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staltender Ingenieur zu erziehen ist, daß er dann das Bedürfnis haben müßte,
sie erst einmal durch persönliche Einwirkung in sten Konstruktionsunter-
richt zur Geltung zu bringen und zu erproben.
II, Der »Neubau« der Hochschule.
Sieht man sich die Denkschrift daraufhin an, welche positiven Vor-
schläge gemacht werden, um das nach Riedlers Ansicht gänzlich verrottete Hoch-
schulwesen wieder in das richtige Geleise zu bringen, so kommt man zu dem
überraschenden Ergebnis, daß nur sehr allgemeine Sätze, die z. T. sehr dehn-
bar sind, aufgestellt werden, darunter Forderungen, die längst vor dem
Kriege schon durch Hochschullehrer im Deutschen Ausschuß für Technisches
Schulwesen erhoben worden sind, Es ist eine eigene Ironie, daß die in diesem
Ausschuß aufgestellten Reformvorschläge unter tätiger Mitwirkung einer
ganzen Anzahl von Lehrern jener Abteilung zustande gekommen sind, die
Riedler wegen ihrer Tatenlosigkeit bekämpft, während er selber sich an den
Arbeiten dieses Ausschusses nicht beteiligt hat; ja er ist so weit gegangen, die
Tätigkeit der Hochschullehrer im Schulausschuß als eine Pflichtvergessen-
heit zu brandmarken.
Mit den allgemeinen Forderungen Riedlers, daß die Hochschule nicht bloß
Fachwissen, sondern hohe Allgemeinbildung und Gestaltungskraft entwickeln
muß, daß es sich darum handelt, führende Köpfe in schaffender Tätigkeit in
Amt und Staat auszubilden, mit der Anschauung, daß die Ausbildung der
Gestaltungskraft nicht etwa wesentliches Ziel, um überwiegend Konstrukteure
auszubilden, sondern nur ein Mittel zur Erziehung schaffensfähiger, selbstän-
diger, verantwortungsbewußter Ingenieure sein soll, mit den Warnungen vor
einseitiger Theorie und vor Überschätzung scheinbar exakter Rechnungen sind
wir voll einverstanden, Herr Riedler hat die Gabe, diese in der Ingenieur-
pädagogik seit Jahrzehnten erörterten Dinge in besonders anschaulichen und
eindringlichen Worten dem Leser nahezubringen.
Wenn Herr Riedler weiter verlangt, daß die sogenannten Theoretiker in den
praktischen Bedürfnissen mehr bewandert sein sollen, so ist das eine Forde-
rung, der jeder zustimmen wird, die aber seit langen Jahren bei Berufungen
schon berücksichtigt wird. So treiben z. B. die Vertreter der Mathematik
schon jetzt gerade an der Charlottenburger Technischen Hochschule ihren Un-
terricht in diesem Sinne, Riedler kämpft also gegen einen Mathematikunter-
richt, wie er schon seit lange nicht mehr an der Berliner Hochschule besteht.
Nach Riedlers Denkschrift muß man annehmen, daß seine Abteilungs-
kollegen für die Bedürfnisse des täglichen Lebens, für die Fachtechnik völlig
blind und unzugänglich seien, daß sie gar nicht erfaßt haben, was der »wirk-
lichen Praxis« not tut, Dabei sind die meisten vor ihrer Berufung viel länger
in der Praxis tätig gewesen, als das von Riedler bekannt geworden ist. Die
meisten seiner Kollegen stehen durch ihre private Tätigkeit mit der aus-
führenden Praxis in einem ebenso lebhaften Zusammenhang wie Riedler.
Es ist nicht anzunehmen, daß die Riedlerschen Erfahrungen mit der Praxis
trotzdem so sehr viel weitgehender sein sollten, daß die Arbeit aller seiner
Kollegen daneben als minderwertig verschwindet, Die Tätigkeit Riedlers ist
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