164 Der Strafsenbau.
schieden ist und noch verschiedene Befestigungsarten in Frage bleiben, so ist
Folgendes zu berücksichtigen: Steinpflaster ist wegen der Widerstandsfähigkeit
der grossen Steinstücke besonders für Strafsen mit schwerem, bedeutenden
Verkehr anzuwenden. In den Ortschaften wird es aufserdem wegen der gerin-
geren Staub- bezw. Schlammbildung vorgezogen. Es empfiehlt sich ferner in
Gegenden, wo das Material aus weiter Entfernung bezogen werden muss, so
dass die Kosten der Bearbeitung im Steinbruche zu Pflastersteinen den hohen
Anfuhrkosten gegenüber wenig ins Gewicht fallen, weil bekanntlich eine Pflaster-
bahn beim Neubau und noch mehr bei der Unterhaltung eine viel geringere
Steinmenge erfordert, als eine Steinschlagbahn. :
Die Pflasterbahnen erfordern während einer Reihe von Jahren nur kleine,
verhältnissmäfsig leicht auszuführende Ausbesserungen und werden dadurch
trotz der höheren Anlagekosten in vielen Fällen billiger, als andere Fahrbahn-
arten.
Die Steinschlagbahnen, bei denen starke Abnutzung der Oberfläche statt-
findet, eignen sich besser für. leichten, schnellen Verkehr, als für schwer:
Lastfuhren. Auf unsicherem Untergrunde wird die Anwendung derselben em-
pfohlen, weil die fest zusammen hängende Steinbahn hier widerstandsfähiger sein
soll, als Pflaster. Wo jedoch derartige Versackungen des Stralsenkörpers zu
erwarten sind, dass gröfsere Ausbesserungen oder gar eine Aufhöhung der
Strafse erforderlich wird, sollte Steinpflaster vorgezogen werden, weil die Pflaster-
steine nöthigenfalls leicht aufgenommen und wieder verwandt werden können,
während der Aufbruch einer Steinschlagbahn zum Zwecke der Wiederverwen-
dung des Materials wenig lohnend ist.
Auf feuchten Wegen, z. B. im Walde, und bei nassem Untergrunde sind
Steinschlagbahnen nicht empfehlenswerth, weil dieselben im feuchten Zustande
durch den Verkehr besonders stark leiden; an solchen Stellen ist Pflasterbahn
vorzuziehen.
Die Ausbesserung der Steinschlagbahnen ist stets mit erheblichen Be-
lästioungen für den Verkehr verbunden, ein Uebelstand, welcher in manchen
Fällen die Anwendung derselben ausschliesst.
Die Steinschlagbahnen erfordern stets eine sorgsame Unterhaltung und
leiden, wenn sie vernachlässigt werden, so stark, dass sie nach verhältnissmälsig
kurzer Zeit zu Grunde gehen. Dann aber sind für die Erneuerung fast nicht
geringere Kosten aufzuwenden, als für die erste Anlage. Es ist deshalb aut
untergeordneten, entlegenen Wegen, welche sachkundiger Beaufsichtigung und
Wartung entbehren, die Herstellung billiger Steinpflasterungen vorzuziehen, da
diese auch bei mangelhafter Unterhaltung nicht. leicht ganz verfallen und
schlimmsten Falls immer noch zur Wiederverwendung geeignetes Aufbruch-
material liefern.
Als Hauptvorzüge der Steinschlagbahnen sind zu nennen: Die vergleichs-
weise billige Herstellung und der Umstand, dass sie bei leidlicher Unterhaltung
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eine ebenere Oberfläche besitzen, als das im Landstrafsenbau übliche geringere
bis mittelgute Steinpflaster. In Folge dessen bieten sie dem Wagenverkehr
kleineren Zugwiderstand und sind für die Personenbeförderung wegen der
schwächeren Stößse des Wagens angenehmer als die Pflasterbahnen.
Klinkerbahnen sind wegen der zu geringen Widerstandsfähigkeit des
Steins gegen: Zerdrücken für schweren Verkehr nicht geeignet, für leichten,
schnellen Verkehr dagegen sehr angenehm; sie können jedoch wegen des hohen
Preises nur in solchen Gegenden angelegt"werden, wa natürliche Steine fehlen
und wegen des weiten Transportes von auswärts her zu theuer werden. Die
Klinkerbahnen sind, weil sie zum Schutze gegen zu starke Abnutzung durch
den Verkehr möglichst unter einer dünnen Sanddecke gehalten werden sollen,
am besten für geschützte Lage geeignet. Nässe schadet denselben verhältniss-
mälsig wenig, wenn der Untergrund genügend tragfähig ist.
Der Hauptgrund für die zunehmende Verwendung der Klinker zum Strafsen-
bau in den Küstengegenden liest in dem Mangel an natürlichen Steinen,
welcher dort von Jahr zu Jahr fühlbarer wird. s
Die Klinkerpflasterung hat zuerst in Holland in ausgedehntem Maalse Ver-
wendune gefunden und ist von dort in unsere Küstengegenden eingeführt worden.