220 Die Maschinen und ihre Sondereinrichtungen.
diesem und dem Deckel nur ein kleiner Spielraum vorhanden, so daß die den unteren
Brennraum mitdem Hubraum verbindende Öffnung während der Brennstoffeinspritzung
nahezu geschlossen ist und Kolbenstangenhülse wie Stopfbuchse geschützt werden.
Von: einem Hochbehälter führt zu der Drehachse der Ventilhebel eines jeden
Zylinders eine Ölleitung, deren Hahn zeitweise geöffnet wird, um die Drehachse selbst
und mittels Röhrchen, die zu den Enden der Ventilhebel führen, diese zu schmieren.
Die Zylinder, Deckel und Auslaßventilgehäuse werden durch Frischwasser ge-
kühlt, das seine Wärme in einem Kühltank an Seewasser abgibt.
Maschinen dieser Bauart sind als Sechszylindermaschinen von Burmeister
& Wain für das Fahrgastschiff Gripsholm, von Harland & Wolff als Achtzylinder-
maschinen für verschiedene Schiffe gebaut worden. Zyl.-Dmr. 840 mm, Hub 1500 mm,
n = 125 Uml./min. Bein = 115 Uml./min wurden im oberen Arbeitsraum einer der bei-
den Gripsholm-Maschinen 4370 PS, ‚im unteren 3620 PS; , also 7990 PS; Gesamtleistung
indiziert. Die indizierten Drucke oben und unten waren praktisch gleich; der Lei-
stungsunterschied ist lediglich auf die Verschiedenheit der Hubräume infolge
der Kolbenstange zurückzuführen. Das Gewicht der Gripsholm-Maschine beträgt
534 t oder 79 kg/PS Wellenleistung.
Bauart Werkspoor, Amsterdam. (Abb. 239.) Auch diese Maschine arbeitet auf
der Kurbelseite mit seitlich angesetztem Brennraum. Da die Verdichtung hier nur
bis auf etwa 20 at getrieben wird, um die Temperaturen herabzusetzen, so kann der
Brennraum infolge seiner Größe in einem besonderen, angeschraubten Gehäuse
untergebracht werden. Während das wagerecht einspritzende Brennstoffventil, unter
45° geneigt, in einem abnehmbaren Deckel angeordnet ist, liegen Ein- und Auslaß-
ventil in derselben Senkrechten übereinander, das erstere unten, das zweite zur Er-
zielung leichterer Zugänglichkeit oben. Besondere Vorkehrung ist getroffen, daß die
Kolbenstange nicht von der Stichflamme getroffen wird.
Beim Bückw ärtsgang der Maschine wird kein Brennstoff der unteren Kolben-
seite zugeführt, da hierbei die auf der Deckelseite erzeugte Leistung genügt.
Die niedrige Verdichtung auf der Kurbelseite genügt niehib, um sichere Zündung
beim Anfahren der kalten Maschine zu erhalten. Die Maschine wird durch Einfüh-
rung von Druckluft nur in den oberen Brennraum in üblicher Weise angelassen. Treten
hier regelmäßige Zündungen auf, so werden die Auspuffgase der Oberseite durch das
Einlaßventil des unteren Brennraumes in diesen geleitet. Zu diesem Zweck wird
das Auspuffrohr der Oberseite durch Öffnung eines Ventils mit dem Saugrohr der
Unterseite verbunden, während gleichzeitig dieses Saugrohr nach außen hin durch eine
Drosselklappe abgeschlossen wird. Die Auspuffgase werden im Unterraum verdichtet,
worauf sie wieder in das Auspuffrohr zurückströmen. Sobald im Unterraum eine ge-
wisse Temperatur, die an einem Pyrometer festgestellt wird, erreicht ist, wird das
Auslaßventil gesteuert und Brennstoff zugeführt. Nach Stillständen von etwa
!/, Stunde sind diese Vorkehrungen nicht nötig, da hiernach der untere Brennraum
noch genügende Temperatur für sofortiges Anfahren mit. Brennstoff zeigt. Die
Mehrleistung gegenüber der einfachwirkenden Maschine wird zu 75%, angegeben.
Um die Lösung des Gewindes von Kreuzkopf und Kolbenstange zu vermeiden,
wird der Kolben nach unten hin freigelegt, indem der untere Teil der Laufbuchse
durch Drehung der Welle und Einschaltung eines Distanzstückes zwischen Stopf-
buchse und Kreuzkopf gesenkt wird. Die Trennungsfuge zwischen beiden Buchsen-
teilen ist während des Betriebes infolge der Wärmedehnung nahezu geschlossen.
Die Stopfbuchse wird dadurch vor den höchsten Temperaturen geschützt, daß
der erweiterte obere Teil der Kolbenstange in eine Aussparung im unteren Deckel
oberhalb der Stopfbuchse eintritt und erst nach 8%, Kolbenweg wieder verläßt.
Um die Dichtheit des Kolbens prüfen zu können, ist am unteren Zylinder ein
federbelastetes Ventil angeordnet, das zu einem Mahonieter führt und von einem