§ 34. Die Stabilität unseres Planetensystems. 243
Es ist merkwürdig, dass diese Verbindung beider Methoden eher
angewendet wurde, als diejenige der reinen Variation der Elemente.
Euler und Laplace erkannten, dass die säcularen Glieder der
Störungsfunction den wesentlichsten Einfluss auf diese Variation aus
üben und sie fassten nur diesen Einfluss ins Auge. Erst Lagrange
stellte die Theorie der Variation der Elemente in ihrer ganzen Rein
heit auf, wie sie in § 28 auseinander gesetzt worden.
Die Astronomen wenden, wenn sie die Planetenörter wirklich
berechnen wollen, in der Regel beide, in der eben beschriebenen
Weise in einander greifende Methoden an und erhalten dadurch eine
Darstellung der Formeln, welche sehr zweckmässig genannt werden
muss.
§ 34.
Die Stabilität unseres Planetensystems.
Die tiefgehenden Resultate, welche die Theorie der Variation der
Elemente an das Licht gebracht hat, bilden nicht allein eine sehr
bedeutende Annäherung an die Wahrheit, sondern sie sind nament
lich von der grössten Wichtigkeit für die Entscheidung der das tiefste
Interesse beanspruchenden Frage nach der Stabilität unseres Planeten
systems.
Sie setzen uns in den Stand, dieselbe durchaus bejahend zu be
antworten. Natürlich immer unter der Einschränkung, dass eine An
näherung , zumal wenn ihre Schärfe schwer genau mathematisch
bestimmbar ist, niemals die Stelle der mathematischen Wahrheit
ersetzen kann.
Das Planetensystem erleidet allerdings im Laufe der Jahrtausende
bedeutende Umgestaltungen. Doch treffen sie diejenigen beiden Ele
mente nicht, welche man mit vollstem Recht als die hauptsächlichsten
bezeichnen kann, nämlich die mittleren Entfernungen der Planeten von
der Sonne und ihre Umlaufszeiten um dieselbe. Hat man die letz
teren als Mittel von hunderten oder tausenden von beobachteten Um
läufen bestimmt, so ist man sicher, dass dieses Mittel die unveränder
liche Umlaufszeit genau darstellt. Nach Ermittelung derselben ergeben
sich nach dem dritten KEPLER’schen Gesetz unter Berücksichtigung
der in § 32 gegebenen Berichtigung die genauen Werthe der grossen
Achsen, welche der unmittelbaren Beobachtung unzugänglich sind.
Wenngleich nun die Richtungen der Achsen im Raume, die Excen-
tricitäten, die Bahnknoten und die Neigungen vollständige Umgestal
tungen im Laufe der Zeiten erfahren, so bleibt die Stabilität des
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