Full text: Erdarbeiten; Strassenbau; Brückenbau (Abtheilung 3, 4. Heft)

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Rheinprovinz 
   
Die Walzung der Strafsen. 319 
und Dauerhaftigkeit der mittelst Dampfwalzen oder Pferdewalzen befestigten 
Strafsen, liegen zahlenmälsige Angaben bislang nicht vor. Es steht aber aulser 
Zweifel, dass auch in dieser Hinsicht den ersteren der Vorzug gebührt, weil 
sie den Steinschlag fester zusammen zu pressen im Stande sind als letztere, und 
weil die Dauer der Steinbahnen um so gröfser ist, je weniger Hohlräume oder 
mit Bindematerial und Schlamm angefüllte Zwischenräume darin enthalten ‚sind. 
Nach Mittheilung des Landesbauraths Voiges sind die durch Dampfwalzen 
gedichteten Bahnen sofort nach der Walzung so fest, dass nur selten noch ein 
nennenswerther Gebrauch der Sperrsteine erforderlich wird; jedenfalls aber 
kann bei solchen Schüttungen, nachdem sie einige Zeit dem Verkehr gedient 
haben, das Auslegen der Sperrsteine unterbleiben. Die gleiche Erfahrung ist 
auch in der Rheinprovinz gemacht worden. 
Dass in Folge der gründlicheren Dichtung der Steinbahnen auch eine Her- 
absetzung der späteren Unterhaltungskosten eintritt, bedarf kaum noch beson- 
derer Erwähnung. ; 
4. Die Leichtigkeit des Wendens der Dampfwalzen ermöglicht es, dass zur 
Verminderung der Verkehrsstörungen die Walzlängen ohne erhebliche Ver- 
theuerung der Arbeit beliebig kurz angenommen werden. Bei sehr lebhaftem, 
schweren Verkehr wird man die Walzlängen zu 100m oder noch kürzer be- 
messen dürfen. 
Diese Beweglichkeit ist ferner vortheilhaft, wenn die zu walzenden Strafsen- 
strecken nicht gleichzeitig fest werden; man kann dann mit Leichtigkeit die 
Walzung der weniger festen Stellen so lange fortsetzen, bis sie gleich feste 
Lagerung wie die übrigen erreicht haben. Der gleiche Vortheil zeigt sich bei 
der Walzung kurzer Ausbesserungsstrecken. : 
5. Die Dampfwalzen arbeiten selbst auf erheblichen Steigungen ohne 
Schwierigkeit, während bei einer Steigung von 10°), ein Erfolg mit Pferde- 
walzen überhaupt nicht mehr zu erzielen ist, 
6. Die hohen Anschaffungskosten der Dampfwalzen können sich nur dann 
genügend’ verzinsen, wenn dieselben während der guten Jahreszeit ohne 
nennenswerthe Unterbrechung im Betriebe sind. Beim Neubau grölserer 
Stralsen wird das unschwer zu erreichen sein. Im Unterhaltungsbetriebe aber 
ist es nur in solchen Strafsenbaubezirken möglich, in denen viel und schnell 
gewalzt werden muss und wo die Entfernung der zu walzenden Strecken von 
einander gering ist. Die zu weiten Fahrten der Walzungen von einer Bau- 
stelle zuranderen würden die bei der Arbeit selbst erreichten Ersparnisse aufzehren. 
In ausgedehnten Bezirken, wo nur kurze, weit von einander entfernte 
Strecken zu walzen sind, sind die Pferdewalzen vortheilhafter, denn die ver- 
hältnissmäfsig geringen Anschaffungskosten — etwa 1500 bis 1800 M. — 
gestatten es, eine gröfere Zahl derselben zur Verfügung zu haben. Der Zins- 
verlust ‚fällt nicht ins Gewicht, selbst wenn der Gebrauch sich nur auf wenige 
Wochen im Jahre beschränkt. 
7. Die Verwendung der Dampfwalzen bei der Unterhaltung setzt einen 
derartigen Betrieb voraus, dass alle in einem bestimmten Bezirke auszuführenden 
Walzungen durch Anlieferung und Zubereitung des Steinmaterials in vorher 
festgesetzter Reihenfolge vorbereitet werden. Bei Betrieben, in denen kleinere 
Lieferungen wenig leistungsfähigen Unternehmern obliegen, oder von der Land- 
bevölkerung beschafft werden, sobald Menschen und Zugthiere für die Land- 
wirthschaft entbehrlich sind, wird eine solche Einrichtung mancherlei Schwierig- 
keit haben. Auch wird es als Uebelstand empfunden wenn das während des 
Winters angelieferte und zerkleinerte Steinmaterial zu lange Zeit an der Stralse 
liegen bleiben muss, bis die Dampfwalze bei der planmäfsigen Reise her- 
ankommt. 
8. Ein Nachtheil der meisten Dampfwalzen den Pferdewalzen gegenüber 
liegt darin, dass ihr Gewicht nicht dem augenblicklichen Bedürfniss angepasst 
und durch Ballast gesteigert werden kann. 
9. Die Bedienung und Instandhaltung der Dampfwalzen macht erhebliche 
Schwierigkeit, indem .sie besonders geübtes Personal erfordert und zur Be- 
schaffung besonderer Arbeitswagen nöthigt. Bei stärkeren Beschädigungen wird 
trotzdem der Transport der Maschine in eine gröfsere Werkstätte unvermeidlich sein. 
    
    
    
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
   
   
  
   
   
    
	        
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