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Empfehlungsbrief zeigte Kepler am 26. Juli 1628 in Sagau vor.
Jakob Bartsch (geb. 1600 in Laubau, gest. 1633 ebb.) hatte
Medizin und Mathematik studirt und erwies sich seinem Meister als
ein ausdauernder und geschickter Rechnungsgehilfe. Aus seinem
innigen Verkehr mit ersterem ging ein die Art ihrer gemeinsamen
Thätigkeit gut charakterisierendes Werk hervor (3. Repleri et
J. Bartschii Tabulae manuales logarithmicae ad calculum astro-
nomicum utiles, Sagau 1631). Vorher waren von ihm selbst schon
mehrere Schriften herausgekommen, so eine brauchbare Einleitung
in die Astroguosie (Usus astronomicus planisphaerii stellati, Nürn
berg 1624). Bartsch heiratete 1630 die damals sechsnndzwanzig-
jährige Susanna Kepler und nahm einen Ruf au die Universität
Straßburg an, siel aber im jugendlichen Alter der Pest zum Opfer.
"-') Kepler erzählt den Gang seines Lebens in der ersten Halbscheid
des Jahres 1628 selbst mit folgenden Worten (O. O., 8. Bd.,
S. 910): „Igitur semisse anni paulo minus in aula Imperatoris
tiansacto, Hajo mense Ratisbonam ad familiam traducendam sum
reversus, Junio mense Lincium ad patronos antiquiores, Austriae
Supranisanae Ordines“ (ob der Enns). Es steht fest, daß das
Tienstesverhältnis mit den Ständen jetzt erst seine entscheidende
und ordnungsmäßige Lösung erfahren hat. "») O. O., 8. Bd.,
S. 912. Der Kriegesfürst hielt etwas von seinem Astronomen, der
auch ans den Sternen die Witwe, welche ersterer bald nachher
heimführte, „ad vivam deseribiret“ hatte. Wir können deshalb
eine Bemerkung in V. Hasners trefflicher Schrift nicht völlig be-
gründet erachten (a. a. O., S. 46), welche besagt, daß Waldstein
mit seinem Leibastrologen Sem zufriedener als mit Kepler gewesen
sei. So viel wissenschaftlichen Sinn besaß der Herzog doch, um zu
wissen, daß Seni nur Horoskope stellen, Kepler aber noch sehr viel
anderes konnte, und daß für dessen gelehrte Forschung das stille
Sagan ein geeigneterer Ort als das unruhige Prag war. 87 ) Die
erste und fast einzige Nachricht darüber haben wir von Kepler selber.
Am 4. September 1629 sendet derselbe eine sehr ausführliche Mittei-
lung darüber an Bernegger (O. O., 8. Bd., S. 914 ff.) Die
Berufung war mithin ganz der üblichen akademischen Sitte gemäß
erfolgt, wenn auch natürlich der hohe Wunsch des „Patrons" für
die philosophische Fakultät maßgebend sein mußte. Tie Professur,
um die es sich handelte, hatte nach Wohlwill (Joachim Jungins,
Hamburg-Leipzig 1888, S. 55 ff.) der treffliche, in allen Sätteln
gerechte Mathematiker Junge innegehabt, aber durch dessen 1628
erfolgten freiwilligen Rücktritt war eine Bakatur entstanden, und
an dessen Stelle den kongenialen.. Kepler zu setzen, war gewiß kein
übler Gedanke Waldsteins. !)S ) Über die Höhe orientiert einwnrfs-
frei eine Notiz bei Frisch (O. O., 8. Bd., S. 911): „In biblio-
theca Viennensi deprehendimus delegationem caesaream, datam
d. 10. Maji 1628, qua jubetur, ut ex aerario aulico Keplero
solvetur summa 11817 florenorum. f,! >) O. O., 8. Bd., S. 920.