168 Die Maschinen und ihre Sondereinrichtungen.
Druckwechsel statt, was vor Stößen sichert, aber die Schmierung erschwert, die durch
besondere Preßpumpen für diesen Zapfen zu bewirken ist. Der Kurbelzapfen zeigt
Druckwechsel infolge der Massenwirkung.
Die Spülung hat den Forderungen zu entsprechen: Geringster Spülluftverbrauch
(<1,3 V, wenn V=0:s), d. h. guter Spülwirkungsgrad nach 8. 129, geringster
Spülluftdruck (< 1,15 at abs.), um nicht zu großen Arbeitsaufwand für die Spülluft-
pumpe und zu große, das schichtenweise Austreiben der Abgase verhindernde Ge-
schwindigkeit zu erhalten, Führung der Spülluft nicht durch besondere Leitvor-
richtungen am Kolben, wodurch die einfache Gestaltung des Brennraumes beein-
trächtigt, die Verbrennung verschlechtert wird.
Je nach Ausführung der Spülung können zwei Arten der Zweitaktmaschinen
unterschieden werden: Ventilspül- und Schlitzspülmaschinen. Bei letzteren sind
wiederum zwei Bauarten möglich, je nachdem die Spül- und Auspuffschlitze von
derselben Kolbenkante oder von den Kanten zweier Kolben gesteuert werden, die
sich entweder gleichsinnig nach Abb. 128 und 129 oder gegenläufig bewegen. Die
Steuerung durch dieselbe Kolbenkante ermöglicht wiederum zwei Ausführungsarten:
a) Die Spülschlitze werden nicht besonders gesteuert. In diesem Fall werden die
Spülschlitze niedriger als die Auspuffschlitze ausgeführt. b) Die Spülschlitze werden
ganz oder nur in einem oberen besonderen Teil gesteuert, so daß sie höher als die
Auspuffschlitze ausgeführt werden können.
Die Anwendung unter a) wird wiederum in einer Anzahl Spielarten ausgeführt,
die durch Lage der Auspuff- und Spülschlitze gegeneinander bedingt sind und wesent-
liche Unterschiede bezüglich der Führung der Spülluft ergeben können.
Ventilspülmascehinen. Im Deckel sind — um diesen symmetrisch zu gestalten
und die Spülung gründlicher zu machen — zwei oder mehr Spülventile untergebracht,
die nach Freilegung eines Teiles der Auspuffschlitze, d. h. nach Abnahme des Auspuff-
druckes auf ungefähr Spülluftspannung, öffnen und kurz nach Überdeckung der
Auspuffschlitze geschlossen werden. Diese kurze Öffnungszeit der Spülventile, die
von einer Steuerwelle mit gleicher Umlaufzahl wie die der Maschine betätigt werden,
führt zu starken Massenkräften und Steuergeräuschen. Der durch die Zweitakt-
wirkung besonders hoch beanspruchte Deckel wird durch den Einbau mehrerer Ventile
kompliziert und neigt infolge der Schwächung durch die großen Öffnungen (siehe
Abb. 332) zum Reiben, wenn nicht besondere Vorkehrungen zum Wärmeschutz
(Abb. 336) getroffen werden. Am Lufteintritt entstehen Strömungsschatten, so daß
die zwischen den Ventilen liegenden Stellen am Deckel, von dem aus die Spülluft-
ströme kegelförmig ausgehen, nur unvollkommen gespült werden. Hängenbleiben
eines Ventils kann unter Umständen zu Schmierölexplosionen im Spülluftbehälter
infolge der einschlagenden Flamme führen.
Als Vorteil, der den weiteren Nachteil der Luftdrosselung in den verhältnis-
mäßig engen Strömungsquerschnitten mildert, ist die kleinere Spülluftgeschwindig-
keit im Arbeitsraum zu erwähnen, da der Weg von der Lufteintrittsstelle bis zu den
Auspuffschlitzen nur einmal, nicht doppelt zurückgelegt zu werden braucht, wie das
bei der Schlitzspülung, falls sie wirksam sein soll, der Fall ist. Die Zeitpunkte
der Eröffnung können frei gewählt werden und liegen nicht wie bei der Schlitz-
spülung fest. Nachladen ist in einfachster Weise durchzuführen.
Abb. 179 zeigt eine Ausführung der Bethlehem Iron Works (siehe Abb. 240),
bei der nur ein das Brennstoffventil zentrisch umgebendes Spülventil vorgesehen ist;
Abb. 244 zeigt eine Ventilspülmaschine der Krupp-Germaniawerft. Auch die be-
kannte Nordberg Mfg. Co., Milwaukee, führt größere Zweitaktmaschinen (Sechs-
zylindermaschinen bis 4000 PS) mit vier Spülventilen im Deckel aus!).
1) Nägel: Die Dieselmaschine in Amerika. Z. V.d.I. 1925, S. 955.