Full text: Erdarbeiten; Strassenbau; Brückenbau (Abtheilung 3, 4. Heft)

  
  
224 Der Strafsenbau. 
Unter geeigneten Verhältnissen, besonders bei den Steinpflasterbahnen. 
kann an Stelle des Kieses auch grober Sand verwandt werden. Zur Bedeckunag 
sehr trocken gelegener, dem Winde ausgesetzter Stralsen eignen sich lehmiger 
Kies, oft sogar erdige Materialien, welche nicht so bald verschwinden, wie 
magerer Sand. 
Die Ueberkiesung bezw. Besandung geschieht im Frühling und Sommer 
bei windstillem, feuchtem Wetter. Ein Arbeiter kann je nach der Menge des 
aufgebrachten Materials täglich etwa 200 bis 400 m Strafse gewöhnlicher Breite 
bekiesen. 
Die Beseitigung des Schnees. Bei der Aufräumung verschneiter 
Strafsen darf mit der Arbeit nicht früher begonnen werden, als bis der Schnee- 
fall aufgehört hat; die Beseitigung des Schnees muss aber geschehen, bevor 
derselbe gelagert oder festgefroren ist. 
Zur Räumung längerer Strecken kommen nach gleichmäfsigem, nicht allzu 
hohem Schneefall meistens Maschinen zur Anwendung. Diejenigen, welche, den 
Kehrmaschinen ähnlich, mit Zylinderbürste gebaut sind, eignen sich nur zur 
Beseitigung dünner Schneeschichten. Meistens verwendet man entweder aus 
Holz oder aus Eisen hergestellte sogen. Schneepflüge, Fig. 124, welche je nach 
der Höhe des Schneefalls mit 2 oder mehr Zugthieren bespannt werden. Den 
vorerwähnten Kehrmaschinen gegenüber sind sie auch dadurch im Vortheil, 
dass sie die fortgeräumten Schneemassen von der Mitte aus zu gleichen Theilen 
nach beiden Seiten abschieben, während erstere dieselben nach einer Seite 
schaffen und deshalb gröfsere Zugkraft erfordern. 
Den von der Fahrbahn abgezogenen Schnee lässt man bei hinreichender 
Breite der Spur gewöhnlich zunächst in Bänken liegen. Werden diese durc] 
den Wechsel von Thauwetter und Frost hart und es tritt erneuter Schneefall 
ein, so ist zwischen denselben ein nochmaliges Reinigen der Stralse mit einer 
Schneepfluge von dersel- 
ben Breite entweder gar 
nicht oder doch nur unter 
aulserordentlich grofsem 
Aufwande von Zugkraft 
möglich. Man bevorzugt 
deshalb in neuerer Zeit ver- 
stellbareSchneepflüge, deren 
Spurbreite je nach Bedart 
vergrölsert oder verringert 
werden kann. 
Die Vorschriften, wann 
  
  
  
> 
2 der Schneepflug zur An- 
5 wendung gebracht werden 
soll, weichen erheblich voı 
einander ab; in Baden und 
i Hannover soll solches ge- 
schehen, wenn die Schnee- 
schicht eine Stärke von 
30:em erreicht hat. Im Ge- 
birge sieht man von der 
Beseitigung des Schnees oft ganz ab, beschränkt sich auf das Ebnen der 
Oberfläche der Bahn und leitet den Schlittenverkehr über die auf der Bahn 
fest gewordenen, oft hohen Schneemassen. 
Wenn sich durch den Verkehr im dicht gefahrenen Schnee Gleise bilden, 
so ist darauf zu achten, dass diese bald entfernt werden und nicht eine Beschä- 
digung der Steinbahn verursachen. Grofses Gewicht ist auf möglichst schnelle 
Beseitigung des erweichten Schnees bei Frostaufgang und insbesondere auf die 
Ableitung des Thauwassers zu legen. 
Versuche, die Beseitigung des Schnees durch Schmelzen mit erwärmter 
Luft, Dampf oder Wasser zu erreichen, scheinen nicht aussichtslos zu sein; doch 
hat ein solches Verfahren für Landstrafsen wohl wenig Bedeutung.!) Tietzteres 
  
  
  
!) Deutsche Bauzeitung 1882, S. 109, u. 1888, S. 183 u. 200, 
    
   
  
  
   
   
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
       
    
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
   
   
   
   
  
  
  
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