340 Der Brückenbau.
struktion der Lagerfugen für diesen Fall dient die allgemeine Gleichung der
Trajektorie „wenn die Stossfugenlinien konvergirend sind“ wie sie Becker!)
entwickelt, wobei man sich die Ebene, zu welcher die Lagerfugen senkrecht
stehen müssen, allmählich aus der Richtung der Gewölbestirn in diejenige normal
zu den Widerlagern herum geschwenkt denkt.
Zur näherungsweisen Konstruktion der Lagerfugen verlängert man in der
Abwickelung die “Sehne der Stirnlinie über das spitze Widerlager hinaus und fällt
von einem Punkt der Verlängerung ein Loth auf die Richtung der Gewölbeaxe,
dieses bildet die Grenze zwischen dem normalen und dem schief gewölbten
o, Gewölbetheil. Von hier aus werden die Lagerfugen in
/|| der Abwickelung bis zur Stirn als Kreisbögen geführt,
7 | deren Mittelpunkt der in der verlängerten Stirnsehne an-
Fig, 133 8 genommene Punkt ist.2) Die Lagerfugen enden demnach
T senkrecht zur Stirmsehne, und es ist
0 27 m „5; ——o (gemäss Heider) zu untersuchen, ob der
> 7 hier sich bildende mittlere Fugenwinkel
\ von dem theoretischen nirgend mehr als
8 um 50 abweicht. Für die Wahl des Mittel-
a8 punktes der Kreisbögen ist die Rücksicht
28 massgebend, dass das spitze Widerlager
2 S noch im Stande sein muss, den Druck,
der sich bei dieser Anordnung sehr stark
) zus Kr
en Abwickelun q
£. See auf dasselbe konzentrirt, zu ertragen.
RE ERTISHEEN ER Als Beispiel der eben beschriebenen
NZ | Anordnung kann ein schiefes Gewölbe
\ | / der Berliner Stadtbahn, Fig. 133, über
N . der Zufahrt der Artilleriekaserne neben
we der Stallstrasse dienen. Es ist ein Seg-
SR, mentbogen mit 1,55 m Pfeilhöhe. Die
re kleinen schraffirten Dreiecke in der Ab-
Yo: \ wickelung stellen die einzigen 8 zur An-
wendung gekommenen Hausteine dar.
Bei diesem Gewölbe ist der normale Theil nur sehr kurz. Er könnte selbst-
verständlich auch ganz fehlen, so dass die Lagerfugen in der Abwickelung aus
2 stetig in einander übergehenden in entgegen gesetztem Sinne gekrümmten
Kreisbögen beständen. Zu empfehlen ist eine solche Uebertragung der für lange
Gewölbe zweckmässigen Anordnung auf kurze freilich nicht.
3. Das Austragen der Wölbsteine. Nach dem bisher Entwickelten
ist das Darstellen des Gewölbes in allen erforderlichen Projektionen und das
Austragen der Wölbsteine behufs ihrer Bearbeitung eine Aufgabe der Projektions-
lehre, deren Lösung keine erheblichen Schwierigkeiten bietet, sobald man unter
den verschiedenen möglichen Anordnungen der Lager- und Stossfugen, sowie
der Lager- und Stossflächen diejenige gewählt hat, welche für den betreffenden
Fall als die geeignetsten erscheinen.
Wir wollen als Beispiel die Austragung der Steine eines Quadergewölbes
durchnehmen, von welchem wir voraussetzen, dass die Verhältnisse die An-
wendung eines durchgehenden mittleren Lagerfugen-Winkels gestatten, dass der
Normalschnitt kreisförmig ist, dass sowohl die Dagerflächen als auch die Stoss-
flächen als Schraubenflächen gebildet werden, und dass die Gewölbestärke durch
weg gleich ist. Es sind dies die für die Praxis am meisten zu nprehlenden:
weil einfachsten Annahmen. Es könnte noch in Frage kommen, ob die Stoss-
flächen nicht als Ebenen zu gestalten seien, welche dann senkrecht zu Schrauben-
linien zu stellen sind, die im , Mittel der Gewölbestärke und durch die Mitten der
Gewölbsteine ähnlich den Lagerfugen der inneren und äusseren Gewölbelaibung
en 3) Doch kann ein praktischer Vortheil hierin nicht erkannt werden.
y Der Brückenbau. I. Aufl. 8. 124.
2) Vergl. Vortrag von Sarrazin über derartige Ausführungen bei der Berliner Ver-
bindungsbahn. Z. f. Bauw. 1870. Sp. 279.
3) Das Nähere hierüber siehe Winkler, Steinschnitt der Flügelmauern und schiefen
Brücken.