Full text: Kepler. Galilei

-<I 142 
Jahre die sieben Bußpsalmen abbeten zu müssen, siel neben 
den übrigen wenig ins Gewicht. Das Recht, die auserlegte 
Atrase abzuändern und zu ermäßigen, wurde ausdrücklich 
vorbehalten. 
Sofort ttlnßte Galilei niederknieen und, die Hand aus der 
Bibel, die schon vorbereitete, italienisch abgefaßte Abschwörungs- 
sormel verlesen. Dieselbe ist bekannt genug, kennzeichnet aber 
auch das Wesen des Prozesses und den Geist der Zeit so 
vorzüglich, daß wir aus ihren wörtlichen Abdruck 194 ) nicht 
verzichten zu können glauben. „Ich, Galileo Galilei, Sohn 
des verstorbenen Vincenzo Galilei aus Florenz, siebenzig 
Jahre alt, persönlich vor Gericht gestellt und knieend vor 
Euren Eminenzen, den Hochwürdigsten Herren Kardinälen 
Generalinquisitoren gegen die ketzerische Bosheit in der ganzen 
christlichen Welt, vor meinen Augen habend die hochheiligen 
Evangelien, die ich mit meinen Händen berühre, schwöre, daß 
ich immer geglaubt habe, jetzt glaube und mit Gottes Hilfe 
in Zukunft glauben werde alles, was die H. katholische und 
apostolische Römische Kirche für wahr hält, predigt und lehrt. 
Da ich aber, nachdem mir von diesem H. Offizium der ge 
richtliche Befehl verkündet worden, ich müsse die falsche Meinung, 
daß die Sonne der Mittelpunkt der Welt und unbeweglich 
und die Erde nicht der Mittelpunkt sei und sich bewege, ganz 
aufgeben und dürfe diese falsche Lehre nicht für wahr halten, 
verteidigen, noch in irgend welcher Weise lehren, weder münd 
lich noch schriftlich, und nachdem mir eröffnet worden, daß 
diese Lehre der H. Schrift widerspreche, ein Buch geschrieben 
und in Druck gegeben habe, in welchem ich die nämliche be 
reits verdammte Lehre erörtere und mit vieler Bestimmtheit 
Gründe für dieselbe anführe, ohne eine Widerlegung derselben 
beizufügen, und da ich niich dadurch diesem H. Offizium der 
Ketzerei stark verdächtig gemacht habe, nämlich, als ob ich für 
wahr gehalten und geglaubt habe, daß die Sonne der Mittel- 
punkt der Welt und unbeweglich und die Erde nicht der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.