Full text: Städtisches Strassenwesen und Städtereinigung (Abtheilung 3, 3. Heft)

  
  
226 Kanalisation. 
den Haupt-Auslasskanal unterstellt, während die Dichtigkeit einzelner Bezirke, 
also auch die Leistung einzelner Kanäle häufig davon abweichen mag. Wo 
die „künftige Einwohnerzahl“ fehlt, ist eine Steigerung der gegenwärtig auf 
]ha vorhandenen nicht in Rechnung gezogen worden, wohl aber eine Ver- 
grösserung der gegenwärtig bebauten Fläche. 
II. Regenmenge. 
Bei Aufgaben des Wasserbaues für grosse Gebiete kommen Regen-Maxima 
für 1 Tag, Monat und Jahr in Frage, daher vorzugsweise die durchschnittliche 
Stärke längerer Regenfälle (Landregen). Dies wäre jedoch bei Kanalisationen 
nur etwa für die Bestimmung der Grösse von Auslass-Reservoiren (DI, 3) 
wichtig. So ist z. B. das Reservoir in Emden darauf berechnet, 1/, des monat- 
lichen Regen-Maximums und zugleich die Brauchwassermenge von !/, Monat 
aufzuspeichern. Abgesehen von diesem einen Gegenstand hängen die Ent- 
würfe für Kanalisationen von kurzen heftigen Niederschlägen (Gewitterregen, 
Wolkenbrüche) ab, deren Abfluss auf dem verhältnissmässig kleinen Gebiet 
noch nicht viel Gelegenheit zum Verzögern und Ausgleichen findet. Innerhalb 
der Dauer eines Regenfalles kann aber die Stärke beträchtlich wechseln und 
deshalb genügt es nicht einmal, Regenmengen für 1 Stunde zu beobachten und 
zu vergleichen, sondern man muss die grösste Intensität kennen, welche viel- 
leicht nur während einer Periode von 10—20 Minuten innerhalb eines längeren 
Regens stattfindet. Beispielsweise betrug die Stärke eines Regens in Zürich 
am 3. Juni 1878: 
Bei 11 Stunden Gesammtdauer im Durchschnitt . . 26 Sek: ]. 
innerhalb 1/, Stunde die grösste anhaltende Stärke . 143 „ 
während 10 Minuten des Maximums . . 2... 212 „ 
Genauere Beobachtungen über solche kürzere Erscheinungen können nur 
mit selbstregistrirenden Regenmessern angestellt werden und liegen deshalb 
noch nicht zahlreich vor.!) Aus den unten stehenden und einigen anderen Quellen 
stellen wir hier die stärksten Beobachtungs-Zahlen (180 sec. 1 übersteigend) 
aus deutschen Städten zusammen und fügen etliche Zahlen aus den Nachbar- 
ländern, sowie aus Nordamerika hinzu. Für die meisten der angeführten Städte 
liegen noch manche andere Beobachtungen heftiger Regenfälle vor; auch sind 
vielen der angeführten Niederschläge schwächere Perioden unmittelbar vorher 
gegangen oder nachgefolgt; hier ist nur die Dauer.und Höhe der bis jetzt an dem 
betreffenden Ort vorgekommenen stärksten Intensität mitgetheilt. Als Masseinheit 
nehmen wir Liter für 1 Sekunde und Hektar oder „Sekundenliter“ (s.1.), was mit 
D II übereinstimmt und besser passt, als die in meteorologischen Mittheilungen 
ausgerechnete Regenhöhe in mm für 1 Stunde, indem es sich meistens um kürzer 
dauernde Vorgänge handelt. 
So geringfügig die bisherigen Beobachtungen gegenüber der ganzen Ver- 
gangenheit sind, so wenig Bürgschaft besteht natürlich dafür, dass in Zukunft 
nicht noch stärkere Niederschläge eintreffen, als sie bisher gesehen worden. 
Wo das bisher bekannte Maximum einer Stadt erheblich unter denjenigen 
anderer Orte bei ähnlichen meteorologischen Verhältnissen liegt, ist stets 
anzunehmen, dass es auch dort später einmal steigen wird, um so mehr als 
„Wolkenbrüche“ sporadisch aufzutreten pflegen. Demnach sind für den Ent- 
wurf einer Entwässerung die Vorkommnisse aus einem Gesammtgebiet von 
gleichartigem Charakter zu berücksichtigen. Schon aus den wenigen folgenden 
Zahlen ist der Einfluss von Gebirgen zu erkennen, welcher sich ja auch auf 
die Regenmenge während längerer Zeiträume erstreckt, z. B. auf dem 
Schwarzwald doppelt so viel Niederschlagshöhe wie in der Rheinebene. Heil- 
mann empfiehlt, in der norddeutschen Ebene überall auf 170—200 s. 1. zu 
rechnen. Im Alpengebiet liegen bereits zahlreiche Fälle über 300 vor. 
  
1) Bürkli, Grösste Abflussmengen bei städtischen Abzugskanälen, 1880. Zusammenstellung 
im Gesundheits-Ingenieur 1882, S. 546. Franzius-Sonne, Handbuch des Wasserbaus, 2. Aufl., 
1. Abth., S. 18. Hellmann, Zeitschrift des preuss. statistischen Bureaus 184, 8. 251. 
Kuichling, Report on the Trunk Sewer of Rochester N. Y. und Engineering-News, Newyork 
1889; auszüglich in der Wochenschrift des österreichischen Ing. und Arch. Vereins 1889, 283. 
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