Full text: Städtisches Strassenwesen und Städtereinigung (Abtheilung 3, 3. Heft)

  
  
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220 Kanalisation. 
einer Versandung von Auslässen zu beachten und durch geeignete Wahl der 
Stelle zu vermeiden. 
Wo freier Ablauf nicht unmittelbar zu erreichen ist, kann unter Umständen 
ein Auslasskanal mit geringerem Gefälle als der Fluss verlängert werden, um 
eine angemessene Mündung in denselben zu erreichen, welche niemals oder 
doch nur jeweils auf kurze Zeit versperrt wird (Frankfurt). Wo die Mündung 
unter dem höchsten Wasserstande liegt, ist der Ablauf während der Dauer 
desselben unterbrochen. Dies wäre bei kurzer Dauer wohl zulässig. In 
Dresden-Altstadt findet vor den Hauptkanälen sogar an durchschnittlich 152 
Tagen im Jahr, in Crefeld an 16 Tagen, in Köln (Entwurf) während des jähr- 
lichen Hochwassers im Rhein von etwa 20 Tagen Dauer mehr oder weniger 
Rückstau statt, in manchen englischen Städten im Tidegebiet während jeder 
Fluth, in Hamburg, Bremerhafen und Emden desgleichen und ausserdem tage- 
lang bei anhaltendem Hochwasser. Während dieser Zeiten tritt entweder Wasser 
aus dem Rezipienten in das Kanalnetz ein oder wenn ‘solches wegen Riück- 
wirkung auf Nebenkanäle und Häuser unzulässig, so muss das Kanalnetz ab- 
geschlossen werden und einen entsprechenden Fassungsraum als Reservoir 
erhalten. Seine Aufgabe kann dann aber auch eventuell durch anderweitige 
Behälter unterstützt werden, namentlich wenn gerade starke Regenfälle ein- 
treten sollten: Schifffahrtskanal mit Schleusenabschluss in Hamburg, Reservoirs 
mit. Erdböschungen in Emden (für 8tägigen Verschluss berechnet). 
Wo die höheren Wasserstände allzu lange anhalten oder wo selbst der 
niedrigste den Kanalauslass übersteigt, oder wo höheres Gelände zur Berieselung 
gewonnen werden soll, tritt künstliche Hebung des Kanalwa:sers mittelst 
Pumpenein. Wenn aber Pumpen nicht fortwährend erforderlich ist, so nutzen 
sich die Anlagekosten einer Pumpstation schlecht aus und wären unter Um- 
ständen besser auf allgemeine Höherlegung von Strassen und Kanälen zu ver- 
wenden. Ferner kann man, um die Arbeit der Pumpen zu einer mehr gleich- 
förmigen zu machen und dadurch zugleich ihre Anlagekosten zu vermindern, 
Ausgleichbassins anlegen, welche starke Wasserzudränge auf längere Zeiträume 
vertheilen. Zu diesem Zweck dienen in London gemauerte Reservoirs (mit 
Spülvorrichtungen versehen), in Mannheim eingedeichte Niederungen. 
4. Nothauslässe. In vielen Städten findet sich Gelegenheit zu Nothaus- 
lässen; Ueberfälle in der Kanalwand, welche erst dann in Wirksamkeit 
treten, wenn die Wasserfüllung des Kanals bei starkem Regen eine ge- 
wisse Höhe erreicht hat und von diesem Augenblick an weitere Wassermengen 
grösstentheils nach aussen abgeben. Die Kanalstrecke unterhalb eines Noth- 
auslasses bedarf daher keine so grosse Leistungsfähigkeit (Profil), wie diejenige 
oberhalb desselben; man gewinnt an jedem Nothauslass die Möglichkeit von 
Ersparnissen. Wenn Regenwasser anfängt, an vielen Punkten gleichzeitig in 
einen Kanal zu laufen, so wird das in demselben vorhandene Brauchwasser ver- 
dünnt und mit gesteigerter Geschwindigkeit dem Auslass zugeführt. Indem 
ein Nothauslass stets erst dann in Wirksamkeit tritt, wenn es bereits einige 
Zeit geregnet hat, der Schmutz von Strassen abgeschwemmt ist und das fernere 
Regenwasser ziemlich rein abläuft, wird es zulässig, ihn selbst in kleinere 
Wasserläufe münden zu lassen. Die Höhenlage des Ueberlaufes hängt von der 
Frage ab, welchen Grad der Verdünnung das Brauchwasser in demjenigen 
Augenblick erreichen muss, in welchem es beginnt, durch den Nothauslass- aus- 
zutreten. Genau genommen dürfte jetzt der gesammte Kanalinhalt austreten, 
indessen würde das eine komplizirtere Konstruktion des Ueberfalles bedingen. 
Im allgemeinen ist jener erste Augenblick im Spiel des Nothauslasses der be- 
denklichste mit Bezug auf Flussverunreinigung. Denn wenn'es weiter regnet 
und die Kanäle sich noch mehr füllen, so wird das stetig nachfolgende Brauch- 
wasser nur noch stärker verdünnt. Die Entlastung eines Kanals in den Fluss 
geschieht entweder unmittelbar aus der Seitenwand oder durch einen besonderen 
Auslasskanal oder etwa durch einen alten abgängigen Kanal, der aber zu 
diesem Zweck, d. h. für halbwegs reines Wasser, noch tauglich sein mag. 
Im allgemeinen ist es zweckmässiger, recht viele Nothauslässe über ein Stadt- 
gebiet zu zerstreuen, als wenige zu konzentriren, indem dort die Vortheile für 
Jas Kanalnetz besser ausgekauft und die Nachtheile für den Fluss weniger 
 
	        
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