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Gewölbte Brücken.
An den Kanten der Bleiplatten wird das Steinmaterial mit 120 bis 130 ks/acm,
in den nächsten Mörtelfugen bis 28ks beansprucht.
Die Murr-Brücke hat ähnliche Verhältnisse und Bauart.
Reinhard erbaute die £m breite Strassenbrücke über die Murg bei Hesel-
bach aus regelmässig rauh bearbeiteten Bruchsteinen (Buntsandstein) in Zement-
mörtel 1:2. Ihre Verhältnisse weichen ebenfalls nicht sehr von denen der
Enz-Brücke ab. Die Wölbsteine haben 0,025 bis 0,1 bm Inhalt und 0,2 bis 0,5 m
Stärke. die Durchbinder haben bis 0,7m Stärke. Die Steine wurden trocken
mit 2,5 em Fugen auf die Schalung gesetzt. Die Fugen wurden einstweilen
durch Holzklötzchen (oben und unten) gehalten. Der steif angemachte Zement-
mörtel wurde von oben lagenweise in die Fugen geworfen und mit schmalen
eisernen Stampfen bis auf die Schalung fest eingestampft. In jeder Gewölbe-
hälfte wurden zwei Steinschichten ausgelassen und erst nach Schluss des Ge-
wölbes geschlossen. Das Lehrgerüst ruhte auf Holzkeilen und liess sich leicht
lösen. Haarrisse in den Fugen zeigten sich nach dem Ausrüsten nicht. Das
Mauerwerk wird bis zu 45 kg/acm beansprucht.
d. Monier - Gewölbe.
In ganz neue Bahnen strebt das System Monier (Eisengerippe mit Zement-
Umhüllung) den Gewölbebau zu drängen. Ein Bauwerk nach diesem System,
wenn es auch Gewölbeform hat, kann man kaum mehr Gewölbe nennen, da in
ihm wesentlich auch mit Zugkräften gerechnet wird, deren Aufnahme dem mit
Zementmörtel umhüllten Eisengerippe zugemuthet wird. !)
Im Brückenbau hat das System, abgesehen von Versuchs-Ausführungen,
zuerst in Oesterreich Eingang gefunden, wo eine Anzahl von Wegeüberführungen
der Südbahn, deren Durchfahrts-Oeffnungen zu eng waren, im Jahre 1890 nach
diesem System umgebaut wurden.?)
Das grösste dieser Bauwerke liegt beim Bahnhof Mödling und hat 3 schiefe
Oeffnungen von je 9@ rechtwinklig gemessener Lichtweite. Sie erhielten Monier-
Gewölbe mit 10m Halbmesser der inneren Laibung, 0,15 Scheitelstärke und
0,3m Stärke am Kämpfer. Ein Eisennetz aus 10 mm starken Rundstäben in der
Richtung der Gewölbstirn und 7 wm starken Stäben in der Richtung der Ge-
wölbaxe liest etwa 5m über der inneren Laibung in der Ausdehnung des
ganzen Gewölbes.. Ausserdem liegt ein zweites gleiches Netz 5m unter der
äusseren Laibung von jedem Kämpfer bis 0,3 w über das äussere Gewölbachtel.
Die Netze reichen 0,6 m in die Widerlager hinein. Der Mörtel oder Beton des
Gewölbes besteht aus 1 Raumtheil Portland-Zement und 3 Raumtheilen ge-
waschenem Sand.
Er wurde mit nur so viel Wasser, dass er feuchter Erde glich, auf das Lehr-
gerüst gebracht und mit eisernen Kellen so lange geschlagen, bis das Wasser
an die Oberfläche trat.
Andere Brückenbauten mit Monier-Gewölben sind: eine Strassenbrücke ın
Steyr, Bahnüberfahrtsbrücken bei der ungarischen Nord-Ostbahn und einige
Strassenbrücken in Ungarn.
Beim Personentunnel der Station St. Pölten werden die Bahnsteige durch
Monier-Gewölbe getragen.
Die weitere Beobachtung dieser Brücken wird vom grössten Interesse sein.
Denn wenn auch die ausserordentliche Tragfähigkeit der dünnen Monier-Gewölbe
durch vielfache Probebelastungen nachgewiesen ist und gegen die Befürchtung
des Rostens des Eisens im Zement gegentheilige Beobachtungen angeführt
werden, so kann doch erst die längere Bewährung von Brücken im Gebrauch
der neuen Bauweise allgemeineren Eingang verschaffen.
e. Kuhhörner.
Wenn die Kämpfer der Brückengewölbe tiefer als der Hochwasser-Spiegel
liegen, so giebt man den Kanten der Gewölbe eine vom Scheitel nach dem
1) Theorie von M. Könen im Centr.-Bl. d. B. 1886 und in der Broschüre von 6. A. Wayss
„Das System Monier.“ Berlin. A. Seydel, 1887
2) Vortrag von Holzer. Wochenschr. d. österr. Ing.- u. Arch.-Ver. 1891. No. 13.