rischen Lebenslehre unmittelbar Zugängliches die Tatsache
der gesetzmäßigen Gruppierung entscheidender Ge-
burten, der entscheidenden Würfe der Natur.
Sie aber ist nun nicht eine Angelegenheit der Perspektive,
also des Betrachterstandpunktes. Sie ist eine Tatsache der
Biologie, also des zu Betrachtenden, des geschichtlichen Le-
bens selber. Es ist nicht nur so, daß die Natur sich rhyth-
mische Atempausen zwischen der Erzeugung entscheidender
Geister gönnt (sie sind wohl nie ganz restlos, aber von einer
relativen Leere); es ist auch noch so, daß der Zeitpunkt der
Geburt bestimmte Stimmungen, Grundgefühle, Probleme be-
dingt. Der Einzelne ist unversetzbar und empfängt sein Le-
bensproblem von Geburtswegen. Der Einzelne ist aber auch
gar nicht so einzeln, als er selber glauben mag - wie sehr
auch individueller Schicksalscharakter, Qualität, Intensität,
Vitalität den Größten gerade vereinsamen mag. Nähenlage
der Geburtszeit bedeutet auch (unbeschadet aller Qualitäts-
unterschiede) Nähenlage der Probleme, der inneren Ziele.
Und diejenigen, bei denen eine Versetzbarkeit dennoch denk-
bar ist (die Natur ist kein Rechenexempel und überrascht
uns mit Katastrophen, mit „Krankheiten‘“), sind eben da-
durch immer tragische Naturen. Leibl war eine solche. Seine
Qualen unter dem peinigenden Ideale Holbeins — die Ver-
nichtung des Wildschützenbildes! — verstehen wir erst ganz,
wenn wir zugleich verstehen, daß Leibl allerdings ein ab-
normes Phänomen in seiner Generation war: wohl immer
noch zugleich in sie passend durch ausgesprochen reinmale-
rische Anlage (dem Altersgenossen C6zannes, Monets, Renoirs
wohl anstehend und natürlich), aber von einem quälenden
Durchdringungstriebe, einem verzweifelten Glauben an eine
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