202 Der Stralsenbau.
Strafsenwölbung besser anschmiegen und also auch gleichmäfsiger wirken
können. Gröfsere Beweolichkeit wird den französischen Walzen gegenüber
dadurch erzielt, dass nur ein Walzenpaar — und zwar die rückwärts liegenden
eröfseren Walzen — von der Maschine unmittelbar in Bewegung gesetzt wird.
Die kleineren, nur leicht belasteten vorderen Walzen dienen als Lenkwalzen.
Der Betrieb erfolgt nicht durch Ketten, sondern durch Zahnräder mit doppeltem
Vorgelege; die Lenkbarkeit der Walze wird durch Wendeschemel, Sch eketi-
rad und Kette hereestell. Um den Lanekessel stützen zu können haben die
Vorderwalzen die eigenthümliche as dass sie kegelförmie gestaltet
sind und auf einer nach beiden Enden abfallenden Achse stecken. Dieser Ab-
fall und die Keselform der Walzen sind nun so bestimmt, dass die Linien, in
welchen die, Walzen die Steinbahn berühren, zusammen eine Grade bilden, und
dass zwischen den Walzen ein nach oben hin klaffender Spalt entsteht, durch
welchen ein Zapfen als Stütze des Langkessels bis auf die Achse der Walzen
hinab geführt ist. Die en zwischen denen der Kessel gelagert ist,
sind nicht : ganz um die Gesammtbreite der beiden Vorderachsen von einander
gerückt, so dass die 4 Walzen einen zusammen hängenden Streifen der Strafs
bearbeiten, welcher mal seiner Fläche von Rändern frei bleibt.
Die eigenartige Konstruktion der Lenkwalzen wurde jedoch der
lichen Unterhaltungskosten wegen von der genannten Firma bald verla
und seit 1879 werden dieselben zylinderförmig ausgeführt und in
Bügel gelagert, Fig. 110. Von Aveling und Porter sind im ganzen |
600 Dampfwalzen erbaut; das Gewicht schwankt zwischen 6t und 25t;
meisten kommen solche von 10—15t zur Verwendung. Sie sollen beim Trans-
port von Baustelle zu Baustelle Steigungen von 1:7, bei der Arbeit Steigungen
von 1:12 überwinden können. Die Arbeitsbreite liegt etwa zwischen 1,45
und 2,355",
Endlich mag erwähnt werden, dass die ältesten vor 1874 erbauten Aveling
und Porter’schen Walzen 4 fast gleich grofse, gleich belastete Walzenräder
hatten, von denen die hinteren in einem schweren drehbaren Rahmen gelagert
waren. Diese Maschinen waren aber wenige lenkbar und auf Steigungen schlecht
zu eebrauchen.
Ebenfalls mit vier räderartieen Walzen arbeitet die von der Firma Mehlis
& Behrens für die Stadt Berlin hergestellte Dampfwalze,!) welche in Fig. 111
dargestellt ist. Der Valzendurchmesser beträgt 1,5”, dis Felgenbreite 0,52 ®;
die Hinterräde r haben etwa 1,0m Abstand, so dass ein Streifen von etwa 2m
Breite gewalzt wird. Die Aufstellung des Field’schen Röhrenkessels machte die
Anbringung seitlicher Längsbalken erforderlich, welche zugleich zur Aufstellung
eines wagenartigen Ueberbaues dienen. Die Vorderachse ruht in einem ring
föormigen Rahmen, welcher mittelst Kette und Spindel wagrecht bewegt wird ı ınd
der Maschine die nöthige Lenkbarkeit gewährt. Durch diese Anor dnung wird zu-
gleich ein Uebelstand vermieden, der gegen die Aveling und Porter’ schen Ma-
schinen geltend gemacht wird: dass nämlich durch die Drehzapfenkonstruktion
alle Stößse der Lenkwalzen unmittelbar auf den Kessel übertragen werden.
Die beschriebene Dampfwalze wiegt unbelastet etwa 15 t, nn ausgerüstet 17,5 8.
Zu einem ÜUrtheil über die "zweckmälsigste Grölse der Trieb- und Lenk-
walzen gelangt man durch folgende Betr: ıchtung:: 2)
Bei den Triebwalzen wirkt in jedem, in der Bewegungsrichtung liegenden
Berührungspunkte der noch nicht zusammen gepressten Öberfläche der Stein-
bahn mit dem Walzenmantel die bewegende Kraft K der Walze tangential und
bildet zusammen mit dem Eigengewichte G die nach rückwärts gerichtete Ge-
sammtkraft R, Fig. 112; eine Verschiebung des Steinschlags in der Bewe-
gungsrichtung vor der Walze her, d. h. eine Wellenbewegung, kann also kaum
eintreten.
Bei den Lenkwalzen, also auch bei den mit Hülfe eines Zuggestells vor-
wärts beweoten Pferdewalzen, kann dagegen der Walzenmantel keine tangential
gerichtete Kraft ausüben; die zur Fortbewegung dienende Zugkraft K,) wird
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I) Petrlik, Das Walzen der Strafsen.
2) Deutsche Bauztg, 1889, S. 250.
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