Object: Der Verfall der Hochschule

   
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vergessen keineswegs, daß die Hochschule für einen 
weiten Kreis normal Veranlagter bestimmt ist. Die 
wenigen Auserwählten dürfen nicht verlangen, daß 
ihren Wünschen durch eine solche Institution Ge- 
nüge geschieht. Aber nicht nur diese protestieren, 
sondern alle Begabteren tun es. Das äußert sich 
selten direkt; denn die Hochschüler sind zu jung, 
um über sich klar zu sein. Sie haben nur das 
dumpfe Gefühl des Ungenügens; den rechten Grund 
können sie nicht ausfindig machen und noch we- 
niger klar aussprechen. Und wer die Hochschule 
verläßt, will sie vergessen, nicht sie überschauen 
und vorfordern. Das Resultat der Hochschulbil- 
dung zeigt den Protest; das muß man prüfen. Wir 
begreifen nicht, wie die Lehrer mit diesem Resultat 
einverstanden sein oder es doch ruhig hingehen 
lassen können. Der Schüler hat auf der Hoch- 
schule keine wirkliche Bildung gewonnen, er ist 
nicht auf die seiner Begabung zugängliche Stufe 
der Kultur gehoben worden. Infolgedessen nehmen 
die einen Gleichgültigkeit oder Abscheu gegen die 
Kultur mit ins Leben, die andern eine unklare 
Sehnsucht, mit der sie dann so oder so fertig zu 
werden suchen. 
Ein gewisses Mißtrauen gegen die Bildungsele- 
mente der Hochschule ist beinahe schon zum In- 
stinkt geworden. Dies Mißtrauen erstreckt sich 
nicht auf die einzelnen Kenntnisse und Fertigkeiten, 
die man auf der Hochschule lernt, sondern auf 
die allgemeine Förderung, die der Jüngling von 
ihr erwartet, auf das, was wir Bildung nennen. 
Manche bringen das Mißtrauen schon mit, manche 
bekommen es erst. Der ältere Student, wenn er 
zu den Höherstrebenden gehört, nimmt nichts mehr 
mit dem glücklichen Vertrauen des rechten Schülers 
auf, er glaubt wenig von dem, was er hört, er ver- 
ehrt nicht, was ihm als verehrungswürdig entgegen- 
gebracht wird. Welch ein unseliger Zustand ist 
das! Wie nötig ist es, ihn genau ins Auge zu 
fassen, ihn schonungslos auszusprechen, nach den 
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