Full text: Städtisches Strassenwesen und Städtereinigung (Abtheilung 3, 3. Heft)

  
  
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352 Reinigung von Kanalwasser. 
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bleiben, sondern bedingt den Betrieb oder wenigstens die Ueberwachung Seitens 
der Gemeinde. 
Als Massstab zur Berechnung des Flächenbedarfs dient sowohl die Wasser- 
menge als dıe Menge der Düngstoffe, welche auf 1h2 und in 1 Jahr ge- 
bracht werden kann. Diese beiden Einheiten sind nicht kongruent, weil den 
Kanalwässern sehr verschiedene Gehaltsziffern zukommen. Theoretisch lässt 
sich die aufzubringende Wassermenge mit dem Leerraum des Bodens ver- 
gleichen. Dieser Leerraum ist jedenfalls das Maximum der bei jeder Be- 
rieselung aufzubringenden Wassermenge, darf aber nicht einmal vollständig 
gefüllt werden, um Gerinne zu vermeiden und um Luft einzulassen. Es mache 
z. B. der Leerraum in Sand !/, des Volumens aus und sei höchstens auf !/, 
seines eigenen Volumens mit Wasser zu füllen. Bei 2m Tiefe der Drainirung 
dürfte dann 1h2 330 cbm Wasser enthalten. Nimmt man an, dass nach An- 
füllung des Bodens auf dieses Maass sofort auch die Entleerung beginnt, und 
dass jährlich 6 mal wiederholt wird (5—7 Grasernten sind ganz gebräuchlich), 
so würden für 1 b» und Jahr 20000 cbm unterzubringen sein. Um anderer- 
seits von der Pflanzenanalyse auszugehen, so werden bei intensiver Riesel- 
wirthschaft von Raygras, welches am meisten Stickstoff bedarf, auf 1 ha und 
Jahr 326 Ks Stickstoff aufgenommen. Aus der Stadt werden auf 1 Kopf und 
Jahr rd. 4ks Stickstoff geliefert, sei es, dass man nur die Exkremente als 
Hauptquelle berücksichtigt (S. 190), sei es, dass man vom Durchschnittsgehalt des 
Kanalwassers ausgeht, nämlich täglich 0,15 cbm a 808 (S.236). Somit würden 
80 Einwohner jene Menge liefern und wäre .diese Zahl das Maximum der 
Belastung vom rein landwirthschaftlichen Standpunkt aus. Wünschens- 
werth behufs Freiheit in der Wahl der Pflanzen wäre sogar ein noch grösseres 
Gelände; denn es verlangt z.B. 1b2 mit Zuckerrüben bestellt nur 244 kg Stick- 
stoff jährlich, Möhren 140, Winterraps 86 usw.!) Andererseits muss ja häuflg 
mit Kanalwasser berieselt werden, in welchem die Exkremente nicht voll- 
ständig vertreten sind. Daher beträgt in England die „landwirthschaftliche 
Norm“ je nach Bodengattung 50—100 Personen für 1 ha. 
Vom rein hygienischen Standpunkt wären mehr als obige 80 Personen 
zulässig, weil die Mineralisirung nicht blos den Pflanzen zu verdanken ist, und 
weil der nicht verbrauchte Stickstoff nicht etwa im Boden stecken bleibt, 
sondern als lösliches Nitrat davon geht, was bis zu einem gewissen Grade un- 
schädlich ist. Als „hygienische Norm“ pflegt man daher in England je nach 
der Bodenart 200—300 Personen für 1 &@ anzusehen, wobei in der Regel 
Oberflächen-Berieselung für Grasbau stattfindet. Das Beetsystem gestattet etwas 
stärkere Belastung. Ein neueres französisches Gesetz verlangt, dass auf 1ha 
und Jahr höchstens 40 000 cbm Kanalwasser zum Berieseln verwendet werden, 
und ist hiernach die bevor stehende Ausdehnung der Anlagen für ganz 
Paris bemessen worden. Für rohe Schätzungen ist die Regel aufgestellt 
worden, das Rieselfeld einer Stadt müsse ebenso gross wie die Stadt selbst 
sein; dies passt allerdings bei der durchschnittlichen Bebauungsdichtigkeit 
neuerer Stadttheile, 150—300 Personen auf 1 ta, Wenn aber in Zukunft 
das Berieselungs-Verfahren sich mehr unter den Landwirthen einbürgert, so 
wird die Belastungsziffer vermuthlich noch weiter sinken, weil dabei der 
Nutzen steigt. 
Eine anderweitige Betrachtung über die auf ein Rieselfeld zu bringende 
Wassermenge stellt dieselbe in Vergleich zur Regenmenge. 1 ha Acker- 
feld empfängt in den meisten Gegenden jährlich zwischen 4000 und 9000, in 
einigen noch bis 15600 cbm atmosphärische Niederschläge. Bei Wiesen kommt 
mittelst künstlicher Bewässerung noch eine weitere Menge hinzu, welche sich 
zuweilen bis auf 160000 cbm beläuft. Da es nun auf sandigem und kiesigem 
Boden füglich doppelt so viel regnen darf, als auf anderem, ohne dass es zu viel 
wird, so möchte man schliessen, dass die Belastung eines natürlich oder künst- 
lich angelegten drainirten Rieselfeldes mit Kanalwasser zwischen den ange- 
führten Zahlen liegen sollte. Wegen des düngenden Gehaltes von Kanalwasser 
darf aber die Menge desselben niemals so hoch steigen, wie diejenige von 
  
!) Heiden, die menschlichen Exkremente 1882, S, 38. 
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