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284 Kanalisation.
dann mit einer hölzernen Schaufel fortgeschoben, endlich die Sohle mit einem
Besen rein gefegt. Dies geschieht in Berlin jeweils durch 3 hinter einander
folgende Arbeiter, und zwar bei jeder Kanalstrecke in Zwischenräumen von 20
Tagen. In den grösseren Kanälen von Paris und Brüssel hat man Wagen oder
Schiffe, von welchen eine Blechtafel in das Niederwasserprofil hinabhängt Fig.
146. Die Tafel wird mittelst Schraubenspindeln so tief gestellt, dass das
Kanalwasser sich dahinter staut, aber ein starker Strahl zum Auflockern des
Schlammes unter dem unteren Rande durchgeht.e. Die Bewegung erfolgt
wesentlich durch den Druck des gestauten Wassers (Bremsen). Zum Transport
des entnommenen Schlammes dienen Wagen, welche ebenfalls auf den Banketten,
bezw. den Schienen des Kanals laufen, und behufs bequemer Entleernng
als Kippwagen gebaut sind. Ganz ähnliche Vorkehrungen sind in Berlin
zum Fortbewegen des Sandes gebräuchlich: ein Schild geführt durch
ein Rollengestell bis an den nächsten Einsteigschacht, wo er zusammengeklappt
und der Sand aufgeholt wird. In Köln beabsichtigt man, den Wagen nach
gemachtem Gebrauch mittelst eines von oben herabhängenden Flaschenzuges
jeweils in einer Seitenkammer des Kanals aufzubewahren.!)
X. Ventilation.
Wie in Kanälen das Wasser stetig fliessen soll, so darf auch die Luft in
den öffentlichen und privaten Leitungen nirgends stagniren, sondern muss an
geeigneten Punkten in die Atmosphäre geleitet, und an anderen durch frische
Luft ersetzt werden. Hierdurch werden dann die Schmutzstoffe sowohl im
fliessenden Zustande als ‘bei unvermeidlichen Stockungen und kleinen Ab-
lagerungen einer Oxydation überantwortet, statt, wie man sonst fürchten müsste,
der Fäulniss, und weicht die Beschaffenheit der Luft in richtigen Schwemm-
kanälen von der Atmosphäre nicht viel ab; sie enthält namentlich keine Fäul-
nissgase, sondern nur etwas mehr Kohlensäure (1 bis 5 pro mille gegen 0,3 im
Freien).
Bei dem Kreislauf der Luft müssen ferner Aenderungen in ihrer Spannung,
wie sie bei rascher Füllung im Kanal, bei Ausguss einer grossen Wassermenge
) in der Hausleitung entstehen können, baldigst ausgeglichen werden, um die
Wasserverschlüsse des Systems weder bei steigendem Luftruck zu durchbrechen
noch bei abnehmendem auszusaugen, weil dann an ungeeigneten Punkten
Kanalgas ausströmen würde. Zwar ist die Uebertragung von Krankheitskeimen
durch Kanalgas in rationellen Kanälen statistisch noch nicht nachgewiesen,
und lassen bisherige Untersuchungen in ihrer Mehrheit den Schluss zu, dass
epidemische Krankheiten sich ganz unabhängig von Kanalgasen verbreiten. Die
Ursache davon mag z. Th. das Festhalten der Pilze an der schleimigen feuchten
Sielhaut sein, welche ihren Nährboden bildet, z. Th. die Verdünnung der
Kanalluft bei ihrem Austreten in die Atmosphäre, welcher wir ja auch andere
schädliche Gase und Pilze (z. B. aus Krankenhäusern) unbedenklich übergeben,
weil der Grad der Wahrscheinlichkeit des Uebertragens fast auf Null sinkt.
Indessen ist die verwickelte Frage auf medizinal-statistischem Wege allein wohl
niemals mit Sicherheit zu erledigen, und gebietet jedenfalls schon die Rücksicht
auf allgemeine Schädigung und Unannehmlichkeit, unter allen Umständen jede
Verunreinigung durch Kanalluft sowohl in den Wohnungen als in ihrer Nähe
zu verhindern. Und an den Punkten, wo man Kanalluft wirklich ausströmen
lässt, wird sie wieder um so unbedenklicher sein, je energischer die Bewegung
im Inneren des Kanalnetzes gewesen ist, je weniger spezielle Eigenschaften
die Luft in ihm annehmen konnte. Hier, wie immer in der Hygiene, sind
vorbeugende Massregeln die besten.
Auf die Bewegung der Luft in den Kanälen sind in erster Linie Unter-
schiede in Temperatur und Feuchtigkeit und demnach im Gewicht zwischen
Kanalluft und Atmosphäre von Einfluss. Im allgemeinen ist an Sommertagen
die Kanalluft kühler, verbleibt daher als spezifisch schwerer im Innern und
bewegt sich dem Auslass zu; häufiger aber, nämlich in der kühlen Jahreszeit
1) Köln und seine Bauten 1888, 304. Die Brüsseler Apparate finden sich in der
hannoverschen Zeitschrift 1877, 687 und im Zentralblat der Bauverwaltung 1886, 494.