Full text: Erdarbeiten; Strassenbau; Brückenbau (Abtheilung 3, 4. Heft)

   
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einigermassen in das Belieben des Konstrukteurs gestellt, welchen Weg er ein- 
schlagen und ob er der Bequemlichkeit oder ästhetischen Rücksichten grössere 
Zugeständnisse machen will. 
Wir wollen hier nur kurz anführen, welche Linien für die Wölbung mit 
Vorliebe gewählt werden und was bei den einzelnen zu beachten ist. 
b. Kreislinie und Ellipse. 
Am beliebtesten war wegen der Leichtigkeit der Ausführung und der 
allgemeinen ästhetischen Verständlichkeit von jeher die Kreisliniee Am 
unbeschränktesten ist man in ihrer Anwendung, wenn man den versteifenden 
Einfluss der Hintermauerung mit in Rechnung zieht.!) Man ersieht aber auch 
aus den Darstellungen zu Schwedler’s Theorie der Stützlinie,?2) dass man 
durch Aussparungen in der Uebermauerung einen Kreisbogen mit 140° Zentri- 
winkel (Pfeilverhältniss 1:2,85) noch zum Zusammenfallen mit der Stützlinie 
bringen kann, wenn die Belastungshöhe im Scheitel sich zum Halbmesser der 
Gewölbemittellinie wie 1:25 verhält. Eine wagrecht abgeglichene Belastung, 
deren Höhe sich zum Halbmesser der Gewölbemittellinie wie 1:3 verhält, wird 
durch einen Kreisbogen gestützt, dessen Zentriwinkel 40% beträgt, dessen Pfeil- 
verhältniss also etwa 1:11 ist. Zwischeninne liegen viele Fälle, in denen schon 
ohne Aussparungen in der Uebermauerung ein theoretisch richtiges Kreis- 
gewölbe entstehen kann, wenn nur das Ueberschüttungsmaterial leichter ist als 
das Gewölbe-Mauerwerk. Dies Alles bezieht sich auf lediglich senkrecht wirkende 
Belastungen. 
Bei Berücksichtigung des aktiven Erddrucks kann unter Umständen der 
volle Halbkreis annähernd zur Stützlinie werden. Er tritt hier als Spezialfall 
der halben Ellipse auf, welche ein viel ausgedehnteres Feld der Berechtigung 
hat. Dasselbe erstreckt sich noch weiter, 
wenn man (mit Friedrich Ritter) den 
passiven Erddruck in Rechnung zieht, eine 
Auffassung, der ich jedoch nur für Aus- 
nahmefälle, d. h. bei tunnelartigen Aus- 
i  führungen in gewachsenem Boden, eine 
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Berücksichtigt man noch, dass durch 
Hinzufügung einigen überflüssigen Ma- 
terials an den Stellen, wo die Kreislinie 
oder Ellipse sich von der Stützlinie ent- 
fernt, noch praktisch brauchbare Gewölbe 
geschaffen werden können, so sieht man, dass 
- das Gebiet, innerhalb dessen diese für die 
Ausführung einfachsten Linien auch bei dem 
heutigen Stande der Theorie noch Anwen- 
dung finden können, immerhin ein grosses ist. 
Ein neueres Beispiel recht rationeller Ver- 
wendung der Kreislinie sind die Brücken der 
Herford-Detmolder Eisenbahn ®), Fig.32 u. 33, 
bei denen sich das eigentliche, aus Backstein 
= hergestellte Kreisgewölbe von bis zu 10m 
Weite und 120° Zentriwinkel auf innen die 
. Kreislinie fortführende Widerlager aus Bruch- 
. steinen mit radialen Fugen oder auf gewöhn- 
liche, auf Brunnen gegründete Widerlager 
setzt. Die Ueberschüttungshöhe beträgt nicht 
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1) Abhandlung v. Gnuschke. Z. f. B. 1892. 
2), ZB. 1859. 
®) Friedr. Ritter (A.B. Z. 1880, 8. 85) gelangt schliesslich zu dem Auspruch: „Diejenigen 
Gewölbe sind die besten, welche einen möglichst gleichmässigen Seitendruck auf die Hinter- 
füllung üben. Dies sind Kreis- und Ellipsen-Gewölbe‘. 
4) Wochenbl. f. Arch. u. Ing. 1881. S. 299. 
   
   
   
   
  
   
    
   
     
    
   
    
    
  
  
  
  
   
   
    
    
    
   
  
   
    
    
  
  
  
   
   
    
  
  
  
    
    
  
     
     
  
  
  
  
  
  
  
  
   
 
	        
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