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Färberei, und zwar ſehr häufig, entweder roh, oder
gereinigt, gebraucht wird,
Der rohe Weinſtein iſt die Kruſte, welche
fih nach der Gährung des Weins an die Wände
der Fäſſer anlegt, und mit etwas Weinhefen und
weinſteinſaurem Kalk vermiſcht iſt.
Im Handel unterſcheidet man den rothen
und den weißen Weinſtein. Der erſte kommt von
dem rothen, der zweite von dem blanken Weine.
Beide beſtehen aus kleinen fryſtalliſhen Schuppen
Und unterſcheiden ſich blos durch eine größere oder
geringere Quantität färbender Subſtanz.
Die Reinigung des rohen Weinſteins geſchieht
auf folgende Weiſe. Man mahlet ihn zu einem fei
nen Pulver, ſiedet ihn in einem kupfernen Keſſel
mit kochendem Waſſer, und gießt dann die ſiedende
Auflöfung durch leinene Sä>e in irdene Gefäße,
worin das Salz Eryſtalliſirt, Die röthlihweißen
Kryſtalle wäſcht man mit kaltem Waſſer ab, Hier
auf ſiedet man fie in einer kupfernen Pfanne mít
Waſſer, das mit thoniger und ſandiger Erde verz
miſcht worden, und nimmt den entſtehenden weißliz
hen ſhmuzigen Schaum davon ab. Während des
Siedens bemächtiget fich die Erde der färbenden °
Subſtanz, und auf der Oberfläche erfcheint ein an-
derer Schaum, Bei dem völligen Erkalten wird
dieſer Schaum zu einer harten Rinde, welche aus
kleinen Kryſtallen beſtehet, und Weinſteinrahm
(Cremor tartari) genannt wird; und an den Wän-
den und auf dem Boden der Pfanne figen die grö-
Bern Weinfteinfryftalle, oder der gereinigte
Weinſtein, die mit den kleinen Kryſtallen einerlei
Natur find.
Das Salz kryſtalliſirt in kurzen vierſeitigen an
beiden Enden quer abgeſchnittenen Prismen, und
hat einen ſäuerlichen Gefhmad, Sein Kryſtalliſa-