Full text: Erdarbeiten; Strassenbau; Brückenbau (Abtheilung 3, 4. Heft)

  
  
   
326 Der Brückenbau. 
   
   
   
  
  
   
   
  
  
  
   
   
  
  
  
   
  
  
   
   
  
  
     
  
  
  
   
   
  
  
  
   
   
  
   
   
  
  
   
  
  
  
  
  
   
  
   
    
    
     
   
  
   
    
   
  
  
    
    
    
wuf halbe Steinstärken (nach oben) ab und stellt auch die Zunahme des Quer- 
schnitts nach den Widerlagern hin stufentörmig her, indem der Gewölberücken 
jedesmal um einen halben Stein zurückspringt, wenn die Umhüllung des theo- 
retisch zunehmenden Querschnitts dies erfordert. 
E. H. Hoffmann stellt mit Hülfe besonderer Formsteine, trapezoidischer 
Ziegel, den theoretischen Querschnitt genau her. Diese Art der Ausführung 
ist: ihm patentirt (D. R.-P. 8541). Da die äussere Bogenlaibung mit der inneren 
nicht konzentrisch ist, nennt er diese Ziegelbögen „diszentrische“ 1), 
Die wichtigste Aufgabe, die bei der Ausführung eines Gewölbes zu lösen 
ist, besteht nun darin, dasselbe fertig zu stellen, ohne dass bereits vorher Form- 
veränderungen eintreten, welche, wenn sie auch nicht geradezu gefährlich 
werden, doch die Voraussetzungen der Theorie, auf Grund deren das Gewölbe 
berechnet ist, mehr oder weniger in Frage stellen. 
Jedes Lehrgerüst, welches nicht sehr kräftige und sorgfältig angeordnete 
wagrechte Aussteifungen in verschiedenen Höhenlagen hat (siehe das Lehr- 
gerüst des Aulne-Viadukts usw. auf S. 305), hebt sich bei der fortschreitenden 
Wölbung im Scheitel. Rückt die Wölbung über einen gewissen Punkt vor, so 
seht das Gerüst plötzlich wieder herunter, und es entstehen Risse in der Nähe 
der sogen. Bruchfuge. Bei kräftig wagrecht ausgesteiften Lehrbögen wird 
immerhin noch in Folge des Zusammenpressens der Hölzer und des Verschwindens 
kleiner Spielräume an den Stossstellen eine geringe Hebung im Scheitel ein- 
treten. Es ist daher eine allgemeine und nie zu vernachlässigende Regel, dass 
die Lehrgerüste vor dem Beginn des Wölbens in ihrem mittleren Theil und 
möglichst weit nach den Kämpfern hin, mit einer dem endgiltigen Gewölbe- 
gewicht thunlichst gleich kommenden Belastung versehen werden. 
Man verwendet zu dieser Belastung die Gewölbesteine und hilft sich, um 
mit der Packung recht weit nach dem Kämpfer hinab kommen zu können, 
durch Anbringung wagrechter oder etwas nach dem Scheitel geneigter Bretter, 
die man mit Knaggen auf dem Lehrgerüst befestigt, Fig. 115. Bei Hausteinen 
wird dies letztere Mittel in ausgedehnterem Maasse mit Vortheil angewendet, 
da man sämmtliche Steine dann aufrecht stellen und die einzelnen leicht aus 
ihrer vorläufigen in die endgiltige Lage bringen kann. 
Als äusserste Grenze, bis zu welcher man 
dies vorläufige Belasten der Lehrgerüste treiben 
kann, ist das bei der Tilsit-Brücke in Lyon 
eingehaltene Verfahren anzuführen.?) Dort 
wurden die Wölbsteine (Quadern) trocken ver- 
setzt und erst nach dem Versetzen sämmtlicher 
Schichten vergossen. Wenn man das „Ver- 
giessen“ überhaupt billigt, so ist jedenfalls an- 
zuerkennen, dass hierdurch Formveränderungen 
im Gewölbe vor dem Ausrüsten vermieden werden. 
Sollte es nun durch Anwendung sehr steifer Lehrgerüste 
= | und Belastung derselben vor dem Wölben gelungen sein, das 
| Gewölbe ohne Risse zum Schluss zu bringen, so pflegen sich 
die Risse doch beim Ausrüsten einzustellen, indem der noch 
etwas weiche Mörtel sich in Folge des „Setzens“ der Gewölbelast in der Nähe 
der „Bruchfugen“ an der inneren Laibung, in der Gegend des Scheitels an 
der äusseren Laibung zusammendrückt, und dementsprechend die Fugen an 
den entgegengesetzt liegenden Stellen der Laibungen sich öflnen.?3) Es bleibt 
    
!) Wochenbl. f. Arch. u. Ing. 1881. 8. 237. — Uebrigens sind bereits 1869 die Stirnringe 
einer. Chaussee - Unterführung der Berliner Verbindungsbahn bei Rummelsburg aus Ziegeln 
‚diszentrisch“ hergestellt, wenn auch ohne Anwendung von Formsteinen. 
*) Morandi&re S.189 u. 488 u. Handb. d. Ing. -Wiss. II. 1, 8. 252. 
3) Diese Veränderungen im Gewölbe werden noch dadurch unterstützt, dass die Wider- 
lager thatsächlich nicht, wie sie es theoretisch sein sollen, unwandelbar sind. Sind sie mit 
langsam erhärtendem Mörtel erst kurz vor der Ausführung des Gewölbes aufgemauert, so werden 
sie schon aus diesem Grunde sich etwas verändern, wenn der Gewölbedruck plötzlich auf sie 
kommt. Ist der Mörtel schon vollständig erhärtet, so geben sie noch in Folge der Elastizität 
des Materials etwas nach. Wären sie aber starre Körper, so würde sich in den meisten Fällen 
der Baugrund ungleichmässig zusammendrücken und es würde ein geringes Kanten der Widerlager 
  
  
    
  
	        
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