130 Die Konstitution des Eisens in Abhängigkeit von der chemischen Zusammensetzung.
worden. Immerhin geben die Untersuchungen von Guillet!) und von Swin- Da
den?) bis zu einem gewissen Grade einen Einblick in den Aufbau der Molybdän- per
stähle. Das’ Gefüge der langsam abgekühlten Molybdänstähle unterscheidet
sich innerhalb des untersuchten Konzentrationsgebietes (bis 1,3%, Kohlenstoff
und bis 8%, Molybdän) dem Wesen nach nicht von dem der Kohlenstoffstähle,
d.h. je nach dem Kohlenstoffgehalt sind die Stähle untereutektoidisch, eutek-
toidisch bzw. übereutektoidisch. Während in molybdänfreien Stählen die
Grenze zwischen unter- und übereutektoidischem Gefüge bei 0,9%, Kohlenstoff
liegt, sinkt dieser Gehalt mit steigendem Molybdängehalt, und zwar soll er
bei 8%, Molybdän bei etwa 0,4°/, Kohlenstoff liegen. Die Gefügebestandteile
Ferrit, Perlit und Zementit sind dieselben wie die der reinen Eisenkohlenstoff-
legierungen, wenn auch ihre Ausbildungsform mit steigendem Molybdängehalt
etwas modifiziert wird. Da demnach in den Molybdänstählen ein neuer Gefüge-
bestandteil nicht auftritt, muß angenommen werden, daß das Molybdän in
irgendeiner Form (vgl. Chrom) auf Ferrit und Zementit verteilt ist.
In einem gewissen Widerspruch mit den Swindenschen Beobachtungen
stehen die Guilletschen, nach denen zwei Gefügefelder entsprechend Abb. 144,
ein perlitisches und ein doppelkarbidisches unterschieden werden. Dieser Wider- HISn
spruch läßt sich aber auch hier wie bei Chrom und Wolfram durch die An- auf
nahme lösen, deren Berechtigung ja auch nachgewiesen wurde, daß das Dop- Stäl
pelkarbid nichts anderes als ein dem Ledeburit analoger Bestandteil ist und in
die Sättigungskonzentration der Mischkristalle für Kohlenstoff auch durch freie
Molybdän erniedrigt wird. In dieser Hinsicht würde also Molybdän noch diun
wesentlich stärker als Wolfram wirken. stofi
Auch thermisch verhalten sich die von Swinden untersuchten Stähle Me
unter gewissen Bedingungen genau wie die molybdänfreien Eisenkohlenstoff- vin
legierungen. Die Ergebnisse der Haltepunktsbestimmungen von Swinden Beei
sind in Abb. 59 veranschaulicht und an dieser Stelle bereits besprochen worden. Van:
Molybdän wirkt hiernach ähnlich, nur erheblich stärker aıs Wolfram. riger
sink«
14. Eisen und Vanadium,
Vogel und Tammann?®) stellten das in Abb. 145*) wiedergegebene Zu-
standsdiagramm der KEisen-Vanadiumlegierungen auf. Danach sind beide
Metalle im flüssigen und im festen Zustande vollkommen ineinander löslich.
Die Schmelzkurve weist bei 31,5% Vanadium ein Minimum auf. Diese Le-
gierung erstarrt und schmilzt also bei 1435° wie ein reiner Körper. 1°, Vana-
dium erniedrigt im Konzentrationsgebiet 0 bis 30°, Vanadium die mittlere
Schmelztemperatur durchschnittlich um 3°. Der Einfluß des Vanadiums auf
die Umwandlungspunkte des Eisens ist von Vogel und Tammann nicht er-
mittelt worden.
Ein ternäres Zustandsdiagramm der Eisen-Vanadium-Kohlenstofflegie- Abb
rungen existiert nicht. Es ist noch nicht sicher erwiesen, ob Vanadium die ;
Graphitbildung fördert oder hemmt; letzteres scheint wahrscheinlicher zu sein.
1) All. Met. 2) Ir. st. Inst. 1911, C. Sem. 3, 66, sowie Ir. st. Inst. 1913, I, 100.
3) An. Chem. 1908, 58. 79. 4) Aus P. Goerens, Metallographie, 2. Aufl.