§ 29. Die Variation der Elemente.
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§ 28 .
Die Variation der Elemente.
Die Grundgedanken, welche zu der hier zu entwickelnden Theorie
geführt haben, sind sehr einfach und klar. In einem gegebenen Augen
blicke haben alle Planeten bestimmte Coordinaten und bestimmte Ge
schwindigkeiten um die als ruhend gedachte Sonne, um welche sie
ewig unveränderliche Ellipsen beschreiben würden, deren Elemente
nach der in § 2 angegebenen Weise von diesen Coordinaten und Ge
schwindigkeiten abhängen, wenn die Sonne allein sie anzöge und sie
keine gegenseitige Anziehung, sowie keine Anziehung auf die Sonne
ausübten. Welchen Augenblick man dann auch wählte, man müsste
stets zu denselben Werthen für die Elemente gelangen.
So aber wird man für verschiedene Augenblicke auch verschie
dene Elemente erhalten. Doch der Kleinheit der Planetenmassen
wegen wird es für eine geraume Zeit so scheinen, als ob die Ele
mente constant wären, als ob in der That die Planeten sich den
KEPLER’schen Gesetzen gemäss in Ellipsen bewegten. . In wie hohem
Grade dies der Fall ist, folgt unmittelbar daraus, dass ja Kepler
diese Gesetze aus den Beobachtungen durch seine unvergleichlich
scharfsinnigen Combinationen heraus gefunden hat. Erst allmähg wer
den diese Beobachtungen, welche immer mehr oder minder ungenau
sind, keinen Zweifel mehr darüber lassen, dass die Ellipse sich lang
sam geändert, oder mit anderen Worten, dass die Bahnelemente sich
geändert haben. Diese Veränderung geht offenbar stetig, wenn auch
vergleichsweise langsam vor sich. Bestimmt man also in jedem Mo
ment diejenigen Ellipsen, welche die Planeten in Folge der gerade
in diesem Moment geltenden Coordinaten und Geschwindigkeiten be
schreiben würden, wenn die gegenseitige Anziehung der Planeten auf
hörte, so kann man sagen, dass die Planeten in diesen Ellipsen nur
einen Augenblick verweilen, um sofort in die sich unmittelbar an
schliessenden überzugehen. Die wirkliche Bahn eines Planeten wird
von allen ihm im Laufe der Zeitmomente zugehörenden Ellipsen be
rührt und ist die sogenannte „Einhüllende“ derselben.
Diese Anschauungsweise ist nun in die Sprache der Analysis zu
übersetzen. Die Elemente der Ellipse eines Planeten werden hier
angenommen als näher zu bestimmende Functionen der Zeit. Ist diese
Bestimmung aber einmal erfolgt, so gelten wieder die Formeln der
§§ 1 — 4 genau so wie früher und es werden genau wie früher die
Coordinaten und Geschwindigkeitscomponenten als Functionen der