Full text: Erdarbeiten; Strassenbau; Brückenbau (Abtheilung 3, 4. Heft)

   
   
  
      
    
    
   
    
   
    
  
      
      
   
   
    
    
  
    
  
   
   
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
     
   
  
    
  
172 Der Strafsenbau. 
wird solches Pflaster an Ueberlaufstellen im Hochwassergebiete angelegt, weil 
die der Stromrichtung nicht gleichlaufenden Fugen dem Ausspülen durch das 
Wasser weniger ausgesetzt sind. 
Schwache Krümmungen der Stralsen pflegt man mit strahlenförmiger 
Pflasterung herzustellen, Fig. 87, wonach die Pflastersteine passend auszuwählen 
sind. Bei stärker gekrümmten ‘und geknickten Strafsen muss ein Zusammen- 
arbeiten der Reihen mit richtigem Verbande stattfinden; die Anschlusssteine 
sind danach einzurichten. 
Die gleiche Anordnung, welche Fig. 88 zeigt, ist bei Strafsenkreuzungen 
empfehlenswerth ; das in Fig. 89 dargestellte Verfahren erfordert die Anwendung 
zu vieler Anschlusssteine. 
Eine ausführliche Darstellung verschiedener Strafsenkreuzungen und An- 
schlüsse von Nebenstrafsen an. Hauptstrafsen findet sich im Heft 3 auf S. 71. 
n 
5. Das Schiebepflaster (Roh- oder Mosaikpflaster, Stein- 
schlag-Pflaster). 
Wenn bei untergeordneten Wegeanlagen die Geldmittel zur Herstellung 
von Reihenpflaster nicht ausreichen, muss man sich zur Verwendung unregel- 
mälsig bearbeiteter Pflastersteine entschliefsen. Dieselben werden, ohne durch- 
gehende Reihen zu bilden, möglichst eng aneinander gepasst; die ebenste 
Fläche jedes Steins dient als Kopffläche. Die Fugen des so hergestellten 
Pflasters laufen unregelmälsig durch einander. 
Je nach der Bearbeitung und natürlichen Beschaffenheit des Materials 
kann das Schiebepflaster in sehr verschiedener Güte hergestellt werden. Fig. 
90a zeigt ein Schiebepflaster aus vieleckigen, möglichst genau in einander 
geschobenen, scharfkantigen Bruchsteinen, während Fig. 90b ein solches 
schlechtester Art aus rundlichen, fast unbearbeiteten Kieseln (Findlingen) 
darstellt. 
Nach Bokelberg soll bei diesem geringwerthigsten Pflaster die Kopffläche 
‘der Steine in keiner Richtung unter 5, oder über 22cm messen. Auf schmalen 
Bahnen sind die besseren Steine für die vorzugsweise den Fuhrwerken aus- 
gesetzten Streifen, die kleineren in der Mitte der Strafse, sowie an den Aufsen- 
kanten zu verwenden. 
Wenn mit beschränkten Geldmitteln grolse Stralsenbreiten zu pflastern 
sind, welcher Fall in Ortschaften oft eintritt, so ist es empfehlenswerth, den 
Theil der Strafse, welcher dem Wagenverkehr hauptsächlich dient, — also den 
mittleren Tieıl — mit Reihenpflaster zu versehen, während die Seiten aus 
Sparsamkeitsrücksichten nur ein leichtes Schiebepflaster erhalten. 
Schiebepflaster aus etwa 3 bis 6m orofsen Steinbrocken eignet sich gut 
zur Befestigung der Fufswege; es ist billig, dauerhaft und bequem. 
In neuester Zeit ist Schiebepflaster aus kleinen Steinen unter der Bezeich- 
nung „Steinschlagpflaster“ auch auf Fahrwegen zur Anwendung gekommen. 
Von dem Gedanken ausgehend, dass eine Steinschlag- 
bahn um so dauerhafter ist, je grölser die einzelnen 
Steinbrocken sind, dass aber andererseits eine Schüttung 
aus zu groben Steinbrocken zu uneben werden und den 
Verkehr zu sehr belästigen würde, liefs der Baurath 
Gravenhorst!) zu Stade im Jahre 1885 versuchsweise 
w; 2 möglichst regelmälsigen, ganz groben Steinschlag von 
6—7em Seite zu Pflasterungen verarbeiten. 
Die abgenutzten Steinbahnen, deren Instandsetzung vorgenommen werden 
sollte, dienten als Unterbau und erhielten durch Aufhauen, Ausbesserung der 
Vertiefungen und Walzung gleiche Wölbung, wie die fertige Stralse. Als 
Bettungsmaterial wurde eine im lose aufgeschütteten Zustande 4em starke Sand- 
oder Kiesschicht aufgebracht und mit der Schablone wie bei Klinkerbahnen 
abgeglichen. Darauf wurden die Steinschlagpflastersteine versetzt und unter 
Einschlämmen von Kies oder Sand zum Dichten der Fugen kräftig abgerammt. 
Die Verwendung des Steinschlagpflasters bei Landstrafsenneubauten ist 
  
1) Zeitschr. d. Hannoy. Archit. u. Ingen.-Ver., 1887, S. 425. 
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