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Auffassung des Gezeitenproblemes dazu beitrug, Galilei ins Un
glück zu stürzen, haben wir oben schon zu erwähnen nicht
unterlassen 352 ). Und ebenso ward auch schon gesagt, daß
derselbe aus eine Hypothese, welche vor der fortschreitenden
Forschung bald in nichts zerfallen mußte, ein hohes Gewicht
legte; batte er doch, weil er einen schlagenderen Beweis für
die Richtigkeit des ersten — nitd sekundär auch zweiten — coper-
uicanischen Hauptsatzes nicht finden zu können glaubte, daran ge
dacht, den ganzen Dialog als „Dialogo del flusso e reflusso“ zu
bezeichnen 353 ). Der „vierte Tag" ist wesentlich dieser nicht
glücklichen Erklärung gewidmet, doch soll immerhin auch dar
an erinnert werden, daß der Meinung von Strauß zufolge,
die wohl ein Recht aus Berücksichtigung hat, eben diese Er
klärung für einen Teil des so vielgestaltigen Gezeitenphä-
nomenes immerhin zutreffend sein könnte 354 ). Wie geneigt
Galilei überhaupt war, an sichtbare Zeichen des Vorhanden
seins einer Erdrotation zu glauben, ergiebt sich auch daraus^
daß er Cesare Marsiglis Beobachtungen von einer angeblichen
Ortsveränderung der Mittagslinie in Bologna als „eine un
gemein scharfsinnige Entdeckung" anpries 355 ), während die
selben in Wirklichkeit doch nur entweder für die Fehlerhastig
keil älterer Bestimmungen oder für inzwischen stattgehabte
tektonische Erdrindenstörungen beweisend sein können.
Die noch wichtigeren Ausführungen des „Dialoges"
haben uns im folgenden Kapitel zu beschäftigen. Für unseren
gegenwärtigen Zweck kommt jetzt das in Galileis hohem
Alter geschriebene mechanische „Standard Work" in betracht,
in welchem der große Mann die Summe aus fünfzigjähriger,
konsequent dem nämlichen Ziele zugewendeter Geistesarbeit
zog, und welches, das kann man ungescheut behaupten, für
Hunderte von späteren Lehrbüchern der mechanischen Physik
maßgebend und vorbildlich geworden ist 356 ).
Im ersten Gespräche wird die Grundlage für einen voll
ständig neuen Teil der Physik gelegt, für die Lehre von der