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von Paderborn (1076—1084) verlieh dem Abte des Benediftinerftifts zum hl, Petrus in BHelmars-
hauſen das Archidiaconat auch über Herſtelle. Die frühere Kirche lag neben der Burg auf dem alten
Kirchhofe. Eine Kapelle auf der Burg wird 1276 erwähnt. In der Kirche zu Herſtelle gab es 1357
eine Bartholomäusbruderſchaft und 1594 eine Liebfrauenbruderſchaft. 1561 im Sommer befam die
Kirhe einen neuen Thurm mit Uhrwerf durch Beifteuer der ehrenveſten Wedekind und Chriſtoph,
Vettern von Falkenberg, und der Bewohner von Herſtelle, Würgaſſen und Haarbrü>.
Die bifchöfliche Burg verwaltete im 13. Jahrhundert das Minifterialen-Befchleht von Ber-
ſtelle. Vom Ritter Albero von Herftelle und feinem Bruder Berthold kaufte 1253 Biſchof Simon (I.)
von Paderborn Dogteirechte in Herſtelle, Würgaſſen, Haarbrüc, Boffzen und andern Orten.3
Die von Daſſel-Nienover hatten [210 im öſtlichen Pfarrbezirke von Herſtelle am Solling Beſitz ;4
ebenſo ſcheinen 1357 die von Hardenberg in und bei Herſtelle Beſiß gehabt zu haben. Zum Gerichts-
und Bannbezirke des Amthofs Herſtelle gehörten außer dem Dorfe noh Würgaffen und Haarbrü>.
Theoderich (von Jtter), Biſchof von Paderborn, verfege 1315 die Burg zu Herftelle mit allen
dazu gehörigen Ländereien und anderen Zubehörungen nebſt den Einkünften von Großeneder, dem
HSinsfkorn und den Zinspfennigen von Borgentreich an Raven von Calenberg und Conrad von Jtteren.s
Bifhof Simon (I) gab nad getilgtem frühern Derfas 1385 Burg Berftelle mit allen
Rechten und Zubehör dem Ritter Wedekind von Falkenberg (71407) und deffen Bruder Otto, Sang-
meiſter der Domkirche zu Paderborn, aus einem heſſiſchen Geſchlechte, in Pfandſchaft, ausgenommen
davon die Gülte Schepelheuer genannt, im Aldenrode vor Borgentreich und Bauszins in jener Stadt.6
In den Fehden des Biſchofs Simon (ITL) gegen die Braunſchweiger und Heſſen wurde Herftelle mit
der Burg von den Heſſen 1465 niedergebrannt und konnte ſih erſt 1471 einigermaßen wieder aus
der Ajche erheben.
Die von Falkenberg beſaßen 1569 zu Herſtelle mit dem adeligen Sib bei der Burg Land und
Maſt, Rodung vor Haarbrü>k mit dem halben Gogericht daſelbſt, ſowie mit dem Untergerichte im
Dorfe Haarbrü>, ſodann einen halben Meierhof zu Würgaſſen als Paderborner Lehn.7 Biſchof Diet-
rih (von Fürſtenberg) löſte die Pfandſchaft auf Schloß und Amt Berſtelle 1608 und überwies den
von Falkenberg bei Herſtelle das Remperfeld zur Anlage eines adeligen Ritterſitzes.2
Mit Kaspar Ludwig ſtarb 1753 der Falkenbergiſhe Mannsſtamm auf Kemperfeld aus. Auf
Antrag feiner Wittwe, Sophia Eliſabeth von der Lippe-Wintrup, bekam Georg Wilhelm von Spiegel
zum Deſenberge (Bühne) vom Kölner Kurfürſten Clemens Auguſt (Herzog von Bayern) als Biſchof
von Paderborn Kemperfeld mit Zubehör als Lehn.9
Die fürftbifchöfliche Domäne Herftelle, mit den Hand- und Spanndienften aus Berftelfe, MWürgaffen
und BHaarbrü> nebſt dem dortigen Zehnten wurde 1815 von der preußiſchen Regierung in Erbpacht
verliehen. Das Rittergut Kemperfeld mit Burg Herftelle, jedoch ohne den Haarbrüder Wald, erwarb
1820 vom Churheſſichen General-Major Ernft von Spiegel zum Defenberge (Helmarshaufen) in
Caſſel die verwittwete Freifrau Ferdinande Heereman von Huydtwy> geb. Freiin von Haxthauſen
* Wend, Beffiiche Sandesgefchichte II Urkundenbuch, Air. 87, Seite 121 f.; Weſtfäliſche Geſchichtszeitſchrift, Band
59b, Seite 152. — ? Weſtfäliſches Urkundenbuch IV, Ar. 1447. — 3 Daſelbſt, ſiehe Regiſter. — 4 Daſelbſt, Nr. 41.
5 Verzeihniß von Urkunden des Kloſters Helmarshauſen im Staatsarchiv zu Münſter,
© Aſſeburger Urkundenbuch I, Ar. 1554. — 7 Weddigen, Paderborniſche Geſchichte, Seite 1014.
8 Staatsarchiv zu Münſter, Fürſtenthum Paderborn. — 9 Daſelbſt, Paderborner Sehnfachen.