Full text: Erdarbeiten; Strassenbau; Brückenbau (Abtheilung 3, 4. Heft)

  
  
368 Der Brückenbau. 
Worts, als bei ihr wenigstens Fusswege durch Durchbrechungen der Eisenbahn- 
Viaduktpfeiler geleitet sind. 
Bei.vielen Brücken oder Viadukten dient die höher liegende Bahn einem 
Wasserlauf. So bei dem der Römerzeit entstammenden Pont du Gard bei 
Nimes und dem etwa um’s Jahr 600 n. Chr. von einem in Ravenna wohnen- 
den Longobarden-Herzog erbauten Aquädukt von Spoleto. Das unter letzterem 
Namen bekannte Bauwerk sollte man Viadukt nennen. Denn der grösste Theil 
WEsE der 5,07 m betragenden Gesammtbreite wird von 
dem Wege eingenommen, während nur 1,34 m der 
Wasserleitung dienen. Er ist mit seiner Länoe 
von 209,6 m und grössten Höhe von 76,8 a immerhin 
eine bedeutende und kühne Brücke, zumal er trotz 
seiner geringen Breite und grossen Höhe mit senk- 
rechten Stirnen (ohne Anlauf) nur mit einem 
Sockelvorsprung ausgeführt ist. Freilich hat sich 
die nach dem Vorgange von Gauthey seit 1809 vielfach 
nachgedruckte Abbildung!) nach welcher der Viadukt 
durch Welkners Aufnahme?) als eine Fabel er 
wiesen. Da die spitzbogig überwölbten Oeffnunoen 
schmaler sind als die Pfeiler, macht der Viadukt 
den Eindruck einer durchbrochenen Mauer. 
Mehrstöckige Unterführungen sind nicht selten. Ein interessantes Beispiel 
ist eine Unterführung von Bach, Mühleraben und Weg unter der Lembero- 
Üzernowitzer Eisenbahn, Fie. 185.3) 
  
b. Aquädukte und Kanal-Brücken. 
Mit dem Namen Aquädukt pfleet man gemeinhin Bauwerke zu bezeichnen, 
welche nicht schiffbare Wasserläufe über 'Thäler, Flüsse, Eisenbahnen oder 
Wege führen. Sie können zur Wasserversorgung von Städten oder Ortschaften, 
zur Bewässerung von Ländereien oder zur Zuleitung von Betriebswasser für 
Mühlen oder andere industrielle Anlagen dienen. Sie sollen hier nur so weit 
heran gezogen werden, wie es sich um bauliche gleichzeitig auf Kanal-Brücken 
anwendbare Einzelheiten handelt. 
Unter Kanal-Brücken?) verstehen wir Brücken, welche Schiffahrtskanäle über- 
führen. Sie sind wohl zuerst in England im vorigen Jahrhundert ausgeführt. 
Die älteste ist die 1760/61 durch Brindley erbaute Barton-Brücke im Kanal 
des Herzogs von Bridgewater über den Irwell bei Manchester.5) Sie ist etwa 
183m lang, lim breit und hat 3 halbkreisförmige Bögen, deren mittlerer 19,2 m 
weit ist. Sie führt den Kanal in einer Höhe von 11,88m über den Fluss. Sie 
ıst ganz aus Quadern erbaut, welche mit Eisenklammern verbunden wurden. 
Die ältesten Kanal-Brücken in Deutschland sind diejenigen des Main- 
Donau-(Ludwigs)Kanals.. Der Kanal auf ihnen ist 7m breit und von 2.04 m 
hohen, senkrechten Wänden begrenzt, welche je 1,75 m breite Leinpfade tragen. 
Die grössten dieser Brücken haben 17,5 m Spannweite und Halbkreisgewölbe. 
Sie sind sorgfältig durch lange Flücelmauern an die Thalböschung an- 
geschlossen und haben sich, abgesehen von einigen übeln Folgen mangelhafter 
Ausführung gut gehalten.6) Fig. 186, 187, 188 stellen eine dieser Kanal-Brücken. 
diejenige über die Wiesent, dar. 
) z. B. Schwarz Brückenbau Bl. 4, 
) Centr. Bl. d. Bauv. 1881 S. 109. 
S Rzina. EB, U. u.0.B. II.8, 209. 
*) Das Wort „Kanal-Brücke“ ist ganz entsprechend den allgemein üblichen Worten 
„Strassen-Brücke“, „Eisenbahn-Brücke“ gebildet und stimmt mit dem deutschen Sprachgebrauch 
überein, welcher bei zusammengesetzten, eine Unterabtheilung einer Gattung bezeichnenden 
Worten den weiteren (Gattungs-) Begriff an die zweite Stelle setzt (Mühlrad, Wagenrad usw.) 
Es ist unserer Ansicht nach daher dem vielfach angewendeten Wort „Brücken-Kanal“ vor- 
zuziehen. 
°) Smiles, James Brindley and the early engineers' 
%) v. Pechmann, Entw. f. d. Kanal z. Verb. d. Donau m. d. Main (München 1832) und 
v. Pechmann, der Lndwigs-Kanal (Nürnberg 1854). 
   
    
  
      
       
  
  
   
    
  
     
  
     
   
   
    
   
   
    
    
   
     
   
    
  
   
       
  
   
   
   
      
        
    
          
    
  
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