Full text: Städtisches Strassenwesen und Städtereinigung (Abtheilung 3, 3. Heft)

  
  
  
  
  
Allgemeine Grundzüge. 291 
deutlich werden. Deshalb suche man vorbandene Stadtbäche und alte Kanäle 
sorgfältig zu benutzen, scheue selbst die Anlage neuer Auslasskanäle nicht, 
um die vom Fluss entfernteren Stadttheile zu erreichen und zu entlasten. 
5. Systeme von Kanalnetzen. Mit Bezug auf die Zerlegung einer 
Stadt in Sammelgebiete und die Leitung der betreffenden Hauptkanäle findet 
man 5 verschiedene Systeme.!) 
a) Perpendikularsystem. Wo Wasserläufe eine Stadt durchschneiden 
oder langseitig berühren und an beliebigen Stellen als Rezipienten benutzt 
werden dürfen, wählt man Bezirke, welche getrennt von einander entwässern. 
Jeder Bezirk erhält seinen Samme)kanal mit beiderseitiger Verzweigung, thun- 
lichst in einer Terrainfalte oder einem Nebenthal, also im allgemeinen recht- 
winklig zum Rezipienten: Halle, Salzburg, Wien, Ulm, Rostock, Bern, Szegedin 
(mit 3 Auslässen bezw. Pumpstationen). Vortheile sind: Kürze und geringe 
Querschnitte der Kanäle, Nachtheile: mögliche Ueberlastung der unteren Stadt- 
theile durch Kanalwasser aus den oberen und Verunreinigung der Gewässer 
schon im Bereich der Stadt. Letzteres ist besonders bedenklich, wo Stauwerke 
bestehen. und Auslässe oberhalb derselben erfolgen, z. B. in Ems, Würzburg, 
Lübeck, Prag. Vermieden werden diese Uebelstände durch das: 
b) Abfangssystem. Neben den Ufern werden Abfangkanäle hergestellt, 
welche jene Bezirkskanäle aufnehmen und selbst erst unterhalb der Stadt in 
den Fluss, bezw. auf ein Rieselfeld münden. Die Massregel wird zuweilen erst 
nachträglich getroffen, wenn die Nachtheile alter Kanäle unter a zu gross ge- 
worden: Brighton am Meeresufer, Dresden, Kassel, Strassburg, (theilweise her- 
gestellt), Magdeburg in Ausführung, für andere unter a genannte Städte in Aus- 
sicht genommen. Das Verfahren mag etwa auch bei dem Entwurf von Perpen- 
dikular-Kanälen berücksichtigt, aber für spätere Zeiten vorbehalten werden, um 
zunächst zu sparen. Etwaige Ablagerungen im Fluss wären dann vorerst 
durch Baggern zu verhindern. Ein Abfangkanal ist im allgemeinen theuer 
durch grosse Wassermenge und geringes Gefälle also grossen Querschnitt; zu- 
dem ist bei der tiefen Lage nicht immer Gelegenheit zu Nothauslässen. Ander- 
seits hat man bei etwaiger Nothwendigkeit des Pumpens gegenüber dem 
System a den Vortheil einer konzentrirten Pumpstation. Dies veranlasst gegen- 
wärtig namentlich in Pest von System a zu b überzugehen; denn bisher mussten 
bei Hochwasser der Donau die 6 einzelnen Auslässe durch Lokomobilen bedient 
werden, während künftig eine durch Absperrung eines Stromarms gewonnene 
Wasserkraft das Auspumpen des Kanalnetzes einheitlich und billig besorgen 
kann und ausserdem noch ein Haupt-Nothauslass gewonnen wird. Ein Beispiel 
einheitlicher Durchführung des Abfang-Systems giebt Danzig (Alt- und Recht- 
stadt). 
c) Fächersystem. Von einem Punkt aus, welcher den Ausslass der 
ganzen Stadt bilden soll, sei es mit freiem Ablauf oder künstlicher Hebung, 
steigen Hauptkanäle in die Bezirke and verzweigen sich daselbst allmählich in 
Nebenkanäle bis zu den äussersten Enden. Gewöhnlich ragt einer dieser Be- 
zirke an Flächeninhalt hervor, indem er den Kern oder Haupttheil der Stadt 
umfasst und sein Sammelkanal mehr oder weniger diametral hindurch führt. 
Karlsruhe, Wiesbaden, Emden, Breslau, Dortmund, Bremen (Altstadt), Reichen- 
hall, Brüssel. 
d) Zonensystem. Hiernach zerfällt das Entwässerungsgebiet in Bezirke 
von verschiedener Höhenlage, welche unabhängig von einander fungiren, ihre 
gesonderten Sammelkanäle besitzen und sich nur bei der Spülung zweckmässig 
unterstützen. Vortheile: Beschränkung der Schwierigkeiten des Auslasses (Ab- 
sperren und Pumpen) auf die unterste Zone (Hochwassergebiet) oder doch 
wenigstens Verminderung dieser Schwierigkeiten bei den oberen Zonen, Ver- 
meiden der Ueberlastung der unteren Stadttheile unter « und der übergrossen 
Abfangkanäle unter b durch Theilung der Arbeit, günstige Gefälle für die 
Hauptkanäle der oberen Zonen. Angenehm ist manchmal auch das Hinausleiten 
des Kanalwassers auf Rieselfelder von verschiedener Höhenlage, falls nicht Ver- 
1) Die hier und in der Folge angegebenen Belege von gewissen Städten betreffen, z. Th 
ausgeführte Kanalisationen, z. Th. aber auch erst aufgestellte oder begonnene Entwürfe. 
BE RER BIER. DE BE SHE ER ZU BDE 7 PR ENEREER ER FRRENe, 1 RBBAERETE EEE TEEN EL 
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.