—41 123 !>
Verpflichtung wesentlich gehemmt zu fühlen. In seinem Brief
wechsel wird nach wie vor mit Unbefangenheit über astrono
mische Gegenstände verhandelt, imd die schlimmsten Gegner,
wie Caccini, leugneten selbst nicht, daß sie ein strengeres Ver
fahren gegeit einen gefährlichen Ketzer gewünscht hätten, der
nur eben allzu sehr unter dem Schutze der Mächtigen dieser
Erde stehe ^ch. Einen direkten Anlaß, wieder vor die Öffent
lichkeit zu treten, bot erst 1619 eine durch diesen Heißsporn
vom Zaune gebrochene Streitigkeit mit dem Jesuiten P. Grassi,
der äußerlich große Verehrung gegen Galilei zur Schau trug,
in seiner pseudonymen Schrift dagegen ihn auf das gehässigste
angriff 128 ). Da die Ansicht der Freunde — Cesi, Ciampoli,
Stelluti dahin ging, daß eine Antwort auf diesen Angriff
wünschenswert sei, dem viel vermögenden Jesuitenorden aber
nicht zu nahe treten dürfe, so ließ sich Galilei Zeit mit der
Abwehr, die daun freilich auch die Gestalt einer der vollendetsten
Streitschriften annahm, welche es in der so weit verzweigten
polemischen Litteratur aller Zeiten giebt. Der „Saggiatore"
wurde erst im Oktober 1622 nach Roni gesandt und den Mit
gliedern der Äccademia dei Lineei zur Prüfung vorgelegt.
Diese einigten sich dahin, daß der Druck in Rom selbst, un
mittelbar unter den Augen der geistlichen Zensurbehörde, vor
genommen werden solle, und man durfte dies um so uubedenk-
licher wagen, da der Zensor und „Qualifikator", der in Galileis
Korrespondenz zum öfteren unter dem Scherznamen „Padre
Mostro" erscheinende Dominikanerpater Niccolo Riceardi, als
Freund des Verfassers bekannt war. Das Werk kam, nach
dem Riceardi ohne weiteres die Druckerlaubnis erteilt hatte,
im Spätherbst 1623 heraus und erregte das allgemeinste Auf
sehen. Was die Jesuiten anlangt, so machten sie dazu eine
sauer-süße Miene; die Bedeutung der Schrift konnten sie nicht
wegleugnen, und da es sich — worüber später — nicht direkt
um das copernicanische System, sondern um die Kometen
theorie handelte, so fehlte der rechte Punkt, an deut der Hebel