Full text: Städtisches Strassenwesen und Städtereinigung (Abtheilung 3, 3. Heft)

  
  
  
  
  
  
ET OT EEE EEE SEN TE EEE LET Te ee 
350 Reinigung von Kanalwasser. 
weilen abgelassen wird. Gegen Vergesslichkeit schützt der Schwimmer. Auch 
kann ein selbstthätiger Apparat dienen, wie er beim Spülen von Kanälen vor- 
kommt (S. 280 u. £.). 
vVIN. Erfolge und Kosten der Berieselung. 
Ueber den chemischen Erfolg von Berieselungen liegen zahlreiche Ana- 
lysen vor!) und werden auf manchen Anlagen Jahr für Jahr — schon behufs 
der Kontrole — fortgesetzt. Naturgemäss weichen die Ergebnisse stark von 
einander ab, auch auf einem und demselben Rieselfelde nach Jahreszeit, Tages- 
zeit, Pflanzengattung und Witterung. Es hat daher nicht viel Werth, sie 
einzeln vorzuführen und ist hier nur das Gesammtergebniss mitzutheilen. 
Wie bei der gewöhnlichen Filtration werden die suspendirten Stoffe aus 
dem Kanalwasser vollständig oder bis auf geringe Spuren entfernt: das ablaufende 
Wasser ist klar. An gelösten Stoffen findet man im günstigsten Falle eine 
Abnahme um 90°/,, im ungünstigsten sogar eine kleine Zunahme (vgl. S. 333); 
allein ihre Beschaffenheit hat sich geändert — beides vermöge erfolgter 
Zersetzung. Ehemals schwebende Stoffe sind zu gelösten, organische zu 
mineralischen geworden. Was insbesondere den Stickstoff betrifit, so ist der- 
selbe (in allen Formen seines Vorkommens zusammen gerechnet) zuweilen fast 
vollständig beseitigt, in anderen Fällen nur auf 1/,—!/, vermindert, aber auch 
hier die Beschaffenheit geändert, aus organischen Dingen in Ammoniak, aus 
Ammoniak in Salpetersäure übergegangen. 
Die Gründe für so beträchtliche Unterschiede liegen, wie schon erwähnt, 
z. Th. an der Jahreszeit, indem im Winter die Aufnahme gelöster Stoffe durch 
Pflanzen fehlt und die Absorptionskraft des Bodens nur mässig ist. Ausserdem 
ist es schwierig, alle oben angeführten Bedingungen so einzuhalten, dass 
der komplizirte Prozess stets bestmöglichst gelingt. Den geringsten Erfolg er- 
giebt die Methode der Ueberstauung; denn hier kann nur Ablagerung der sus- 
pendirten Stoffe stattfinden; zur Oxydation der gelösten fehlt in der ganz mit 
Wasser bedeckten und gefüllten Bassinsohle der Luftzutritt, woran auch eine 
Drainirung mit Lüftung von unten her nicht viel bessern kann. Man müsste 
daher das Drainswasser von Einstaubassins auf Wiesen oder Beeten noch weiter 
reinigen. Bei richtiger Anlage und Operationsweise ist es gelungen, durch Be- 
rieselung sowohl in chemischer als in mikroskopischer Hinsicht reineres 
Wasser herzustellen, als in vielen Brunnen und Bächen zu finden ist, daher 
es gerechtfertigt erscheint, die Berieselung als das hygienisch vollkommenste 
Reinigungsverfahren für Kanalwasser zu erklären. Anderseits sind aus obigen 
Gründen zuweilen auch recht unbefriedigende Ergebnisse vorgekommen. So 
hat in Berlin die Analyse des Abwassers von Wiesen. und Beeten zeitweise 
noch 20°/, des Ammoniakgehaltes vom Kanalwasser gezeigt, bei Einstau-Bassins 
sogar 36°/,, und konnte sich durch die noch vorhandenen Pflanzennährstoffe 
eine Vegetation in den Rezipienten des Abwassers entwickeln2) Natürlich er- 
klärte die staatliche Aufsichts-Kommission dies als ungenügend. Wichtig ist 
bei derartigen Untersuchungen stets die Lage des Grundwasserstroms unter 
dem Rieselfelde, sowie der Brunnen und der offenen Wasserläufe in der Gegend, 
indem hierin zunächst die noch nicht beseitigten Unreinigkeiten aufgenommen 
werden. Bis zu einem gewissen Grade kam übrigens in den Rezipienten ver- 
möge Selbstreinigung (8. 312) die Mineralisirung sich fortsetzen, was durch stetige 
Analysen zu prüfen wäre. 
Unter Umständen wäre der Ablauf rohen oder mangelhaft gereinigten 
Wassers in einen offenen Fluss ein kleineres Uebel als die Aufnahme in Grund- 
wasser und Brunnen. So unterbricht man auch bei Paris die Berieselung in 
Zeiten, wo Hochwasser im Fluss den freien Auslauf des gereinigten Wassers 
aus den Drainsröhren verhindert (das Drainsystem wird dann geschlossen) und 
übergiebt das rohe Kanalwasser dem Fluss, was in solchen Zeiten bei grosser 
Wassermenge und Geschwindigkeit wohl zulässig sein mag. 
!) Für englische Städte inReich und inRawlinson&Reada.a. 0. Berlin: Jahresberichte 
der Deputation für dle Verwaltung der Kanalisationswerke. Danzig: Vierteljahrschrift für öf. 
Gesundheitspflege 1875, 721. Breslau: Preuss. landw. Jahrbücher 1885, 109. 
2) Vgl. Gutachten von Prof. Alex Müller, im Gesundheits-Ingenieur 1887, 529. 
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