Full text: Kepler. Galilei

zu überbliesen 91 ). Die Reiseroute führte über Dillingen, wo 
Kepler oom 25. bis 28. November 1627 weilte, und wo er 
ohne Zweifel den au der Jesuiteu-Uuiversität doeierendeu Pater 
Albert Curtius besuchte, mit dem er über astronomische und 
religiöse Dinge korrespondiert, und der an ihm einen unver 
hohlenen Bekehrungsversuch gemacht hattet). Von Regens- 
bnrg aus wurde der nächste nach Prag führende Weg, der 
jenige über Waldmünchen, eingeschlagen. 
Der Prager Aufenthalt entschied über Keplers ferneres 
Geschick. Es glückte ihm, von seinen Gehaltrückständen vier 
tausend Gulden einzutreiben, wozu noch eine Spende des 
Großherzogs von Toscana hinzutrat. Aber noch immer schul 
dete die kaiserliche Schatulle dem ehemaligen Hofmatheniaticus 
den ansehnlichen Betrag von zwölftausend Gulden, und da 
half sich Ferdinand II., der im Dezember 1627 das ihm über 
reichte Exemplar des Tafelwerkes huldreich entgegengenommen 
hatte, derart, daß er die Zahlung des Restbetrages bei seinem 
reichsten, damals noch in vollerMachtvollkommenheit dastehenden 
Unterthanen, dem Herzoge Albrecht vonWallenstein, anwies. So 
wurde der persönliche Verkehr Keplers mit dem Friedländer 
eingeleitet. 
Es ist bekannt, daß Wallenstein viel mit den Sternen zu 
thun hatte, wenn auch freilich das Interesse, welches ihn dabei 
leitete, von demjenigen eines Kepler weit verschieden war. 
Immerhin fanden sich doch noch der Berührungspunkte genug 
vor, denn wenn auch der Herzog mehr die Astrologie bevor 
zugte, so war er doch genügend unterrichtet, um zu wissen, 
daß sich die Kunst, in den Sternen zu lesen, auf realer astro 
nomischer Grundlage ausbauen müsse. Er scheint sich wirklich 
der Erwerbung eines so berühmten Beraters gefreut zu haben, 
wies demselben seine Stadt Sagau in Niederschlesien als Frei 
stätte an^), versprach Geldhilfe und eine Druckerpresse und 
ließ sogar den mit Kepler bereits befreundeten jungen Astro 
nomen Bartsch kommen, um ersterem als Assistent bei seinen
	        
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