Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Zweiter Band)

140 Werkzeuge des Gehörs. 
Die Amphibien haben drei Canale und einen Sack, wie die 
Fische. Einige, wie das Crocodill, besitzen noch überdies einen kogel- 
förmigen, durch eine Querwand in zwei Gange geschiedenen, An 
hang als Rudiment einer Schnecke. 
Alle warmblütigen Thiere besitzen, wie der Mensch, ein 
zusammengesetztes Labyrinth, in welchem eine gemeinsame Hohle 
oder ein Vorhof, drei halbcirkelförmige Canäle, jeder mit einer Er 
weiterung (ampulla) im Vorhof einmündend, und ein, in zwei 
Gange abgetheiltes, Organ, die Schnecke, befindlich sind. Knöchel 
chen finden sich hier nicht mehr im Labyrinth vor. 
Betrachten wir jetzt die Höhlungen, welche zwischen dem Laby 
rinth und dem äußern Element liegen, und durch welche eine un 
mittelbare Gemeinschaft zwischen beiden bewerkstelligt wird. 
In den Fischen mit freien Kiemen findet keine solche 
Gemeinschaft Statt; der ganze Hörapparat ist von den Schädelkno 
chen umhüllt und liegt mit dem Gehirn in einer Höhle. 
In den Fischen mit befestigten Kiemen endigt sich, 
wie schon beschrieben, das Säckchen in einen Fortsatz, der durch eine, 
dem Trommelfell analoge, Haut geschlossen wird, über welche noch 
die äußere Haut gezogen ist. Sonst findet kein Mittelglied zwischen 
dem Gehörorgan und der Flüssigkeit, worin das Thier lebt, Statt 
Unter den Amphibien besitzen die Salamander ein Gehör- 
organ von einer, den Fischen der erstem Classe entsprechenden, Ein 
richtung. Bei den andern Amphibien hat das Labyrinth, wie beim 
Menschen, eine Oeffnung, an die sich ein Knochenplättchen legt, 
das dem Steigbügel analog ist. Auch findet sich eine zweite, blos 
durch eine Haut verschlossene, Oeffnung darin, die mithin dem run 
den Fenster analog ist. 
Diese beiden Oeffnungen sind auch bei den Säugthiercn und den 
Vögeln vorhanden. 
Alle diese Thiere haben, wie der Mensch, eine Trommel 
höhle, welche mit dem Munde durch einen Canal und mit Außen 
durch ein Trommelfell in Verbindung steht. Letzteres ist aber bald 
dünn, bald dick, bald muskulös, ja selbst knorplich. 
Bei den Vögeln steht die Trommelhöhle inwendig mit drei 
großen Höhlen in Verbindung, welche durch elastische Knochenplatten 
gebildet werden, in die Schädelknochen dringen, und sehr geeignet 
zur Verstärkung des Tons scheinen 
Die Gestalt des Trommelfells ändert sich nach den Thierarten 
ab. Es ist bei dem Menschen und den meisten Säugethieren nach 
* Weber hat bei vielen Fischen, vorzüglich Bauchflosscrn, eine Derbin- 
diing des Gehörorgans mit der Schwimmblase, so wie drei Gehörknöchelchen 
gesunden, die mit den drei vordersten Wirbeln verbunden sind, von denen das, 
dem Hammer analoge, sich auch an die Schwimmblase anlegt. 
** Ueber den innern Bau der Schnecke des Vögclohrs vergleiche die neuen 
Untersuchungen von Treviranus in Ticdcm. und Trcv. Zeitschr. I. 179.
	        
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