Full text: Städtisches Strassenwesen und Städtereinigung (Abtheilung 3, 3. Heft)

   
  
  
  
   
  
  
Besondere Baugegenstände. 257 
Einmündungskurven. Bei schärferer Krümmung und etlicher Erweiterung des 
Schachtes mag übrigens die Kurve noch in den letzteren einbezogen werden, Fig. 
84 und 85, wobei man den Vortheil erzielt, dass ein und derselbe Schacht zur 
Revision aller Kanäle dienen kann. Die untere Hälfte der Profile ist bei Fig. 84 
in eine Platte von Haustein eingeschnitten, bei Fig. 80 aus Beton geformt, zuweilen 
sogar noch tiefer eingelassen. Bei halber Füllung hat man. gleichförmige Be- 
wegung des Wassers. Dagegen ist die Lösung der gleichen Aufgabe in Fig. 
75 mangelhaft und führt wegen Unterbrechung der Ströme unvermeidlich zu 
Ablagerungen im Schacht. Solche „Schlammschächte“ sah man namentlich 
früher als zweckmässig und nothwendig an; allein nach den Erfahrungen bei 
gut konstruirten und gespülten Kanalnetzen sind sie entbehrlich und wegen 
der kostspieligen und widerlichen Reinigung verwerflich. In Berlin pflegt 
denn auch ein Arbeiter während der Spülung in dem Schacht aufzurühren, um 
den Schlamm 
von orga- 
nischen Be- 
standtheilen 
zu reinigen. 
Nur etwa bei 
sehr grossem 
Höhenunter- 
schied zweier 
Kanäle, mag 
der Nebenka- 
nal in die 
Wand eines 
Schachtes 
münden und 
sein Wasser 
abstürzen las- 
sen, während 
der Hauptka- 
nal die Sohle 
des Schachtes 
bildet bezw. 
in dieselbe 
eingeschnit- 
ten ist. Aber 
auch hier wäre es besser, den hoch ankommenden Kanal vor oder bei dem 
Eintritt in den Schacht zu beugen (vergl. Fig. 128) und im Inneren des 
Schachtes den Grundsatz von Fig. 84 durchzuführen. 
Von Häusern und Strasseneinläufen werden die Anschlusskanäle zwar 
nicht tangential aber doch spitzwinklig eingeführt. Ist der Hauptkanal ge- 
mauert, so dienen hierzu besondere Formstücke, Fig. 86, oder bei nachträg- 
licher Durchbrechung Muffenstücke. Wo an Gefälle für den Seitenkanal ge- 
spart werden soll, wird die Unterkante der Mündung in den Wasserspiegel des 
Trocken-Wetter-Abflusses im Hauptkanal gelegt, um wenigstens bei diesem 
„normalen“ Zustande Rückstau zu vermeiden. Wo man aber starkes Gefälle 
zur Verfügung hat, wie es z. B. bei Strasseneinläufen gewöhnlich der Fall, 
da wird die Einmündung zweckmässig höher gelegt, nach üblicher Regel in 
Kämpferhöhe, selbst in das Gewölbe, um bei Regenwetter länger freien Ablauf 
zu behalten und um die Luft zwischen Einlaufschacht und Strassenkanal nicht 
einzusperren bezw. in Spannung zu versetzen. 
In Betonkanälen werden seitliche Einmündungen gleich mit eingeformt. Bei 
Thonröhren dienen ebenfalls besondere Formstücke Fig. 87, am besten sogen. 
Taper, d. i. konische Seitenansätze an dem Hauptrohre, mit deren Hülfe der 
Unterschied in den Weiten ohne Absatz ausgeglichen wird. Am besten werden 
nicht die Axen, sondern die Scheitel beider Stränge in gleiche Höhe gelegt, 
um freien Ausfluss und freie Luftbewegung zu haben. 
An dieser Stelle mag noch die Absicht Liernur’s erwähnt werden, welche 
III. 17 
Fig. 84. 1:60. 
   
     
  
MITT——— 
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