Den Grad des Zusammendrängens der Bevölkerung in mehreren Städten 
ersieht man noch genauer aus folgenden Tabellen:3) 
  
  
Auf je 100 bewohnte Grundstücke 
  
  
  
entfielen i. J. 1880: | Berlin | Breslau | Dresden | Prag | Frankfurt 
Grundstücke mit je 1— 10 Pers. 7 13 15 14 | 34 
= =. 20 „, 10 14 | 21 15... 40 
\ ee. | © 39 48 31.1, 3 
4 „ 51—100 „ 36 28 15 6 0 
5 „101-200 „ 12 5 1 Tl 
5 „ über 200 _„ 3 1 a | Ss 
Durchschnittliche Zahl der | 
Personen pro Grundstück 61 | 44 32 | 46 | 18 
. „ Haus 45 33 18 | 
"5. Wohnung‘) 4,3 4,3 4.6 | 4,4 4,8 
Prozentsatz der Bevölkerung 
in Hinterwohnungen>) 33 Bi 2 
  
Die stärkste Zusammendrängung von Menschen findet hiernach in Berlin 
statt, die ungünstigste Lage nach hinten (d. h. in Wohnungen ohne Fenster 
nach der Strasse) in Breslau. In Berlin sind übrigens die Verhältnisse erst 
im Laufe der Zeit so schlecht geworden; denn während zu Anfang des Jahr- 
hunderts nur 24 Personen auf 1 Grundstück kamen, zählte man: 
  
!) Laspeyres, Zeitschrift für Staatswissenschaft 1877. 
2) Finanzielle Berechnungen über die ‘Verluste an National-Vermögen durch schlechte 
Wohnungsverhältnisse finden sich bei Avigdora.a. O. und in Pettenkofer’s populären 
Vorträgen, 2. Heft 1875. 
®) Material in den statistischen Jahrbüchern der Städte: Zusammenstellungen in der 
Breslauer Statistik 1885 und in Bd, XXX, 161 der Schriften des Vereins für Sozialpolitik. 
*) Durch Division dieser Reihe in die darüber stehenden erhält man die Anzahl der 
Wohnungen pro Grundstück, bezw. pro Haus. Leider wird in Veröffentlichungen die Zählung 
pro ‚Grundstück und pro Haus leicht verwechselt, ist aber aus einander zu halten, weil auf 
einem Grundstück ein oder mehrere selbständige Häuser sich befinden können. 
5) Dieser Prozentsatz beträgt ferner in Hamburg 25, Stettin 27, Leipzig 29.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.