Full text: Erdarbeiten; Strassenbau; Brückenbau (Abtheilung 3, 4. Heft)

  
  
   
242 Der Brückenbau. 
  
Brücken über Flüsse sind in eine auch bei Hochwasser möglichst re; 
mässige Flussstrecke zu legen. Wenn thunlich, wird man die Mittellinie der 
Brücke geradlinig anordnen und so, dass sie den zu überbrückenden Fluss oder 
V erkehrsweg rechtw inkligt) schneidet. Endlich können für die Wahl der Bau- 
stelle die Baugrundverhältniss se massgebend sein. 
Wenn eine Brücke in einer gekrümmten Stromstrecke zu erbauen ist, darf 
das Widerlager am konkaven Ufer nicht in den Strom vortreten. Oft muss 
das Ufer im Anschluss an dies Widerlager noch befestigt werden, um ein 
Hinterspülen desselben auszuschliessen. Am konvexen Ufer darf das Wider- 
lager, wenn eine Einengung des Durchflussprofils überhaupt zulässig ist, in den 
Fluss vortreten. Es wird dann durch hochwasserfreie Dämme an das Ufer 
anzuschliessen sein, so dass das Wasser glatt und ohne Querströmungen und 
Wirbel in die Oeffnung geleitet wird. 
Bisweilen kann der Brückenbau mit einer Flusskonstruktion Fig. 1, ver- 
bunden werden, wodurch der Vortheil 
erreicht wird, den Bau im Trocknen 
(wenigstens ohne Belästigung durch 
fliessendes Wasser) auszuführen. 
Gelingt es nicht, die Ueberschrei- 
tung in eine Flussstrecke zu legen, 
in welcher das Hochwasser ein regel- 
mässig gefasstes Bett hat, so muss 
man getrennte Fluthbrückenanordnen, 
deren Sohle bei Niedrigwasser ( oft 
trocken liegt. 
BesondereV orsicht ist nöthig, wenn 
eine Brücke nahe oberhalb des Zu- 
sammenflusses zweier Flüsse erbaut 
werden muss, da durch das plötzliche 
Steigen des einen (während der andere 
niedrig steht) oft unerwartete und sehr heftige Srömungen auftreten.?) 
Die W iederlager > Pfeiler der Brücken sollen parallel zur Strom- 
richtung stehen, da eine Ablenkung der Se Wirbel und Auskolkungen 
verursachen und so die Brücke gefährden kann.’) 
Eine als geschichtliche Merkwürdigkeit sufznführende Abweichung von dieser 
Regel ist der sog. Ponte corvo über die Me bei gun: Diese Brücke 
nimmt 1 gdes U mfanges eines Kreises von 176n Halbm. ein und die Pfeiler stehen 
radial.) In geringerem Maasse können ähnliche Anordnungen auch heute noch 
zur Anwer dung kommen, wenn sich nicht vermeiden lässt die Brücke ganz 
oder theilweise in eine Krümmung des oberen Verkehrsweges zu legen’) Es 
ist in solchen Fällen reiflich zu überlegen, ob die Ablenkung der Strömun 1g 
eefährlich werden kann. 
Bei gewölbten Viadukten, die in Kurven liegen, erhalten die Pfeiler meist 
trapezförmigen, die Gewölbe rechteckigen Grundr riss.6) Die letzeren werden 
dann regelmässig an h, während sie, wenn man die Pfeilergrundrisse 
rechteckig anlegt, sich konisch und in Folge dessen theurer ergeben.‘) 
  
   
  
   
   
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1) Schiefe gewölbte Brücken mit einem Schnittwinkel <30° kommen selten vor. Das 
Nähere darüber siehe weiterhin. 
Als bekannte schiefste hölzerne Brücke kann ein Viadukt der Bahn Paris-St. Germain 
genannt werden, dessen Schnittwinkel 25° betrug (Handb. d Ing "wiss II 1. 8.29), als schiefste 
eiserne eine Unterführung der Berliner Ringbahn bei Moabi t mit 150 Schnittwinkel. 
2) Die Brücke de la Quarantaine über die Saone bei Lyon stürzte 1854 in Folge solcher 
Verhältnisse ein. (Morandiere). 
3) Bei dem Ruhr-Viadukt der Rheinischen Bahn bei Herdecke wurde eine nachträgliche 
Regulirung des Flusses oberhalb und unterhalb nöthig, weil bei einem ausserordentlichen Hoch- 
wasser ein Pfeiler, den der Strom etwas schief traf, beinahe unterspült wurde. 
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) Heinzerling, A. B.-Z. 1871, S. 17. 
5) Eisenbahnbrücke über die Mosel bei Bullay. 
6) So z.B. bei der Berliner Stadtbahn. 
7) Ein Viadukt in Philadelphia, de ee Grundrissaxe 51,66 m Halbm. hat, ist auf Pfeilern 
  
mit rechteckigem Grundriss aufgeführt. Er hat 3 Oeffnungen. Die Gewölbe sind K egelflächen, 
deren Spitzen in der Verlängerung der wagrechten Gewölbescheitel-Linien liegen. innereı 
Gewölbestirnlinien sind Halbkreise, die äusseren Segmentbögen. (Nouy. ann. 1880, Sp. 31.) 
       
     
    
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
  
   
   
   
  
   
  
  
  
   
  
  
   
      
  
  
  
   
  
  
    
  
  
  
  
  
  
   
    
      
  
   
     
      
  
  
  
   
  
     
   
   
   
    
  
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