Full text: Erdarbeiten; Strassenbau; Brückenbau (Abtheilung 3, 4. Heft)

   
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Die vorhin erwähnten Versuche mit Kalkstein-Würfeln geben für die Be- 
stimmung der Mauerwerkfestigkeit aus der Steinfestigkeit wenig oder keinen 
Anhalt. Die Zahl der Versuche war zu gering; auch war wohl die Grösse der 
Würfel (25 Seitenlänge) für die Art von Mauerwerk zu gering. Die Würfel hatten 
im Durchschnitt etwa die Festigkeit des schwächeren Ziegelmauerwerks. Kalk- 
steine ohne Mörtel sind nicht zerdrückt worden. Verhältnisszahlen oder eine 
Formel zur Herleitung der Mauerwerkfestigkeit aus der Stein- und Mörtel- 
festigkeit lassen sich also nicht bilden. 
In einer Tabelle, in welcher Dr. Böhme die Druckfestigkeit verschiedener 
natürlicher Steinsorten (in Würfelform unvermauert) zusammenstellt, giebt er 
als zulässige Beanspruchung für platten- oder klotzförmige Werkstücke ohne 
Mörtel 10°/, jener Festigkeit, für Bruchsteinmauerwerk in Zementmörtel 5,5%, 
derselben. Er wendet also zur Herleitung der Festigkeit des Bruchsteinmauer- 
werks aus der der Steinwürfel den bei Ziegelmauerwerk gefundenen Prozent- 
satz an und nimmt dann zehnfache Sicherheit. 
Dass die Uebertragung des Prozentsatzes von Ziegel- auf Bruchsteimauer- 
werk der Wirklichkeit entspreche, ist sehr unwahrscheinlich. Denn die natürlichen 
Steine werden bei der Prüfung gewöhnlich in Würfelform zerdrückt, die Ziegel 
in Plattenform. Die natürlichen Steine kommen in anderer Form in’s Mauer- 
werk als die ist, in der sie bei Versuchen zerdrückt werden, die Ziegel in der- 
selben. Dennoch wird man einstweilen die von Böhme vorgenommene 
Uebertragung gelten lassen können, da sie für gutes Bruchsteinmauerwerk in 
Betreff der Sicherheit zum mindesten nicht ungünstig sein dürfte. 
Dass Quadermauerwerk sich hinsichtlich der Inanspruchnahme zwischen 
dem Bruchsteinmauerwerk und dem Steinwürfel halten muss, steht wohl ausser 
Zweifel. Welche Stelle in diesem Spielraum es einzunehmen hat, wird von der 
Form und Bearbeitung der Quader, sowie von dem Mörtel abhängen, und wird 
durch Versuche in grösserem Maasstabe zu ermitteln sein. So lange dies nicht 
geschehen ist, wird man die Inanspruchnahme des Quadermauerwerks nur wenig 
höher als die des Bruchsteinmauerwerks aus gleichen Materialien nehmen,® 
zumal in Gewölben, wo ohnehin nur ein dem Quadermauerwerk an Sorgfalt 
kaum nachstehendes Bruchsteinmauerwerk angewendet werden sollte, wenn man 
nicht zum Beton übergehen will. 
Baurath Reinhard in Stuttgart,?) stellte Versuchswürfel mit 0,15m Seite 
aus 2 gleich starken, durch eine 1,5em starke Mörtelschicht verbundenen Bunt- 
sandsteinplatten her. Mörtel 1 Theil Portland-Zement, 2 Theile reiner grober 
Flusssand. Die Würfel hatten nach 17 Tagen eine Bruchfestigkeit von 340 bis 
401, solche aus Granit bis 450%8/gem- Reinhard hält sieben- bis achtfache 
1) Gentral-Bl. d. B. 1883, 8. 32). 
2) In der Heinzerling’schen Tabelle im Bauhandb.: (I, S.194) verhält sich die Inanspruch- 
nahme des Brüchsteinmauerwerks zu der des Quadermauerwerks etwa wie 7:8 
3) Central-Bl. d. B. 1837, S. 325 und D. Bztg. 1889, 3. 142 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
      
    
    
   
   
   
   
   
  
   
  
   
  
  
   
   
  
  
   
   
    
   
  
   
  
   
    
    
   
   
   
   
  
  
  
   
   
   
   
   
   
  
  
  
	        
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